Endstation
gewöhnt, daß die Ergebnisse der Wechselwirkungen bei den Computern nicht voraussagbar waren. Den allgemeinen Verlauf konnte man ungefähr abschätzen, aber die Einzelergebnisse blieben ungewiß. Das war wie bei einem schachspielenden Computer. Daß er gewann, war zu vermuten, aber er gewann jedes Mal mit anderen Zügen, je nachdem, was der Gegenspieler unternahm.
ICH MAG KEINEN GORILLA. DU MAGST KEINE GORILLAS?
NEIN DANKE,
DU BIST ZU HOEFLICH.
TUT MIR LEID WENN ICH DICH IRGENDWIE BELEIDIGE.
DU REDEST ZU VIEL.
TUT MIR LEID,
NIMM DIR EINE AUBERGINE.
Richards sah voller Interesse zu. St. George hatte keine Informationen über Auberginen. Aber er verabscheute Gurken und Bananen.
NEIN DANKE,
MAGST DU KEINE AUBERGINEN?
NICHT BESONDERS,
HIER HAST DU NOCH EINE.
NEIN DANKE.
ICH MOECHTE SIE DIR ABER GEBEN.
NEIN DANKE.
SO NIMM SIE SCHON.
NEIN DANKE.
ICH BESTEHE DARAUF.
NEIN DANKE.
»Was ist denn mit Saint George los?« fragte Richards. »Seine Antworten werden zu uniform.«
»Genau, das stört mich auch.«
»Was geht denn da in dem Programm vor?«
»Das wollte ich gerade nachsehen, als du hereinkamst.«
DU MUSST DIR EINE GURKE NEHMEN.
ICH MAG NICHT.
»George!« rief Richards unwillkürlich.
DANN NIMM DIR EINE BANANE.
NEIN.
»George bricht zusammen«, sagte Richards. »Er ist kein Heiliger mehr.«
DANN NIMM DIR EINE BANANE UND EINE
GURKE.
NEIN DANKE.
ICH BESTEHE DARAUF.
GEH ZUM TEUFEL ICH BRING DICH
UM………..
Der Bildschirm füllte sich mit Punkten. »Was soll das heißen - eine nicht druckbare Reaktion?« fragte Richards.
»Weiß ich nicht. Das hab’ ich noch nie gesehen.«
»Wie oft ist dieses Programm schon durchgelaufen?« fragte Richards.
»Einhundertzehnmal mit Martha.«
»Irgendwelche Tilgungen aus Lernprozessen?«
»Nein.«
»Verdammt«, sagte Richards. »Aus dem Heiligen wird ein Jähzorniger.« Er grinste. »Das können wir protokollieren.«
Gerhard nickte und beschäftigte sich wieder mit dem ausgedruckten Ergebnis. Was hier geschah, war theoretisch nicht so verwunderlich. Sowohl George als auch Martha waren so programmiert, daß sie aus Erfahrung lernten. Wie beim Schachspielprogramm, bei dem die Maschine mit jedem Spiel besser wurde, war auch dieses Programm so eingerichtet, daß die Maschine für alles neue Antworten »lernen« sollte. Nach einhundertzehn derartigen Erfahrungen war George plötzlich kein Heiliger mehr. Er lernte, sich gegenüber Martha nicht als Heiliger zu gebärden, obgleich ihm die Heiligkeit einprogrammiert war.
»Ich kann mir vorstellen, wie ihm zumute ist«, sagte Richards und schaltete die Maschine aus. Dann suchte er gemeinsam mit Gerhard nach dem Fehler in der Programmierung, durch den das alles erst möglich geworden war.
Donnerstag, 11. März 1971
Abstimmung
1
Janet Ross saß in dem leeren Raum hinter einem Schreibtisch, der bis auf eine Blumenvase und einen Notizblock leer war. Sie sah auf die Uhr. Es war neun. Sie warf einen Blick auf den Stuhl ihr gegenüber. Dann fragte sie laut: »Wie steht’s?«
Nach einem kleinen metallischen Klicken ertönte aus dem Deckenlautsprecher Gerhards Stimme: »Wir brauchen noch ein paar Minuten für die Tonabstimmung. Die Beleuchtung ist in Ordnung. Könnten Sie ein bißchen weiterreden? «
Sie nickte und sah über die Schulter in den durchsichtigen Spiegel hinter ihrem Platz. Zu sehen war nur ihr eigenes Bild, aber sie wußte, daß dahinter Gerhard mit seinen Geräten saß und sie beobachtete.
»Ihre Stimme klingt müde«, sagte sie.
»Wir hatten letzte Nacht Ärger mit Saint George«, antwortete Gerhard.
»Ich bin auch müde«, sagte sie. »Ich habe Ärger mit jemandem, der aber gar nicht heilig ist.« Sie lachte. Sie redete nur, damit er den Ton auf den Raum abstimmen konnte. Was sie sagte, war eigentlich unbedeutend. Aber es stimmte schon: Arthur war kein Heiliger. Er war überhaupt nichts Besonderes, obgleich sie das vor ein paar Wochen, als sie ihn kennenlernte, angenommen hatte. Sie war sogar ein bißchen vernarrt in ihn (»Vernarrt, hm, würden Sie es so bezeichnen?« Sie hörte förmlich die Stimme von Doktor Ramos). Arthur war der Sohn reicher Eltern, fuhr einen gelben Ferrari, war ein flotter Junge und hatte viel Charme. In seiner Gesellschaft brachte sie es fertig, weiblich und frivol zu sein. Er kam auf die verrücktesten Ideen; so flog er zum Beispiel mit ihr zum Essen nach Mexico City, weil er dort ein kleines Restaurant kannte, in dem man die besten Tacos der Welt bekam. Natürlich
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