Endstation
war, um einem Anfall entgegenzuwirken. Welche das aber war, ließ sich nur bestimmen, indem man alle Elektroden nacheinander stimulierte.
»Der Patient kommt«, sagte Gerhard über den Lautsprecher. Einen Augenblick später wurde Benson in seinem Rollstuhl hereingefahren. Er trug den blau-weiß gestreiften Bademantel und machte einen recht wachen Eindruck. Er winkte ihr ein bißchen steif zu, weil er die Schulter wegen der Bandagen noch nicht richtig bewegen konnte. »Wie geht’s Ihnen?« fragte er lächelnd.
»Das sollte ich Sie fragen.«
»Ich stelle hier die Fragen«, erklärte er. Er lächelte zwar immer noch, aber seine Stimme klang gereizt. Er hat Angst, stellte sie ein wenig überrascht fest. Aber das war ja auch ganz erklärlich. Natürlich mußte er Angst haben. Jedem anderen würde es so gehen. Sie war auch nicht gerade die Ruhe selbst.
Die Krankenschwester klopfte Benson leicht auf die Schulter, nickte Frau Doktor Ross zu und ging wieder. Sie war mit dem Patienten allein.
Eine ganze Weile sahen sie sich nur an und sagten nichts. Sie wollte Gerhard Zeit geben, die Fernsehkamera an der Decke richtig einzustellen und seine Apparate vorzubereiten.
»Was machen wir heute?« fragte Benson.
»Wir werden der Reihe nach Ihre Elektroden stimulieren und sehen, was dann geschieht.«
Er nickte. Er schien alles ganz gefaßt aufzunehmen, aber sie wußte aus Erfahrung, daß seiner Ruhe nicht zu trauen war. Nach einer Weile fragte er: »Tut das weh?«
»Nein.«
»Okay«, sagte er, »dann fangen wir an.«
Gerhard saß in dem abgedunkelten Nebenraum auf einem hohen Hocker, umgeben von den grünlich leuchtenden Armaturen seiner Geräte. Er konnte Janet Ross und Benson, die jetzt zu sprechen begannen, durch den Spiegel beobachten.
Neben ihm griff Richards nach dem Mikrofon des Tonbandgeräts und sagte leise: »Stimulation Serie eins, Patient Harold Benson, 11. März 1971.«
Gerhard sah auf die vier Fernsehschirme vor sich. Einer zeigte das Bild des Patienten, wie es von dem Kopiegerät als Protokoll des Versuchs aufgezeichnet wurde. Ein anderer Schirm war mit dem Computer gekoppelt und zeigte die vierzig Elektrodenspitzen im Gehirn Bensons als zwei parallele Reihen. Die Elektrode, die gerade stimuliert wurde, leuchtete auf dem Schirm auf. Ein dritter Schirm gab das Oszillogramm des eingegebenen Stromstoßes wieder. Auf dem vierten Schirm erschien das Schaltschema des winzigen Computers in Bensons Nacken. Es leuchtete jeweils dort auf, wo Schaltwege aktiviert wurden.
Im Nebenraum sagte Janet Ross: »Sie werden unterschiedliche Gefühle verspüren und manche davon dürften ganz angenehm sein. Sie sagen uns bitte genau, was Sie empfinden.«
Benson nickte.
Richards diktierte: »Elektrode eins, fünf Millivolt, fünf Sekunden.« Gerhard drückte auf die Knöpfe. Das Computerdiagramm zeigte, wie ein Stromkreis geschlossen wurde und welchen Weg die Elektrizität durch das komplizierte elektronische Labyrinth in Bensons Schulter nahm. Beide beobachteten Benson durch den Spiegel.
»Das ist interessant«, sagte Benson.
»Was ist interessant?« fragte Janet Ross.
»Dieses Gefühl.«
»Können Sie es beschreiben?«
»Nun, es ist, wie wenn man ein Schinkenbrot ißt.«
»Mögen Sie Schinkenbrote?«
Benson zuckte die Achseln. »Nicht besonders.«
»Haben Sie Hunger?«
»Eigentlich nicht.«
»Empfinden Sie sonst noch etwas?«
»Nein. Nur den Geschmack eines Schinkenbrotes.« Er lächelte. »Auf Schwarzbrot.«
Gerhard an der Kontrolltafel nickte. Die erste Elektrode hatte eine schwache Erinnerung stimuliert.
Richards diktierte weiter: »Elektrode zwei, fünf Millivolt, fünf Sekunden.«
»Ich muß mal hinaus«, sagte Benson.
»Das geht vorbei.«
Gerhard lehnte sich zurück, trank einen Schluck Kaffee und hörte aufmerksam zu.
»Elektrode drei, fünf Millivolt, fünf Sekunden.« Dieser Stromstoß erzielte bei Benson überhaupt keine Wirkung. Benson unterhielt sich mit Janet Ross über verschiedene Toiletten auf Bahnhöfen, Flughäfen, in Hotels und Restaurants.
»Versuch’s noch einmal«, sagte Gerhard. »Fünf mehr.«
»Ich wiederhole, Elektrode drei, zehn Millivolt, fünf Sekunden«, sagte Richards an. Der Fernsehschirm zeigte den Strom in Elektrode drei an. »Immer noch keine Wirkung.«
»Gehen wir weiter zu vier«, sagte Gerhard. Er notierte:
Nr. 1 - Erinnerung (Schinkenbrot)
Nr. 2 - volle Blase
Nr. 3 - keine subjektive Veränderung
Nr. 4 -
Er wartete nach dem Gedankenstrich. Es würde viel Zeit
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