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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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gelangte, daß diesmal - ausnahmsweise - eben doch die Schaltungen des Computers versagt haben müßten, es stellte sich am Ende immer heraus, daß der Grund menschliches Versagen war. Immer lag der Fehler beim Menschen.
    Richards trat ein, zog sein Sport Jackett aus und goß sich eine Tasse Kaffee ein. »Wie geht’s?«
    Gerhard schüttelte den Kopf. »Ich hab’ Ärger mit George.«
    »Schon wieder? Scheiße.« Richards betrachtete das Pult. »Was macht Martha?«
    »Alles in Ordnung, glaube ich. Es ist nur George.«
    »Welcher?«
    »Saint George«, sagte Gerhard. »Ein Mistkerl.«
    Richards trank seinen Kaffee und setzte sich ans Pult. »Kann ich es mal probieren?«
    »Bitte«, murmelte Gerhard.
    Richards drückte auf verschiedene Knöpfe. Er rief das Programm für St. George ab. Dann das Programm für Martha. Anschließend drückte er auf den Knopf für »In-teraction«, die wechselseitige Einwirkung der Programme aufeinander.
    Richards und Gerhard hatten die Programme nicht selbst entwickelt. Es waren Abwandlungen von vorhandenen Programmen, die von anderen Universitäten stammten. Aber der Grundgedanke war derselbe: Ein Computerprogramm sollte geschaffen werden, das den Computer gefühlsmäßig, menschenähnlich, reagieren ließ. Es war nur natürlich, daß man solchen Programmen Namen wie »George« oder »Martha« gab. In Boston war ein Programm »Eliza«, in England ein anderes »Aldous« genannt worden.
    George und Martha waren im Grunde dieselben Programme mit geringfügigen Unterschieden. George war ursprünglich so programmiert, daß er auf Reizungen neutral reagierte. Dann entstand Martha. Sie war ein kleines Luder und mit den meisten Dingen nicht einverstanden. Schließlich schuf man einen anderen George, einen sehr liebevollen, und taufte ihn St. George. Jedes der beiden Programme konnte mit drei Gefühlsregungen antworten: Liebe, Furcht und Wut. Jedes Programm war zu drei Verhaltensweisen imstande: Annäherung, Rückzug und Angriff. Das alles war natürlich außerordentlich abstrakt. Es spielte sich in Form von Zahlen ab. Der ursprüngliche George verhielt sich beispielsweise neutral gegenüber den meisten Zahlen, aber er mochte die 751 nicht. Er war darauf programmiert, diese Zahl abzulehnen. Daraus ergab sich, daß er ähnliche Zahlen, wie 743, 772 und so weiter, auch nicht mochte. Dafür bevorzugte er Zahlen wie 404, 133 und 918. Drückte man eine dieser Zahlen ein, reagierte George mit Zahlen, die Liebe und Annäherung symbolisierten. Gab man 750 ein, ging George wütend zum Angriff über, bei 707 zog er sich zurück - natürlich alles wieder in Zahlen ausgedrückt. Auf diese Weise hatten die Mitarbeiter der NPFA lange Zeit Zahlenspiele betrieben. Dann hatten sie das Programm so abgeändert, daß der Computer »reden« konnte. Die Zahlen wurden in Sätze übertragen. Das war ebenso amüsant wie aufschlußreich. Dieses Wechselspiel wurde als »Weihnachtsspiel« bezeichnet, weil es hauptsächlich um das Geben und Annehmen von Geschenken ging, von Gegenständen mit einem angelernten Gefühlswert, der zuvor bestimmten Zahlen zugeordnet war.
    Wenn der normale George sich mit Martha unterhielt, nahm er sie allmählich für sich ein, und ihre Unberechenbarkeit trat in den Hintergrund.
    Aber St. George übte auf sie eine viel schlimmere Wirkung aus. Mit seiner liebevollen Nachgiebigkeit jagte er sie auf die Palme. So war es jedenfalls, wenn alles normal funktionierte. Richards beobachtete die Zeilen, die über den Schirm huschten.
HALLO ICH BIN ST GEORGE
    HALLO
    WIE HEISST DU?
    MARTHA.
    DU SAGST NICHT VIEL, MARTHA.
    NEIN
    ABER ICH MAG DICH
    WARUM ICH MAG DICH NICHT.
    DAS VERSTEHE ICH. WIE KANN ICH DIR
    HELFEN?
    »Er druckt die Punkte nicht regelmäßig aus«, sagte Richards. »Wann hat das angefangen?«
    »Das ist noch gar nichts«, sagte Gerhard. »Paß nur auf!«
HELFEN?
    JA, ICH MOECHTE DIR GERN HELFEN.
    ICH SCHENKE DIR EINE KATZE.
    Richards zuckte zusammen. Sowohl George als auch Martha waren darauf programmiert, Katzen nicht zu mögen. George eine Katze als Geschenk anzubieten, war eine außerordentlich feindselige Handlung.
DANKE.
    NIMM NOCH EINE KATZE.
    DANKE,SEHR FREUNDLICH VON DIR
    NIMM NOCH EINE KATZE.
    NEIN DANKE.
    MAGST DU KEINE KATZEN ?
    DOCH,ABER ICH HABE GENUG KATZEN.
    NIMM DIR EINEN GORILLA.
    »Richtig gemein«, bemerkte Richards. »Wie sehen die anderen Wechselwirkungen aus?«
    »Ganz ähnlich«, antwortete Gerhard.
    »Genau so schlimm?«
    »Ziemlich.«
    Sie hatten sich inzwischen daran

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