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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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keine Notiz von ihr. Sie plantschten herum und quietschten dazu vergnügt, bis Janet an den Rand des Beckens trat und fragte: »Ist hier niemand zu Hause?«
    Da nahmen die Mädchen sie wahr und ließen voneinander ab. »Suchen Sie Harry?« fragte eine von ihnen.
    »Ja.«
    »Polizei?«
    »Ich bin Ärztin.«
    Eins der Mädchen schwang sich geschickt aus dem Becken und begann sich abzutrocknen. Sie trug einen knappen roten Bikini. »Sie haben ihn knapp verpaßt«, sagte sie. »Aber den Bullen sollen wir nichts sagen. Er wollte es nicht.« Sie stellte ein Bein auf den nächsten Stuhl und trocknete es ab. Janet fiel auf, wie verführerisch und berechnend diese Geste war. Die Mädchen sind lesbisch, dachte sie.
    »Wann ist er weggegangen?«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Seit wann sind Sie hier?«
    »Seit einer Woche«, rief das Mädchen im Swimmingpool. »Harry hat uns eingeladen. Er fand uns nämlich niedlich.«
    Das andere Mädchen legte sich das Handtuch um die Schultern und sagte: »Wir kennen ihn aus dem ›Jackrabbit‹, er kommt oft dorthin.«
    Janet nickte.
    »Er ist wirklich ein feiner Kerl«, sagte das Mädchen.
    »Man hat viel Spaß mit ihm. Wollen Sie wissen, was er heute abend anhatte?«
    »Was denn?«
    »So eine weiße Krankenhausuniform.« Sie schüttelte den Kopf. »Wirklich toll.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Klar.«
    »Was sagte er?«
    Das Mädchen im roten Bikini ging ins Haus. Janet folgte ihr. »Er hat gesagt, wir sollen den Bullen nichts verraten. Dann hat er uns viel Spaß gewünscht.«
    »Warum war er hier?«
    »Er wollte ein paar Sachen holen.«
    »Welche Sachen?«
    »Etwas aus seinem Arbeitszimmer.«
    »Wo ist das Arbeitszimmer?«
    »Ich zeig’s Ihnen.«
    Sie führte Janet durch das Wohnzimmer. Ihre Füße hinterließen auf dem Parkett feuchte Abdrücke. »Ist diese Bude nicht verrückt? Harry ist wirklich nicht ganz normal. Haben Sie schon mit ihm gesprochen?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie ja Bescheid. Er ist ein bißchen komisch.« Sie zeigte auf die Sachen im Raum. »Lauter alter Kram. Warum suchen Sie ihn?«
    »Er ist krank«, sagte Janet.
    »Das muß er wohl sein«, bemerkte das Mädchen. »Mir sind die Verbände aufgefallen. Was war los? Ein Unfall?« »Er wurde operiert.«
    »Nein, wirklich? Im Krankenhaus?«
    »Ja.«
    »Ist ja toll.«
    Sie ging vom Aufenthaltsraum aus einen Flur entlang zu den Wohnräumen. Das Zimmer auf der rechten Seite war als Studio eingerichtet: antike Schreibtischlampe auf einem antiken Schreibtisch, bequeme Sofas. »Hier hat er sich ein paar Sachen geholt.«
    »Haben Sie gesehen, was er mitnahm?«
    »Wir haben uns nicht viel darum gekümmert. Aber es waren ein paar große Papierrollen.« Sie zeigte die Länge mit beiden Händen. »Wirklich groß. Wahrscheinlich waren es Entwürfe oder etwas Ähnliches.«
    »Entwürfe?«
    »Das Papier war jedenfalls innen blau und außen weiß. Und es waren große, lange Rollen.«
    »Hat er sonst noch etwas mitgenommen?«
    »Ja, einen Metallkasten.«
    »Was für einen Metallkasten?« Janet dachte an eine Kassette oder einen kleinen Koffer.
    »Er sah aus wie ein Werkzeugkasten. Ich hab das Ding nur für einen Augenblick offen gesehen, dann hat er’s zugeklappt. Ich glaube, es war Werkzeug drin.«
    »Ist Ihnen irgend etwas Besonderes aufgefallen?« Das Mädchen schwieg und biß sich auf die Unterlippe. »Nun, so genau hab’ ich’s nicht gesehen, aber …« »Ja?«
    »Ich glaube, es war auch eine Waffe drin.«
    »Hat er nicht gesagt, wohin er wollte?«
    »Nein.«
    »Überhaupt keinen Hinweis?«
    »Nein.«
    »Wollte er wieder zurückkommen?«
    »Das war ja das Komische«, antwortete das Mädchen. »Er hat mir einen Kuß gegeben, dann hat er Suzie einen Kuß gegeben, uns beiden viel Spaß gewünscht und aufgetragen, wir sollen den Bullen nichts sagen. Er meinte, er würde uns wohl nicht wiedersehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war furchtbar komisch. Aber Sie wissen ja, wie Harry ist.«
    »Ja, ich weiß, wie Harry ist«, antwortete Janet Ross. Sie sah auf die Uhr. l Uhr 47. Nur noch vier Stunden.

3
    Was Ellis zuerst auffiel, war der Geruch. Es roch warmfeucht, beizend nach wildem Tier. Er rümpfte angewidert die Nase. Was fand Benson nur in einem solchen Lokal? Der Punktstrahler beschrieb in dem Dunkel einen Bogen, dann blieb er an einem Paar langer Beine hängen. Ein erwartungsvolles Raunen ging durch die Menge. Ellis wurde an seine Dienstzeit bei der Marine in Baltimore erinnert. Dort war er zuletzt in einem solchen

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