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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Geruchshirn«.
    Das Rhinencephalon war schon vor 150 Millionen Jahren entstanden, als noch Reptilien die Erde beherrschten. Es steuerte die primitivsten Verhaltensweisen wie Wut und Angst, Lust und Hunger, Angriff und Rückzug. Bei manchen Reptilien, wie den Krokodilen, war es so ziemlich das einzige Steuerungssystem ihres Verhaltens. Der Mensch jedoch besitzt die Hirnrinde.
    Die Hirnrinde ist erst verhältnismäßig spät entstanden. Ihre Entwicklung in der jetzigen Form hatte vor etwa zwei Millionen Jahren begonnen, und im jetzigen Zustand war die Hirnrinde des Menschen einhunderttausend Jahre alt. Gemessen an den Zeittafeln der Evolution war das gar nichts. Die Hirnrinde hat sich rings um das Limbische System entwickelt, das unverändert geblieben und in die neuen Hirnanteile eingegliedert ist. Diese Hirnrinde, die Liebe empfinden, das ethische Verhalten bestimmen und Gedichte entstehen lassen konnte, mußte mit dem Krokodilhirn in seinem Inneren einen Waffenstillstand schließen. Dieser wurde manchmal, wie in Bensons Fall, gebrochen - dann regierte für eine gewisse Zeit das Krokodilhirn.
    Welchen Zusammenhang gab es zwischen alldem und den Gerüchen? Ellis wußte es nicht genau. Natürlich begannen Anfälle häufig mit eigenartigen Geruchsempfindungen. Aber kam nicht noch etwas anderes hinzu? Irgendein anderer Effekt?
    Er wußte es nicht und sagte sich, daß es auch keine große Rolle spiele. Das Problem bestand darin, daß Benson gefunden werden mußte, bevor sein Krokodilhirn an die Macht kam. Ellis hatte das in der Neuropsychiatrie schon einmal erlebt. Er hatte durch den Spiegel beobachten können, wie Benson, zuerst ganz normal, plötzlich mit den Fäusten gegen die Wand getrommelt, seinen Stuhl gepackt und ihn in eine Ecke gefeuert hatte. Der Anfall war ganz unvermittelt gekommen, ohne Vorankündigung, und er war ein Ausdruck absoluter, gedankenloser Wildheit gewesen.
    Sechs Uhr morgens, dachte er, während er weiterfuhr. Viel Zeit blieb nicht mehr.

4
    »Was ist eigentlich passiert?« fragte Farley, als er die Tür zur Firma Autotronics aufschloß.
    »Ein ganz unerwarteter Vorfall«, antwortete Morris. Er stand am Eingang und ihn fröstelte, weil er in der kalten Nacht eine halbe Stunde hatte warten müssen. Farley war ein großer, schlanker Mann, der den Eindruck machte, als sei er etwas langsam. Vielleicht war er auch nur verschlafen. Es dauerte lange, bis er das Büro aufgeschlossen und Morris hineingeführt hatte. Er schaltete das Licht in dem schlichten Empfangsraum an. Dann ging er weiter zum rückwärtigen Teil des Gebäudes. Es bestand aus einer einzigen, riesigen Halle. Um einige gewaltige, metallisch glänzende Apparate waren Schreibtische gruppiert. Morris runzelte die Stirn. »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte Farley. »Ein furchtbarer Schuppen.«
    »Nein, ich … «
    »Es ist ein Schuppen. Aber ich kann Ihnen sagen, daß wir trotzdem unsere Arbeit leisten.« Er deutete hinüber zur anderen Seite der Halle. »Dort drüben steht Harrys Schreibtisch, gleich neben Hap.«
    »Hap?«
    Farley zeigte auf eine große, spinnenartige Metallkonstruktion. »Hap«, so erklärte er grinsend, »ist die Abkürzung für ›Hoffnungsloser Automatischer Pingpongspie-ler‹. Aber so schlimm ist es nicht. Ein kleiner interner Witz.«
    Morris ging einmal um die Maschine herum und versuchte zu begreifen. »Und das Ding spielt Pingpong?« »Nicht sehr gut«, gab Farley zu. »Aber wir arbeiten noch an den Verbesserungen. Der Regierungsauftrag lautete: Entwicklung eines Pingpong spielenden Roboters. Ich weiß, was Sie jetzt denken: Sie halten das Projekt nicht für besonders wichtig.«
    Morris zuckte die Achseln. Er ließ sich nicht gern von anderen dauernd sagen, was er dachte. Farley lächelte: »Weiß der Himmel, wofür sie das Ding brauchen«, fuhr er fort. »Aber die Anwendungsmöglichkeiten wären schon toll. Stellen Sie sich vor - ein Computer ist in der Lage, eine schnell bewegte Kugel im dreidimensionalen Raum augenblicklich zu orten, und er verfügt einprogrammiert über die Regeln, wie man sie von dort zurückwirft, und zwar so, daß sie in einem gewünschten Feld landet, nicht das Netz berührt, nicht über den Tisch hinausfliegt und so weiter. Ich glaube kaum, daß das Verteidigungsministerium damit Tischtennismeisterschaften gewinnen will.« Er ging hinüber zur Wand und öffnete einen Kühlschrank mit der großen orangenfarbenen Aufschrift ACHTUNG! STRAHLUNG! und darunter: F Ü R UNBEFUGTE

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