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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Dieses Gefühl ist schön«, sagte Benson immer noch lächelnd. »Es gibt kein herrlicheres Gefühl. Ich könnte mich für immer und ewig nur in diesem Gefühl baden.«
    »Harry, versuchen Sie doch, sich zu entspannen.«
    »Ich bin ganz entspannt, aber das ist es doch nicht, was Sie eigentlich wollen.«
    »Was will ich denn?«
    »Sie wollen eine gute Maschine aus mir machen. Sie wollen, daß ich meinen Herrn und Meistern gehorche und alle Anweisungen ausführe. Stimmt das nicht?«
    »Sie sind keine Maschine, Harry.«
    »Ich werde auch nie eine werden.« Sein Lächeln verblaßte. »Niemals.«
    Sie holte tief Luft und fuhr fort: »Harry, ich möchte, daß Sie mit mir ins Krankenhaus zurückkommen.«
    »Nein.«
    »Wir sorgen dafür, daß Sie sich wieder wohl fühlen.« »Nein.«
    »Wir kümmern uns um Sie, Harry.«
    »Ihr kümmert euch um mich.« Sein Lachen war laut und häßlich. »Ihr kümmert euch doch nicht um mich, sondern nur um euer Experiment. Das einzige, was euch kümmert, ist euer wissenschaftliches Protokoll. Ich selbst bin euch doch gleichgültig.«
    Er war jetzt aufgeregt und böse. »Es sieht in den medizinischen Fachzeitschriften bestimmt nicht gut aus, wenn ihr berichten müßt, daß ihr jahrelang so viele Patienten beobachtet habt, und schließlich starb einer, weil er durchdrehte und die Bullen ihn niederknallten. Das macht einen schlechten Eindruck.«
    »Harry …» »Ich weiß«, sagte Benson und streckte abwehrend die Hände aus. »Vor einer Stunde war mir übel. Als ich dann zu mir kam, sah ich Blut unter meinen Fingernägeln. Blut, ich weiß.« Er starrte seine Hände an und drehte sie mit dem Rücken nach oben, um seine Nägel zu betrachten. Dann berührte er die Verbände. »Dagegen sollte die Operation wirken. Sie hat nicht gewirkt.«
    Plötzlich begann er zu weinen. Sein Gesicht blieb unbewegt, aber die Tränen rollten ihm über das Gesicht. »Es wirkt nicht«, wiederholte er. »Ich verstehe es nicht, aber es wirkt nicht.«
    Ebenso unvermittelt lächelte er wieder. Eine neue Stimulation. Sie lag nur knapp eine Minute nach der letzten. Janet Ross wußte, daß die Krise in den nächsten Sekunden bevorstand.
    »Ich will doch niemandem weh tun«, sagte er mit fröhlichem Lächeln.
    Sie empfand Mitleid mit ihm und bedauerte zutiefst, was geschehen war.
    »Ich verstehe Sie«, sagte sie. »Fahren wir ins Krankenhaus zurück.«
    »Nein, nein!«
    »Ich fahre mit. Ich bleibe die ganze Zeit bei Ihnen. Es kommt alles wieder in Ordnung.«
    »Widersprechen Sie mir nicht!« Er sprang auf, ballte die Fäuste und sah zornig auf sie herab. »Ich werde nicht auf Sie hören.« Wieder hielt er inne, aber er lächelte nicht. Statt dessen hob er den Kopf und sog schnuppernd die Luft ein.
    »Was ist das für ein Geruch?« fragte er. »Ich hasse diesen Geruch. Was ist das? Hören Sie denn nicht? Ich hasse diesen Geruch.«
    Immer noch schnüffelnd kam er auf sie zu. Er streckte die Hände nach ihr aus.
    »Harry!«
    »Ich hasse dieses Gefühl«, sagte er.
    Sie stand von der Couch auf und zog sich zurück. Er folgte ihr unbeholfen mit ausgestreckten Armen. »Ich mag dieses Gefühl nicht. Ich will es nicht«, sagte er. Jetzt schnüffelte er nicht mehr. Wie unter Trance verfolgte er sie.
    »Harry«
    Seine Miene war unbewegt, die Maske eines Roboters. Gleich einem Schlafwandler verfolgte er sie und tastete nach ihr. Aber seine Bewegungen waren so langsam, daß es nicht schwer war, sich ihm zu entziehen und sicheren Abstand zu wahren.
    Dann griff er plötzlich nach einem schweren, geschliffenen Aschenbecher und schleuderte ihn nach ihr. Sie duckte sich. Er traf eines der großen Fenster, und die Scheiben fielen klirrend zusammen.
    Er ging auf sie los, umschlang sie mit den Armen und hielt sie fest wie ein ungeschickter Bär. Er drückte mit unglaublicher Kraft zu.
    »Harry«, stieß sie hervor. »Harry.« Sie warf einen Blick auf sein Gesicht und merkte, daß es immer noch starr war.
    Da stieß sie ihm mit Wucht das Knie in die Leiste.
    Er stöhnte auf, ließ sie los und beugte sich hustend vor. Sie entkam ihm und griff nach dem Telefon. Während Benson immer noch vorgebeugt dastand und hustete, wählte sie die Zentrale.
    »Hier Vermittlung.«
    »Geben Sie mir die Polizei.«
    »Wollen Sie die Polizei von Beverly Hills oder die von Los Angeles?«
    »Das ist doch egal!«
    »Nun, welche möchten Sie denn«
    Sie ließ den Hörer fallen. Benson griff sie wieder an. Aus der Muschel drang die dünne, blecherne Stimme der

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