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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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würde gehorchen. Noch ein Schritt.
    Ein Schuh! Rasch streifte er einen Schuh ab und stellte fest, daß er einen Gummiabsatz hatte. Trotzdem war es besser als nichts. Er packte den Schuh und hob den Arm schlagbereit hoch über den Kopf. Im Geiste sah er das entstellte Gesicht des Mechanikers. Plötzlich wurde ihm klar, daß er Benson genau treffen mußte, daß er mit aller Kraft zuschlagen mußte.
    Er mußte versuchen, Benson zu töten.
    Die quietschenden Geräusche verstummten, dafür hörte er Atemzüge. Dann heulten irgendwo in der Ferne Sirenen auf und kamen rasch näher. Die Polizei! Auch Benson mußte sie hören. Dann würde er aufgeben.
    Wieder ein Quietschen.
    Benson stieg also die Leiter hinunter. Morris atmete erleichtert auf.
    Da hörte er ein seltsames Kratzen und spürte, wie die Tragfläche unter seinen Füßen vibrierte. Benson war nicht zurückgeklettert, sondern er stand jetzt ebenfalls auf der Tragfläche.
    »Doktor Morris?«
    Fast hätte Morris ihm geantwortet, aber er biß sich auf die Zunge. Er wußte, daß auch Benson nichts sehen konnte. Er mußte sich nach dem Geräusch orientieren.
    Morris schwieg.
    »Doktor Morris? Sie müssen mir helfen.«
    Bei dem Gedanken, daß Benson nun gleich gefaßt wurde, empfand Morris fast einen gewissen Triumph. Gleich würde dieser Alptraum vorüber sein.
    »Bitte, helfen Sie mir, Doktor Morris.«
    Vielleicht meint er es ehrlich, dachte Morris. In diesem Fall war es seine Pflicht als Arzt, ihm zu helfen.
    »Bitte!«
    Morris stand auf. »Ich bin hier, Harry«, sagte er halblaut. »Nur nicht aufregen und …«
    Etwas zischte durch die Luft. Er hörte es kommen, bevor es ihn traf. Dann spürte er einen fast unerträglichen Schmerz am Mund und am Kinn und wurde zurückgeschleudert. Er rollte über die Tragfläche. Etwas so Furchtbares wie diese Schmerzen hatte er in seinem ganzen Leben noch nie empfunden. Dann stürzte er ins schwarze Nichts.
    Es war nicht weit von der Kante der Tragfläche bis zum Boden, aber der Sturz schien endlos lange zu dauern - es war wie eine Ewigkeit.

13
    Janet Ross stand vor dem Behandlungsraum der Unfallstation und schaute durch das kleine Glasfenster hinein. Sechs Leute drängten sich um Morris. Sie sah seine Füße, sonst konnte sie nicht viel erkennen. Er hatte einen Schuh an, der andere fehlte. Überall war Blut. Die weißen Kittel waren rot bespritzt.
    Captain Anders stand draußen neben ihr und sagte: »Was ich davon halte, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen.«
    »Nein«, murmelte sie.
    »Der Mann ist äußerst gefährlich. Doktor Morris hätte auf die Polizei warten sollen.«
    »Aber die Polizei hat ihn nicht erwischt«, sagte sie und wurde plötzlich wütend. Anders begriff einfach nicht. Er verstand nicht, daß man sich für einen Patienten verantwortlich fühlte, er wußte nichts von dem Bedürfnis, sich um einen anderen Menschen zu kümmern.
    »Morris hat ihn auch nicht erwischt«, entgegnete er.
    »Und warum hat ihn die Polizei nicht gefaßt?«
    »Benson war schon fort, als die Kollegen den Hangar erreichten. Die Halle hat verschiedene Ausgänge, die nicht alle besetzt werden konnten. Sie fanden Morris unter der Tragfläche und den Mechaniker darauf. Beide waren schwer verletzt.«
    Die Tür zum Behandlungsraum ging auf. Ellis kam heraus, übernächtigt, unrasiert, niedergedrückt.
    »Wie geht’s ihm?« fragte Janet.
    »Alles okay«, antwortete Ellis. »In den nächsten Wochen wird er nicht viel sagen, aber sonst ist er okay. Jetzt kommt er in den OP. Wir müssen sein Kinn verdrahten und alle Zähne ziehen.« Er wandte sich an Anders. »Haben Sie die Waffe gefunden?«
    Anders nickte. »Ein Stück Bleirohr, einen halben Meter lang.«
    »Es muß ihn genau am Mund getroffen haben«, sagte Ellis. »Aber er hat Gott sei Dank keine ausgeschlagenen Zähne geschluckt oder eingeatmet. Die Bronchien sind auf dem Röntgenbild frei.« Er legte seinen Arm um Janet. »Sie bringen ihn schon wieder in Ordnung.«
    »Und der andere?«
    »Der Mechaniker?« Ellis schüttelte den Kopf. »Für ihn würde ich keine Wette eingehen. Sein Nasenbein ist gebrochen und ein paar Knochensplitter davon sind in das Gehirn eingedrungen. Aus der Nasenöffnung tritt Zerebralflüssigkeit aus. Hinzu kommt starker Blutverlust und die große Gefahr der Enzephalitis.«
    »Wie beurteilen Sie seine Chancen?« fragte Anders.
    »Er schwebt in Lebensgefahr.«
    »Okay«, murmelte Anders und ging.
    Janet Ross begleitete Ellis in den Erfrischungsraum. Sein Arm lag immer

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