Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Kriegsschiff und aktivem Einsatz in einem anderen System zurückkehrt. Sogar Captain Lempriere kommt nach seiner Aussage vorbei, und die zurückhaltende Sympathie des kahlköpfigen Mannes macht de Soya am Ende ärgerlich.
Am fünften Tag erscheint de Soya vor dem Ausschuss. Die Situation ist seltsam – de Soya besitzt immer noch den päpstlichen Diskey und ist somit rein rechtlich gesehen jenseits von Tadel oder Verurteilung –, aber man ist sich darin einig, dass Papst Julius diesen Untersuchungsausschuss durch Kardinal Lourdusamy eingesetzt hat, und de Soya, der sowohl durch seine militärische als auch durch seine jesuitische Schulung auf Gehorsam gedrillt ist, fügt sich in Demut. Er rechnet nicht mit einer Entlastung. In der Tradition von Schiffskapitänen seit dem Mittelalter auf der Alten Erde weiß de Soya genau, dass die Medaille der Vorrechte eines Captains zwei Seiten hat – die fast gottgleiche Macht über alles und jeden an Bord seines Schiffes wird aufgewogen durch die Pflicht, die ausschließliche Verantwortung für jeden Schaden am Schiff oder ein Scheitern der befohlenen Mission zu übernehmen.
De Soya hat sein Schiff nicht beschädigt – weder seine ehemalige Task Force noch sein neues Schiff, die Raphael –, aber er ist sich durchaus bewusst, dass er auf der ganzen Linie versagt hat. Obwohl ihm auf Hyperion und im Renaissance-System die immensen Ressourcen des Pax zur Verfügung standen, ist es ihm nicht gelungen, ein zwölfjähriges Mädchen zu fangen. Dafür fällt ihm keine Entschuldigung ein, und das gibt er vor dem Ausschuss auch zu Protokoll.
»Und warum haben Sie die Bombardierung des Farcasterportals auf Renaissance Vector befohlen?«, fragt Pater Admiral Coombs nach de Soyas Aussage.
De Soya hebt die Hand und lässt sie wieder sinken. »Weil mir in dem Moment klar wurde, dass der einzige Grund für die Reise des Mädchens zu dieser Welt war, das Portal zu erreichen«, sagt er, »unsere einzige Hoffnung, sie aufzuhalten, hätte in der Zerstörung des Portalbogens bestanden.« »Aber er wurde nicht zerstört?«, will Pater Brown wissen.
»Nein«, sagt de Soya.
»Pater Captain de Soya«, sagt Captain Wu, »haben Sie jemals erlebt, dass ein Ziel durch eine volle Minute CPB-Feuer nicht zerstört worden wäre?«
De Soya denkt einen Moment nach. »Es gibt Ziele wie Orbitalwälder oder Asteroiden in Ouster-Schwärmen, die auch durch eine volle Minute Lanzenfeuer nicht völlig vernichtet werden konnten«, sagt er. »Aber sie wurden schwer beschädigt.«
»Und das Farcasterportal wurde nicht beschädigt?«, beharrt Pater Brown.
»Meines Wissens nicht«, sagt de Soya.
Captain Wu dreht sich zu den anderen Mitgliedern des Ausschusses um.
»Uns liegt eine eidesstattliche Versicherung des planetaren Chefingenieurs Rexton Hamn vor, dass die Legierung des Farcasterportals – obschon sie noch achtundvierzig Stunden nach dem Angriff Hitze abstrahlte – nicht beschädigt wurde.«
Die Ausschussmitglieder beraten sich mehrere Minuten.
»Pater Captain de Soya«, beginnt Admiral Serra, als die Befragung fortgesetzt wird, »waren Sie sich darüber im klaren, dass Ihr Versuch, das Portal zu zerstören, zur Vernichtung des fremden Schiffes führen konnte?«
»Ja, Admiral.«
»Und damit«, fährt Serra fort, »zum Tod des Mädchens?«
»Ja, Admiral.«
»Und Ihre Befehle lauteten – ausdrücklich –, das Kind nach Pacem zu bringen – unverletzt. Ist das korrekt?«
»Ja, Admiral. Das waren meine exakten Befehle.«
»Aber Sie waren bereit, sich über sie hinwegzusetzen?«
De Soya holt tief Luft. »In diesem Fall, Admiral, hielt ich es für ein kalkuliertes Risiko. Meinen Anweisungen zufolge war es von größter Bedeutung, das Kind so schnell wie möglich nach Pacem zu bringen. In den wenigen Sekunden, als mir klar wurde, dass sie vielleicht in der Lage wäre, per Farcasterportal zu reisen und sich so der Festnahme zu entziehen, schien mir unsere beste Hoffnung zu sein, das Portal zu zerstören – nicht das Schiff des Kindes. Um ehrlich zu sein, glaubte ich, dass das Schiff das Portal entweder schon passiert oder noch gar nicht erreicht hatte. Alles deutete darauf hin, dass das Schiff getroffen worden und in den Fluss gestürzt war. Ich wusste nicht, ob das Schiff unter Wasser durch das Portal reisen konnte – oder, was das betrifft, ob das Portal ein Objekt unter Wasser farcasten konnte.«
Captain Wu faltet die Hände. »Und hat das Portal Ihres Wissens seit jener Nacht Anzeichen von
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