Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
die Ewigkeit geschaffen.«
Das Schiff raste jetzt mittels der Schubdüsen vorwärts. Ich konnte den Bogen des Farcasterportals jetzt deutlich wie einen riesigen Reif über dem Fluss aufragen sehen. Ein Industriegebiet war um das uralte Relikt herum entstanden, die Rangierbahnhöfe und Lagerplätze waren verlassen, abgesehen von rissigem Beton, Unkraut, rostendem Draht und den Silhouetten ausgedienter Maschinen. Das Portal war immer noch einen Kilometer entfernt. Ich konnte die Lichter der Stadt auf der anderen Seite erkennen... nein, jetzt schien ein leichtes Flimmern da zu sein, als würde Wasser von dem Metallbogen herabregnen.
»Wir werden es schaffen!«, sagte ich. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, als eine heftige Explosion das Schiff erschütterte und wir zum Fluss hinuntertrudelten.
»Das alte Farcasterportal!«, schreit de Soya. Er hatte den Bogen vor einer Minute gesehen, ihn aber für eine weitere Brücke gehalten. Nun begreift er.
»Sie wollen zu dem Farcasterportal. Es war einmal Teil des Flusses Tethys!« Er ruft den taktischen Raum auf. Eindeutig – das Schiff des Mädchens beschleunigt in Richtung des Bogens.
»Nur die Ruhe«, sagt Commander Barnes-Avne. »Die Portale sind tot.
Sie funktionieren seit dem Fall nicht mehr. Es kann nicht...«
»Bringen Sie uns näher ran!«, brüllt de Soya die Pilotin an. Das Landungsboot beschleunigt, sodass sie alle tief in die Polster gedrückt werden. In einem Landungsboot gibt es kein internes Sperrfeld. »Näher ran! Schließen Sie die Lücke!«, brüllt de Soya die Lieutenant an. Über den offenen Kom-Kanal sagt er: »Alle Abfangjäger näher an das Ziel.«
»Sie werden es vor uns schaffen«, sagt Pilotin Cook unter der Last von drei g, die sie in den Pilotensitz presst.
»CAP-Führer!«, ruft de Soya mit vor Schweredruck angespannter Stimme. »Auf das Ziel feuern. Feuern und Maschinen und Schubdüsen zerstören. Sofort!«
Energiestrahlen bohren sich durch die Nacht. Das Schiff des Mädchens scheint im Flug zu straucheln wie ein Tier mit einem Bauchschuss und dann mehrere hundert Meter vor dem Farcasterportal in den Fluss zu stürzen. Eine Dampfwolke erblüht pilzförmig in der Nacht.
Das Landungsboot fliegt in einer Höhe von tausend Metern um die Dampfsäule herum. Flugzeuge und fliegende Soldaten kreisen in der Luft.
Die Kom-Kanäle sind plötzlich von aufgeregtem Murmeln erfüllt.
»Ruhe!«, befiehlt de Soya über Breitband. »CAP-Führer, können Sie das Schiff sehen?«
»Negativ«, meldet Klaus’ Stimme. »Zu viel Dampf und Trümmer nach der Explosion...«
»Gab es eine Explosion?«, will de Soya wissen. Dann, über Richtstrahl zu den Verteidigungsforts in tausend Klicks Höhe. »Radar? Sensoren?«
»Das Schiff ist unten«, lautet die Antwort.
»Das weiß ich, Sie Idiot«, sagt de Soya. »Können Sie es unter der Flussoberfläche scannen?«
»Negativ«, antwortet der Posten. »Zu viel Durcheinander in der Luft und am Boden. Tiefenradar kann nicht unterscheiden zwischen –«
»Verdammt«, sagt de Soya. »Mater Captain Stone?«
»Ja«, meldet sich die Stimme seiner ehemaligen Nummer eins vom Kriegsschiff im Orbit.
»Unter Beschuss nehmen«, befiehlt de Soya. »Das Portal. Den Fluss darunter. Eine volle Minute unter Beschuss nehmen. Feuern Sie darauf, bis es schmilzt. Moment... Feuer in dreißig Sekunden.« Er wechselt auf die taktischen Luftkanäle. »Jeder Jäger und Soldat in der Umgebung... Sie haben dreißig Sekunden Zeit, bis eine CPB das gesamte Areal bestreicht.
Auseinander!«
Pilotin Cook befolgt den Rat, kippt das Landungsboot scharf und beschleunigt mit Mach 1,5 in Richtung Raumhafen zurück. »Mannomann!«, brüllt de Soya unter der Schwerebelastung. »Nur einen Klick weit.
Ich muss mir das ansehen.«
Die visuelle wie auch die taktische Ansicht bieten eine Demonstration der Chaostheorie, als Hunderte Flugzeuge und Soldaten wie von einer Explosion auseinander getrieben von dem Portal wegfliegen. Das Areal ist laut Radar kaum geräumt, als der violette Strahl vom Himmel herunterbrennt. Der CPB, zehn Meter breit und so grell, dass man ihn nicht direkt ansehen kann, trifft das alte Farcasterportal exakt. Beton, Stahl und Ferroplast schmelzen auf beiden Seiten des echten Flusses zu Pfützen und Lavaströmen. Der Fluss selbst verdampft binnen eines Augenblicks, die Druckwelle und eine Dampfwolke breiten sich auf Kilometer in alle Richtungen über die Stadt aus. Diesmal reicht die Pilzwolke bis in die
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