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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Brücken der Stadt, fliegen die Marines und Soldaten des Raumhafens, die das Geschehen mit ihren Anzugvisieren, Infrarotsensoren und Spürsonden verfolgen.
    Das Schiff des Mädchens schwebt auf lautlosen EM-Schubdüsen über den Wolkenkratzern von DaVinci auf Renaissance Vector. Straßenlaternen, erleuchtete Fenster, die grünen Flächen von Spielplätzen und die grell beleuchteten Parkplätze bestimmen das Stadtbild. Zehntausende Bodenautos kriechen auf den Bändern der hoch gelegenen Straßen dahin und tragen mit ihren Scheinwerfern zur Lichterkulisse der Stadt bei.
    »Es rotiert, Sir«, meldet die Pilotin. »Immer noch auf Schubdüsen.«
    Über Video und im taktischen Raum kann de Soya Aeneas Schiff sehen, das langsam von der Vertikalen in die Horizontale geht. Keine Flügel werden ausgefahren. Dieses Vorgehen muss seltsam für die Passagiere sein, ändert aber in praktischer Hinsicht nichts – die internen Felder würden immer noch »oben« und »unten« bestimmen. Das Schiff, das mehr denn je wie ein silbernes Luftschiff aussieht, das sich in der sanften Brise treiben lässt, schwebt über den Fluss und die Rangierbahnhöfe des nordwestlichen DaVinci. Die Verkehrskontrolle verlangt eine Antwort, aber die Kom-Kanäle bleiben stumm.
    Was habe ich vergessen?, fragt sich Pater Captain de Soya.
    Als Aenea das Schiff bat, in die Horizontale zu rotieren, verlor ich, wie ich gestehen muss, einen Moment lang beinahe die Fassung.
    Das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren, war fast überwältigend. Wir hatten alle drei am Rand des kreisförmigen Raums gestanden und hatten durch die transparente Hülle gesehen wie über den Rand einer Felsklippe.
    Nun kippten wir in Richtung der Lichter tausend Meter unter uns. A. Bettik und ich wichen unwillkürlich ein paar Schritte zurück zum Zentrum des Raums – ich ruderte sogar mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren –, aber Aenea blieb an der Wand und sah zu, wie der Boden kippte und zu einer Wand aus städtischen Gebäuden und Lichtern wurde.
    Ich hätte mich fast auf die Couch gesetzt, schaffte es aber, mein Schwindelgefühl zu unterdrücken, indem ich mir den Boden als gigantische Wand vorstellte, an der wir vorbeiflogen. Straßen und das regelmäßige Gitter der Häuserviertel glitten vorüber, während wir uns vorwärts bewegten. Ich drehte mich einmal um mich selbst und sah die wenigen hellsten Sterne durch das Leuchten der Großstadt hinter mir. Die Wolken reflektierten den orangefarbenen Schein der Stadt.
    »Wonach suchen wir?«, fragte ich. Das Schiff meldete in regelmäßigen Abständen die Anwesenheit der kreisenden Flugzeuge und die Anzahl der Sensoren, von denen wir gescannt wurden. Wir hatten dem Schiff befohlen, die hartnäckigen Forderungen der Verkehrskontrolle abzuschalten.
    Aenea hatte den Fluss sehen wollen. Nun befanden wir uns direkt darüber
    – ein dunkles, serpentinenförmiges Band, das sich zwischen den Lichtern der Stadt erstreckte. Wir schwebten darüber hinweg nach Nordwesten. Ab und zu fuhr eine Barke oder ein Vergnügungsboot unter uns dahin –
    obwohl die Lichter aus unserer Perspektive die »Wand« der Stadt, an der wir entlangflogen, hinauf oder hinunter zu kriechen schienen.
    Anstatt mir direkt zu antworten, sagte Aenea: »Schiff, bist du ganz sicher, dass dies ein Teil des Tethys war?«
    »Den Karten zufolge«, sagte das Schiff. »Natürlich ist meine Erinnerung nicht...«
    »Da!«, rief A. Bettik und zeigte die Linie des dunklen Flusses hinab direkt voraus.
    Ich konnte nichts sehen, aber Aenea offenbar schon. »Bring uns tiefer«, befahl sie dem Schiff. »Rasch.«
    »Die Sicherheitsabstände wurden bereits überschritten«, sagte das Schiff.
    »Wenn wir noch tiefer gehen, könnten wir...«
    »Los doch!«, rief das Mädchen. »Höchste Priorität. Kode6-Präludium – C-Dur. Nun mach schon!«
    Das Schiff schnellte vorwärts und abwärts.
    »Halte auf diesen Bogen zu«, sagte Aenea und zeigte auf eine Stelle unmittelbar über uns an der Wand der Stadt und dem Fluss.
    »Bogen?«, sagte ich. Dann sah ich ihn – ein schwarzer Umriss, ein dunkler Bogen vor den Lichtern der Stadt.
    A. Bettik sah das Mädchen an. »Ich hatte fast damit gerechnet, dass er nicht mehr da sein würde... abgerissen.«
    Aenea ließ die Zähne sehen. »Sie können ihn nicht abreißen. Dazu wären Atomsprengköpfe erforderlich... und vielleicht würden nicht einmal die funktionieren. Der TechnoCore hat den Bau dieser Dinger überwacht... sie sind für

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