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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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würde ich von Krämpfen geschüttelt.
    Da hielten mich meine Freunde fest und ließen nicht zu, dass ich mich von der Wärme entfernte. Ich glaube, dass Aenea in diesem Stadium ebenfalls weinte, aber ich habe nie danach gefragt, und sie hat in späteren Zeiten niemals davon gesprochen.
    Als Schmerzen und Krämpfe schließlich weitgehend nachgelassen hatten, glitt A. Bettik unter unserer gemeinsamen Decke hervor, betrachtete das Medpack und redete in einer Sprache mit dem Kind, die ich wieder verstehen konnte. »Alles im grünen Bereich«, sagte er leise. »Keine permanenten Erfrierungen. Keine permanenten Verletzungen.«
    Kurz danach glitt auch Aenea unter der Decke hervor, half mir, mich aufzusetzen, und verstaute zwei der raureifüberzogenen Rucksäcke hinter meinem Rücken und dem Kopf. Sie brachte Wasser auf dem Würfel zum Kochen, brühte dampfenden Tee auf und hielt mir eine Tasse an die Lippen. Inzwischen konnte ich die Hände wieder bewegen und sogar die Finger beugen, aber die Schmerzen waren so groß, dass ich nichts richtig festhalten konnte.
    »M. Endymion«, sagte A. Bettik, der vor dem Zelt kauerte, »ich bin bereit, den Kode für die Zünder zu senden.«
    Ich nickte.
    »Es könnten Trümmer herunterfallen, Sir«, fügte er hinzu.
    Ich nickte wieder. Über dieses Risiko hatten wir uns unterhalten. Die gezielten Ladungen konnten nur die Eiswand vor uns zerschmettern, aber die nachfolgenden seismischen Vibrationen im Eis konnten den gesamten Gletscher gefrorener Atmosphäre um uns herum zum Einsturz bringen, das Floß auf den flachen Grund rammen und uns dort einschließen. Uns schien es das Risiko wert zu sein. Nun sah ich mich im raureifüberzogenen Innern des Mikrozelts um und lächelte bei dem Gedanken, dass es uns einen Schutz bieten würde. Ich nickte zum dritten Mal und drängte ihn, es zu tun.
    Der Knall der Explosionen war gedämpfter, als ich erwartet hatte, weitaus leiser als das gleichzeitige Rumpeln der Eistrümmer und Stalaktiten und das wilde Tosen des Flusses selbst. Einen Augenblick glaubte ich, wir würden in die Höhe gerissen und an der Höhlendecke zerschmettert werden, als das durch die Druckwelle und die Veränderungen der Eisdecke aufgewühlte Flusswasser sich unter dem Floß hob und senkte.
    Wir kauerten uns über unseren kleinen Steinherd, bemühten uns, dem eiskalten Wasser aus dem Weg zu gehen, und klammerten uns an die aufbäumenden Stämme wie Passagiere eines vom Sturm geschüttelten Rettungsboots.
    Schließlich beruhigte sich das tosende Wasser. Durch die brutalen Manöver war unser Ruder abgebrochen und eine der Stangen fortgerissen worden, das Floß selbst aus seiner Verankerung gerissen und flussabwärts gesogen worden.
    Dorthin, wo die Mauer aus Eis gewesen war.
    Die Sprengladungen hatten so gewirkt, wie wir es geplant hatten: Die entstandene Höhle war niedrig und zerklüftet, aber nachdem wir mit der Taschenlampe hineingeleuchtet hatten, schien es, als würde sie bis zu dem offenen Kanal auf der anderen Seite führen. Aenea jubelte. A. Bettik klopfte mir auf die Schulter. Ich schäme mich, es zu sagen, aber ich glaube, ich habe wieder geweint.
    Allerdings war es kein so leichter Sieg, wie es auf den ersten Blick schien. Heruntergestürzte Eisbrocken und Restsäulen aus Eis versperrten den Weg immer noch teilweise, und auch als der Strom in der Bresche etwas langsamer geworden war, stand uns mit nur einer Stange und ohne Ruder eine schwere Fahrt bevor, unterbrochen von gelegentlichen Pausen, wenn A. Bettik Eishindernisse mit der Axt wegschlug.
    Nach einer halben Stunde stolperte ich zum vorderen Teil des Floßes und gab zu verstehen, dass nun ich mit der Axt an der Reihe war.
    »Sind Sie sicher, M. Endymion?«, fragte der Mann mit der blauen Haut.
    »Ziemlich... sicher...«, sagte ich bedächtig und zwang meine kalte Zunge und Kiefermuskulatur, die Worte richtig auszusprechen.
    Die Arbeit mit der Axt wärmte mich schließlich so sehr auf, dass das Zittern völlig verging. Ich konnte die schrecklichen Prellungen und Schürfwunden spüren, wo ich gegen die Eisdecke gestoßen war, aber um diese Schmerzen würde ich mich später kümmern.
    Schließlich hackten wir uns einen Weg durch die letzten Eisschollen und gelangten in die offene Strömung. Wir klopften zunächst alle drei mit den Socken-Fäustlingen aufeinander, verkrochen uns aber gleich vor den Hitzewürfel und leuchteten mit den Handlampen die neue Szenerie auf beiden Seiten aus.
    Die neue Szenerie war identisch

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