Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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über den Gletscher geweht wurde, und seine Augen waren so hart gefroren wie Stahlkugeln. Ich versuchte, nicht daran zu denken, als ich mich zur Oberfläche der Strömung emporkämpfte, an dem Seil zog und A. Bettik das Signal gab, mich zu halten, und mein Gesicht an Eisscherben aufkratzte, um Luft zu finden.
    Mehrere Zentimeter Platz waren zwischen Wasser und Eis – wo Risse in dem Gletscher gefrorener Atmosphäre verliefen wie inverse Klüfte, waren es mehr. Ich sog die kalte Luft in meine Lungen, leuchtete mit dem Taschenlaser in die Risse und ließ den rötlichen Lichtstrahl in dem engen Eistunnel hin und her gleiten.
    »Muss einen Moment ausruhen«, keuchte ich. »Alles okay. Wie weit bin ich gekommen?«
    »Etwa acht Meter«, flüsterte A. Bettiks Stimme in meinem Ohr.
    »Scheiße«, murmelte ich und dachte zu spät daran, dass das Mikro auch dieses unhörbare Wort übertrug. Mir war es wie zwanzig oder dreißig Meter vorgekommen. »Na gut«, sagte ich laut. »Ich werde hier die erste Ladung anbringen.«
    Meine Finger waren noch so beweglich, dass ich den Taschenlaser auf hohe Intensität stellen und eine kleine Nische in die Seite eines Risses brennen konnte. Ich hatte den Plastiksprengstoff vorher aufgeteilt, und nun bearbeitete ich ihn, formte ihn und brachte ihn an. Bei dem Material handelte es sich um einen Sprengstoff mit Zielwirkung – das hieß, dass es genau in die Richtungen explodieren würde, die ich haben wollte, vorausgesetzt meine Vorbereitungen waren korrekt. In diesem Fall hatte ich den größten Teil der Arbeit schon im Voraus erledigt, da ich wusste, die Wucht der Explosion sollte nach oben und gegen die Eiswand hinter mir gehen. Nun richtete ich präzise Ausläufer dieser Explosivkraft ein: Dieselbe Technologie, die es möglich machte, dass ein Plasmastrahl Stahl durchschnitt wie ein heißes Messer Butter, würde diese Plasmawicklungen durch die urivorstellbare Eismasse hinter mir jagen. Sie sollten die acht Meter dicke Eiswand in Blöcke zerlegen, die fein säuberlich in den Fluss fielen. Wir bauten darauf, dass die Atmosphäregeneratoren in den Jahren der Terraformung ausreichend Stickstoff und CO2 in die Atmosphäre entlassen hatten, damit sich die Explosion nicht in eine einzige massive Feuersäule brennenden Sauerstoffs verwandelte.
    Da ich genau wusste, wohin ich die Wucht der Explosion richten wollte, erforderte es keine fünfundvierzig Sekunden, die Ladungen zu formen, und wenig Gewandtheit. Dennoch zitterte ich und war fast am ganzen Körper taub, als ich die winzigen Zündhütchen befestigt hatte. Da ich wusste, dass die Kom-Einheiten keine Schwierigkeiten hatten, diese Masse Eis zu durchdringen, stellte ich die Zünder auf einen vorher festgelegten Kode ein und ließ die Zündschnur in meiner Tasche.
    »Okay«, keuchte ich und ließ mich tiefer ins Wasser sinken. »Lassen Sie Seil kommen.«
    Die wilde Fahrt begann erneut, die Strömung zog mich tiefer in die Schwärze und warf mich gegen die Kristalldecke, dann das ungestüme Luftholen, die keuchenden Kommandos, das Bemühen, etwas zu sehen und zu arbeiten, während der letzte Rest Wärme aus mir wich.
    Das Eis erstreckte sich noch dreißig Meter – bis zur äußersten Grenze dessen, was der Plastiksprengstoff meiner Meinung nach schaffen konnte.
    Ich brachte an zwei weiteren Stellen Ladungen an, in einer Spalte und die letzte in einer schmalen Röhre, die ich in die solide Eisschicht brannte.
    Meine Hände waren vollkommen taub, als ich die letzte Ladung anbrachte
    – es war, als würde ich dicke Handschuhe aus Eis tragen –, aber ich leitete die Explosion in etwa den richtigen Vektoren flussauf- und -abwärts. Wenn diese Eiswand nicht bald zu Ende ging, würde dies alles vergeblich sein. A. Bettik und ich gingen davon aus, dass wir einen Teil des Eises mit der Axt abschlagen mussten, aber wir konnten uns nicht durch viele Meter dicke Schichten hacken.
    Bei einundvierzig Metern brach ich durch die Wasseroberfläche in die Luft. Zuerst fürchtete ich, ich könnte mich in einer weiteren Spalte befinden, aber als ich den Taschenlaser schwenkte, wanderte der rote Strahl durch eine längere und breitere Kammer als diejenige, in der ich das Floß zurückgelassen hatte. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir den Sprengstoff nicht zünden würden, wenn ich das Ende einer zweiten Kammer sehen konnte, aber als ich den Strahl über diesen Abschnitt des schwarzen Flusses hielt und wie gehabt Nebel und Stalaktiten anstrahlte, konnte