Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
hatte – ich hatte meine Krankenhausslipper und eine Handvoll hyperionischen Papiergelds auf dem Tresen zurückgelassen –, und versuchte mich zu erinnern, ob es in der dortigen Campingabteilung irgendwelche Eishaken gegeben hatte. Jetzt war es zu spät.
An einer Stelle musste ich auf dem Bauch robben und war wieder davon überzeugt, dass der Korridor nach einem Meter aufhören würde, aber diesmal machte er einen scharfen Knick nach links und verlief zwanzig oder mehr Meter schnurgerade tief in das Eis hinein, bis er nach einer Rechtskurve wieder anstieg. Keuchend und vor Aufregung zitternd joggte, schlitterte und kletterte ich wieder bergab zu der Öffnung. Der Laserstrahl erzeugte zahllose Spiegelbilder meiner aufgeregten Miene auf dem klaren Eis.
Aenea und A. Bettik hatten, sobald ich nicht mehr zu sehen war, damit begonnen, die notwendige Ausrüstung einzupacken. Das Mädchen hatte sich bereits in die Eisnische hinaufgezogen und stellte die Ausrüstung beiseite, die A. Bettik hochwarf. Wir gaben uns brüllend Anweisungen und machten Vorschläge. Alles schien notwendig zu sein – Schlafsäcke, die Thermodecke, das zusammengelegte Zelt, das sich wegen des Eises und Raureifs darauf bei weitem nicht so gut zusammenpressen ließ wie vorher, der Hitzewürfel, Lebensmittel, der Trägheitskompass, Waffen, Handlampen.
Schließlich hatten wir fast alles vom Floß in die Höhle geschafft. Wir unterhielten uns noch eine Zeit lang – die Hitze der Anstrengung hielt uns vorübergehend warm – und suchten dann nur das Allernotwendigste aus, das wir mit unseren Rucksäcken und Schultertaschen tragen konnten. Ich trug die Pistole am Gürtel und schnallte das Plasmagewehr auf meinen Rucksack. A. Bettik willigte ein, die Schrotflinte zu tragen, und die zugehörige Munition kam oben auf seinen ohnehin schon randvollen Rucksack. Glücklicherweise mussten wir die Rucksäcke nicht mit Kleidung vollstopfen – wir trugen am Leib, was wir besaßen –, daher füllten wir sie mit Lebensmitteln und Ausrüstung. Aenea und der Androide behielten die Kom-Einheiten; ich schob mir das noch vereiste Komlog über das klobige Handgelenk. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen hatten wir nicht die Absicht, einander aus den Augen zu lassen.
Ich machte mir Sorgen, dass das Floß davontreiben könnte – die festgeklemmte Stange und das zertrümmerte Ruder würden es nicht lange halten –, aber A. Bettik löste dieses Problem im Handumdrehen, indem er Seile an Bug und Heck befestigte, mit dem Taschenlaser Furchen in das Eis schmolz und die Seile um solide Eiskeile band.
Bevor wir uns durch den engen Eistunnel aufmachten, warf ich einen letzten Blick auf unser getreues Floß und bezweifelte, dass wir es je wieder sehen würden. Es bot einen jämmerlichen Anblick: Der Steinherd befand sich noch an Ort und Stelle, aber das Steuerruder war zersplittert, unser Laternenmast am Bug war abgebrochen und gesplittert, die Außenkanten waren zerschrammt, die Stämme auf beiden Seiten so gut wie zertrümmert, das Heck lag unter Wasser, und das gesamte Vehikel war mit Eis überzogen und halb von den eisigen Dämpfen verborgen, die um uns herumwirbelten. Ich nickte dem traurigen Wrack zum Abschied dankbar zu, wandte mich ab und ging nach rechts und aufwärts voraus – auf dem niedersten und schmälsten Abschnitt der Strecke schob ich den schweren Rucksack und die Schultertasche vor mir her.
Ich hatte befürchtet, der Korridor könnte wenige Meter nach der Stelle, die ich noch untersucht hatte, zu Ende sein, aber eine dreißigminütige Kletter-, Kriech- und Schlitterpartie führte in immer neue verzweigte Tunnel und kontinuierlich aufwärts. Obwohl die Anstrengung uns am Leben hielt, wenn auch nicht richtig warm, konnten wir alle spüren, wie uns die Kälte zu schaffen machte. Früher oder später würde uns die Erschöpfung überwältigen, und wir würden aufhören, unsere zusammengerollten Matten und Schlafsäcke ausbreiten und abwarten müssen, ob wir wieder aufwachen würden, wenn wir uns in einer solchen Kälte schlafen legten. Aber noch nicht.
Als wir eine Pause machten, Schokoriegel herumreichten und das Eis in einer unserer Feldflaschen auftauten, indem wir den Laserstrahl mit größtmöglicher Streuung darüber hinwegstreichen ließen, sagte ich: »Es kann nicht mehr weit sein.«
»Nicht mehr weit bis wohin?«, fragte Aenea unter ihrem Kamm aus Eis und Rauhreif. »Wir können noch nicht in der Nähe der Oberfläche sein... so weit sind wir noch nicht
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