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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Etwas Anderen, das ihr den Weg bahnt –, und weder der Pax der Kirche noch die Drei Sektoren können ihr dorthin folgen.
    Aber der Zeitplan ist genau richtig. Nemes kann de Soya und seine Männer am Leben lassen und trotzdem ins System von God’s Grove springen. Sie hat sich bereits eine plausible Erklärung ausgedacht. Wenn sie von zwei Tagen für den Transit auf Qom-Riyadh und einem weiteren Tag auf den Flussläufen von God’s Grove ausgeht, kann sie das Floß dennoch erreichen und tun, was sie vor de Soyas Auferstehung tun muss.
    Ihr wird sogar eine Stunde bleiben, um aufzuräumen, sodass keine sichtbaren Spuren mehr existieren, wenn sie mit dem Priester-Captain und seinen Schweizergardisten landet, abgesehen von Hinweisen, dass das Mädchen und ihre Freunde durchgekommen und weitergefarcastet sind.
    Nemes zieht die Sonde heraus, läuft zur Oberfläche, kehrt mit dem Landungsboot zur Raphael zurück, löscht im Schiffscomputer jede Erinnerung daran, dass sie aufgewacht ist oder das Landungsboot benutzt hat, plaziert eine falsche Nachricht im Schiffscomputer und steigt in ihre Auferstehungskrippe, um zu schlafen. Im Pacem-System hat sie die Krippe vom Auferstehungssystem abgekoppelt und die Anzeigen neu verkabelt, damit sie Aktivität simulieren, und nun legt sie sich in den summenden Sarg und schließt die Augen. Die Sprünge in Schnellzeit und die exzessive Nutzung der phasenverändernden Haut ermüden sie. Sie freut sich über die Ruhepause, bevor de Soya und die anderen vom Tode auferstehen.
    Rhadamanth Nemes denkt lächelnd an dieses Detail, aktiviert einen phasenverändernden Handschuh, streicht damit über die Haut zwischen ihren Brüsten, rötet die Haut und gestaltet sie so um, dass sie zu einer Simulation der Kruziform wird. Natürlich trägt sie keinen solchen Parasiten mit sich herum, aber die Männer in dem Schiff könnten sie nackt sehen, und sie hat nicht die Absicht, durch die dumme Missachtung eines Details etwas preiszugeben.
    Die Raphael umkreist weiterhin die gleißende Eiswelt Sol Draconi Septem, während drei ihrer Besatzungsmitglieder in ihren Krippensärgen liegen und die Monitore und Anzeigen ihre langsame Auferstehung vom Tode aufzeichnen. Das vierte Besatzungsmitglied schläft. Sie träumt nicht.

48

    Als wir durch die Wüstenwelt trieben, im grellen Licht der G2-Sonne blinzelten und Wasser aus den Luft-Wasser-Schläuchen aus Phantomdärmen tranken, die wir mitgenommen hatten, kamen mir unsere letzten Tage auf Sol Draconi Septem wie ein Traum vor, der zusehends verblasste.
    Cuchiat und seine Gruppe hatten rund fünfzig Meter unter der Oberfläche Halt gemacht – uns war aufgefallen, dass die Luft in den Tunneln sichtlich dünner geworden war –, und dort, in dem unebenmäßigen Eiskorridor, hatten wir unsere Expedition vorbereitet. Zu unserem Erstaunen zogen sich die Chitchatuk nackt aus. Obwohl wir uns verlegen abwandten, fiel uns auf, wie muskulös und stämmig ihre Körper waren – die der Frauen ebenso wie die der Männer –, als wäre ein Bodybuilder einer Ein-g-Welt platt gedrückt und zu einer kompakteren Erscheinung komprimiert worden. Cuchiat und die Kriegerin Chatchia kamen herüber und überwachten, wie wir uns selbst auszogen und für die Oberfläche vorbereiteten, während Chiaku und die anderen Sachen aus ihren Fellrucksäcken holten.
    Wir beobachteten die Chitchatuk und folgten mit Hilfe von Cuchiat und Chatchia ihrem Beispiel beim Anziehen. In den wenigen Sekunden, die wir tatsächlich nackt waren – wir standen auf den Phantomkleidern, die wir getragen hatten, damit unsere Füße nicht erfroren –, brannte die Kälte auf uns ein. Dann zogen wir ein dünnes Membranmaterial über – die Innenhaut der Phantome, wie wir später erfuhren –, das für Arme und Beine und einen Kopf zugeschnitten worden war. Aber offensichtlich für kleinere Arme und Beine und Köpfe. So war die Membran enger als hauteng: Die durchscheinende Haut saß so fest an mir, dass ich ausgesehen haben musste wie in Wurstpelle gestopfte Kanonenkugeln. A. Bettik sah nicht besser aus.
    Nach einem Augenblick wurde mir klar, dass es sich hier um das Chitchatukäquivalent von Druckanzügen handeln musste – möglicherweise sogar der hoch entwickelten Hautanzüge, die das Militär der Hegemonie einst im Weltraum benutzt hatte. Die Membran war schweißdurchlässig und bot hinreichend Schutz vor Hitze und Kälte, während sie gleichzeitig verhinderte, dass die Lungen im Vakuum explodierten, die Haut

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