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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Raumschiff im Orbit aus eingegriffen; er hatte die gesamte Fusionsenergie seines Schiffes aufgewendet, um das Monstrum in einem Hexenkessel blubbernden, geschmolzenen Felsgesteins zu versenken.
    Und da war es wieder und richtete den Blick seiner schwarzen, nichtmenschlichen Augen auf Aenea. Es hatte sie offenbar über Jahre und Lichtjahre hinweg gesucht, und nun hatte es sie gefunden. Uns gefunden.
    Mein Herz klopfte, und meine Beine fühlten sich plötzlich schwach an, aber trotz des Schocks arbeitete mein Verstand wie eine KI. Die Lasertaschenlampe hatte ich in einer Tasche in der rechten Seite meines Capes stecken. Die Kom-Einheit war in der linken Hosentasche. Mit der rechten Hand würde ich den Lichtstrahl in die Augen des Frauendings feuern, dann den Wahlschalter auf Streuung stellen und die Pax-Priester blenden. Mit der linken Hand würde ich das Funksignal aktivieren, damit die vorbereitete Botschaft über Richtstrahl zum Schiff gesendet wurde.
    Aber selbst wenn das Schiff unverzüglich reagierte und sich seinem Flug keine Pax-Kriegsschiffe entgegenstellten, würde es mehrere Minuten dauern, bis es durch das Oberlicht des Palastes einfliegen konnte. Bis dahin wären wir tot.
    Und ich wusste, wie schnell das Ding war – es war einfach verschwunden, als es mit dem Shrike gekämpft hatte, ein verchromter Schemen. Ich würde Lasertaschenlampe oder Kom-Einheit nie rechtzeitig aus den Taschen bekommen. Wir wären tot, ehe ich auch nur halb nach der Waffe gegriffen hätte.
    Ich erstarrte, als mir klar wurde, dass Aenea die Frau ebenfalls erkannt haben musste, aber sie hatte nicht mit demselben Schock reagiert wie ich.
    Dem äußeren Anschein nach hatte sie überhaupt nicht reagiert. Ihr Lächeln blieb unverändert. Ihr Blick war über die Besucher des Pax geschweift – einschließlich des Monsters – und wieder zu dem Jungen auf dem Thron zurückgekehrt.
    Regent Reting Tokra ergriff als Erster das Wort. »Unsere Gäste haben um diese Audienz gebeten. Von Seiner Heiligkeit haben sie von den Bauarbeiten am Tempel, der in der Luft hängt, gehört und wünschten die junge Frau zu sehen, die das Bauwerk entworfen hat.«
    Die Stimme des Regenten klang so verkniffen und nichts sagend, wie sein Äußeres wirkte.
    Dann sprach der Dalai Lama, und die Stimme des Jungen war leise, aber im selben Maße offen, wie die des Regenten verschlossen gewesen war.
    »Meine Freunde«, sagte er und zeigte auf Aenea und mich, »darf ich Ihnen meine ehrenwerten Besucher aus dem Pax vorstellen. John Domenico Kardinal Mustafa vom Heiligen Offizium der katholischen Kirche, Erzbischof Jean Daniel Breque vom Diplomatischen Korps des Pax, Pater Martin Farrell, Pater Gerard LeBlanc und Commander Rhadamanth Nemes von der Nobelgarde.«
    Wir nickten. Die Würdenträger des Pax – einschließlich des Monsters – nickten. Falls es gegen das Protokoll verstieß, dass Seine Heiligkeit der Dalai Lama das Vorstellen übernahm, ließ es sich niemand anmerken.
    John Domenico Kardinal Mustafa sagte mit samtweicher Stimme:
    »Danke, Euer Heiligkeit. Aber Sie haben diese außergewöhnlichen Menschen nur als die Architektin und ihren Assistenten vorgestellt.« Der Kardinal lächelte uns zu und ließ kleine, spitze Zähne sehen. »Haben sie vielleicht Namen?«
    Mein Puls raste. Die Finger meiner rechten Hand zuckten beim Gedanken an die Lasertaschenlampe. Aenea lächelte immer noch, traf aber keine Anstalten, dem Kardinal zu antworten. Mein Verstand raste, um sich Pseudonyme auszudenken. Aber warum? Sie wussten mit Sicherheit, wer wir waren. Dies war eine Falle. Das Nemes-Ding würde niemals zulassen, dass wir den Thronsaal verließen... oder würde uns draußen erwarten, wenn wir es taten.
    Überraschenderweise ergriff der junge Dalai Lama wieder das Wort. »Ich würde gerne mit dem Vorstellen fortfahren, Euer Eminenz. Unsere geschätzte Architektin wird Ananda genannt, und ihren Assistenten – einen von vielen tüchtigen Assistenten, wie man mir sagte – nennt man Subhadda.«
    Ich gebe zu, dass ich blinzelte. Hatte jemand dem Dalai Lama diese Namen genannt? Aenea hatte mir einmal gesagt, dass Ananda Buddhas erster Schüler und selbst Lehrmeister gewesen war; Subhadda war ein wandernder Asket und Buddhas letzter direkter Schüler gewesen; er war Stunden vor Buddhas Tod sein Anhänger geworden. Sie sagte mir auch, dass dem Dalai Lama diese Namen eingefallen waren, um uns vorzustellen, da ihm offenbar die Ironie gefiel. Ich verstand den Humor nicht.
    »M.

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