Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
geheiratet... sie hat jemand anderen geliebt, als ich ihre Stimme im Hörflicken meines Anzugs hörte: »Raul?«
    »Ja, Spatz.«
    »Ich liebe dich, Raul.«
    Ich zögerte ein paar Herzschläge lang, aber das emotionale Vakuum, das mich vor einem Augenblick angezogen hatte, wurde hinweggefegt von einer Woge der Zuneigung zu meiner jungen Freundin und Geliebten. »Ich liebe dich auch, Aenea.« Wir sanken tiefer durch die Düsternis. Ich bildete mir ein, dass ich einen beißenden Geruch im Wind wahrnehmen konnte...
    die Ausläufer der Phosgenwolken?
    »Spatz?«
    »Ja, Raul.« Ihre Stimme war ein Flüstern in meinen Ohren. Wir hatten beide unsere Osmosemasken abgenommen, das wusste ich... obwohl sie uns vor dem Phosgen geschützt hätten. Wir wussten nicht, ob A. Bettik das Gift atmen konnte. Wenn nicht, herrschte unausgesprochener Konsens zwischen Aenea und mir, dass wir die Masken schließen und hoffen würden, den Berghang zu erreichen, bevor wir in das Säuremeer stürzten, und den Androiden den Hang hinauf aus der giftigen Atmosphäre schleppen würden, wenn wir konnten. Wir wussten beide, dass es ein fragwürdiger Plan war – bei meinem ersten Anflug hatte das Radar an Bord des Schiffs gezeigt, dass die meisten Gipfel und Massive unterhalb der Phosgenwolken lotrecht in die Tiefe reichten und es so oder so nur wenige Minuten dauern würde, bis wir in das Meer stürzten, wenn wir in die giftigen Wolken eingedrungen waren –, aber es war besser, einen Plan zu haben, als sich einfach in das Schicksal zu fügen. Zwischenzeitlich hatten wir beide die Masken geöffnet und atmeten frische Luft, solange wir konnten.
    »Spatz«, sagte ich, »wenn du weißt, dass dies nicht funktionieren wird...
    wenn du gesehen hast, was deiner Meinung nach dein...«
    »Mein Tod ist?«, beendete sie den Satz für mich. Ich hätte es nicht laut aussprechen können.
    Ich nickte, dumm, wie ich war. Sie konnte mich durch die Wolken zwischen uns nicht sehen.
    »Das sind nur Möglichkeiten, Raul«, sagte sie leise. »Aber dies ist nicht die mit der größten Wahrscheinlichkeit, die ich kenne. Keine Bange, ich hätte euch beide nicht gebeten, mich zu begleiten, wenn ich glauben würde, dass es... dies hier ist.« Ich hörte trotz der Anspannung den Humor in ihrer Stimme.
    »Ich weiß«, sagte ich und war froh, dass A. Bettik diese Unterhaltung nicht empfangen konnte. »Daran hatte ich nicht gedacht.« Ich hatte gedacht, sie könnte vielleicht wissen, dass der Androide und ich es bis zum Berghang schaffen würden, aber sie nicht. Doch das glaubte ich jetzt nicht mehr. Solange mein Schicksal mit ihrem verknüpft war, konnte ich fast alles akzeptieren. »Ich habe mich nur gefragt, warum wir schon wieder weglaufen, Spatz«, sagte ich. »Ich habe es durch und durch satt, vor dem Pax wegzulaufen.«
    »Ich auch«, sagte Aenea. »Und glaub mir, Raul, das ist nicht alles, was wir hier tun. Oh, Scheiße!«
    Kaum eine zitierwürdige Äußerung einer Erlöserin, aber eine Sekunde später sah ich den Grund für ihren Ausruf. Ein felsiger Berghang tauchte zwanzig Meter vor uns auf, große Felsbrocken an Geröllhängen, weiter unten nackte Felswände.
    A. Bettik übernahm die Führung, zog den Steuerknüppel im letzten Moment hoch, ließ die Beine aus den Steigbügeln des Gestänges baumeln und benutzte den Drachen über sich wie einen Fallschirm. Er federte zweimal mit den Stiefeln ab, zog den Drachen rasch herunter und löste den Harnisch. Lhomo hatte uns viele Male gezeigt, dass es wichtig war, sich so schnell wie möglich von dem Paragleiter abzukoppeln, damit er einen nicht in den Abgrund riss. Und hier gab es definitiv einen Abgrund, in den man gerissen werden konnte.
    Aenea landete als Nächste, ich einige Sekunden später. Ich brachte die schlechteste der drei Landungen zustande, prallte hoch ab, schoss fast senkrecht wieder hinunter, verdrehte mir den Knöchel im Geröll und ging in die Knie, während der Paragleiter heftig gegen einen Felsen über mir stieß, sodass das Gestänge verbogen wurde und der Stoff riss. Danach wollte der Drachen nach hinten kippen und mich über den Rand ziehen, wie Lhomo gesagt hatte, aber A. Bettik packte die linke Verstrebung, Aenea einen Augenblick später die abgebrochene rechte Schiene, und sie hielten den Drachen lange genug, bis ich mich aus dem Harnisch befreit und mit dem Rucksack ein paar Schritte von dem Wrack weggehüpft war.
    Aenea kniete auf den kalten, nassen Steinen zu meinen Füßen, öffnete meinen Stiefel

Weitere Kostenlose Bücher