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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Richtstrahlnachricht von Admiral Lemprieres Flaggschiff ankündigte, blinkte.
    Wolmak zog sich aus dem taktischen Raum zurück.
    Die Nachricht war kurz und bündig. »Ich habe mit der Raguel den Spinup für einen Innersystemsprung dicht außerhalb der kritischen Gravitationsquelle um T’ien Shan begonnen«, sagte Admiral Lempriere, dessen schmales Gesicht ernst blickte.
    Wolmak machte den Mund auf, um gegen diese Entscheidung zu protestieren, sah ein, dass sein Einwand fast drei Minuten nach dem Hawking-Sprung eintreffen würde, und klappte den Mund wieder zu. Ein Innersystemsprung wie dieser war Schwindel erregend gefährlich – die Chancen standen mindestens eins zu vier, dass es zu einer Katastrophe kam, die sämtliche Besatzungsmitglieder das Leben kostete –, aber er hatte Verständnis dafür, dass der Admiral sich in eine Position bringen musste, wo seine Informationen auf dem neuesten Stand waren und seine Befehle unverzüglich in die Tat umgesetzt werden konnten.
    Gütiger Gott, dachte Wolmak, der Großinquisitor verkrüppelt, der Erzbischof und die anderen verschwunden, der Palast des verflixten Dalai Lama wie ein niedergetrampelter Ameisenhaufen. Der Teufel soll dieses Shrike-Ding holen. Wo bleibt die päpstliche Kurierdrohne mit den Befehlen? Wo ist das Schiff des Core, das uns versprochen wurde? Wie kann die Lage noch schlimmer werden?
    »Captain?« Es war der Chef des Sanitäterteams der Landungstruppe, der aus der Krankenstation des Landungsboots funkte.
    »Bericht.«
    »Kardinal Mustafa ist bei Bewusstsein, Sir... natürlich immer noch blind... unter schrecklichen Schmerzen, aber...«
    »Holen Sie ihn rein«, sagte Wolmak scharf.
    Eine schreckliche Fratze füllte die Holonische aus. Captain Wolmak spürte, wie die anderen auf der Brücke zurückwichen.
    Das Gesicht des Großinquisitors war noch blutig. Die Zähne des Schreienden waren hellrot gefärbt. Seine Augenhöhlen waren unebenmäßig und leer, abgesehen von zerfetztem Gewebe und blutigen Rinnsalen.
    Zuerst konnte Captain Wolmak kein Wort in dem Kreischen verstehen.
    Aber dann wurde ihm klar, was der Kardinal schrie.
    »Nemes! Nemes! Nemes!«
    Die Konstrukte namens Nemes, Scylla und Briareus setzen ihren Weg ostwärts fort.
    Die drei bleiben phasenverändert und verschwenden keinen Gedanken an die immensen Energiemengen, die das erfordert. Die Energie wird von anderswo geschickt. Nicht ihr Problem. Ihre gesamte Existenz lief auf diesen Augenblick hinaus.
    Nach dem Nullzeit-Zwischenspiel des Gemetzels unter dem Westportal Pargo Kaling führt Nemes die anderen den Turm hinauf und über die gewaltigen Metallkabel, die die Hängebrücke halten. Die drei laufen über den Marktplatz von Drepung, drei schwimmende Gestalten, die sich an erstarrten menschlichen Gestalten vorbei durch verdickte, bernsteinfarbene Luft bewegen. Auf dem Marktplatz von Phari lächelt Nemes ihr verkniffenes Lächeln angesichts Tausender Menschenstatuen, die einkaufen, bummeln, lachen, feilschen. Sie könnte jeden Einzelnen köpfen, und keiner von ihnen hätte eine Ahnung von seinem bevorstehenden Ende gehabt. Aber sie hat ein Ziel.
    An der Kreuzung der Kabelwege des Phari-Massivs phasen die drei herunter – sonst würde die Reibung auf dem Kabel ein ernstes Problem darstellen.
    Scylla, der nördliche Hochweg, sendet Nemes über das gemeinsame Band. Briareus, die mittlere Brücke. Ich nehme den Kabelweg.
    Ihre Geschwister nicken, flimmern und verschwinden. Der Kabelmeister tritt vor, um Nemes zurechtzuweisen, weil sie sich vor die Dutzenden wartender Kabelpassagiere drängt. Es ist Stoßzeit.
    Rhadamanth Nemes hebt den Kabelmeister hoch und wirft ihn von der Plattform. Ein Dutzend wütende Männer und Frauen schieben sich ihr rufend entgegen; sie sind auf Rache aus.
    Nemes springt von der Plattform und packt das Kabel. Sie hat keinen Flaschenzug, keine Bremsen, keinen Kletterharnisch. Sie verändert nur die Phase der Innenflächen ihrer nichtmenschlichen Hände und saust das Kabel hinunter auf das K’un-Lun-Massiv zu. Der wütende Mob hinter ihr klinkt sich am Kabel fest und setzt ihr nach – ein Dutzend, zwei Dutzend oder mehr. Der Kabelmeister war beliebt gewesen.
    Nemes braucht die Hälfte der üblichen Reisezeit, um den gewaltigen Abgrund zwischen den Massiven Phari und K’un Lun zurückzulegen. Sie bremst bei der Annäherung nachlässig ab und knallt gegen den Fels, wobei sie im letzten Augenblick ihre Phase verändert. Sie löst sich aus der zersplitterten

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