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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Alten Erde bevölkert, angefangen mit Bodenbakterien und Regenwürmern bis zu den Enten, die du in den Sümpfen von Hyperion gejagt hast.«
    Ich nickte. Aber ich dachte: Wie sonst hätten wir es als Gattung machen sollen, die ins Weltall vorstieß? Was ist falsch daran, sich Orte zu suchen, die irgendwie nach Heimat aussahen und rochen... besonders, wenn es keine Heimat mehr gab, in die man zurückkehren konnte?
    »Da ist noch etwas Interessanteres an Vernadskijs Beobachtungen und Dollos Gesetz«, sagte Aenea.
    »Und das wäre, Spatz?«, fragte ich. Ich dachte immer noch über Enten nach.
    »Das Leben weicht nicht zurück.«
    »Wie das?« Kaum hatte ich die Frage gestellt, begriff ich.
    »Ja«, sagte meine Freundin, als sie sah, dass ich verstand. »Sobald das Leben irgendwo Halt findet, bleibt es auch. Nimm als Beispiel, was du willst – die arktische Kälte, die gefrorenen Wüsten auf dem Mars, kochend heiße Quellen, lotrechte Felswände wie hier auf T’ien Shan, sogar die Programme autonomer Intelligenzen –, sobald das Leben den sprichwörtlichen Fuß in die Tür bekommt, bleibt es für immer.«
    »Und was sagt uns das?«, fragte ich.
    »Einfach, wenn man es seinen eigenen Strategien überlässt – und das sind kluge Strategien –, wird das Leben eines Tages das Universum ausfüllen«, sagte Aenea. »Anfangen wird es mit einer grünen Galaxie und dann auf benachbarte Cluster und Galaxien übergreifen.«
    »Das ist ein beunruhigender Gedanke«, sagte ich.
    Sie blieb stehen und sah mich an. »Warum, Raul? Ich finde ihn wunderbar.«
    »Grüne Planeten habe ich gesehen«, sagte ich. »Eine grüne Atmosphäre wäre vorstellbar, aber unheimlich.«
    Sie lächelte. »Es müssen nicht nur Pflanzen sein. Das Leben passt sich an... Vögel, Männer und Frauen in Flugmaschinen, du und ich in Paragleitern, Menschen passen sich an das Fliegen an...«
    »Das ist noch nicht passiert«, sagte ich. »Aber was ich meinte, war, nun, eine grüne Galaxie zu haben, Menschen und Tiere und...«
    »Und lebende Maschinen«, sagte Aenea. »Und Androiden – künstliches Leben in tausend Erscheinungsformen...«
    »Ja, Menschen, Tiere, Maschinen, Androiden, was auch immer... müssten sich an den Weltraum anpassen, ich verstehe nicht, wie...«
    »Haben wir«, sagte Aenea. »Und nicht mehr lange, dann werden es noch mehr werden.« Wir erreichten die nächste dreihundertste Stufe und machten eine Pause, um zu verschnaufen.
    »Welche anderen Richtungen der Evolution gibt es, die wir ignoriert haben?«, fragte ich, als wir den Aufstieg fortsetzten.
    »Zunehmende Vielfalt und Komplexität«, sagte Aenea. »Wissenschaftler haben jahrhundertelang über diese Richtungen hin und her argumentiert, aber es besteht kein Zweifel daran, dass die Evolution – auf lange Sicht –
    diesen beiden Attributen den Vorzug gibt. Und von den beiden ist Vielfalt das wichtigere.«
    »Warum?«, sagte ich. Sie musste dieses Wortes überdrüssig sein. Ich fand selbst, dass ich mich wie ein dreijähriges Kind anhörte.
    »Wissenschaftler glaubten, dass sich die grundlegenden evolutionären Muster vervielfältigen«, sagte Aenea. »Das nennt man Disparität. Aber wie sich herausstellte, stimmte das nicht. Die Vielfalt der grundlegenden Baupläne nimmt ab, wenn das antientropische Potenzial des Lebens – Evolution – zunimmt. Nimm als Beispiel nur die vielen Waisenkinder der Alten Erde – die DNA ist natürlich grundsätzlich dieselbe, aber auch die grundlegende Bauweise: hoch entwickelte Formen mit röhrenförmigen Eingeweiden, radialer Symmetrie, Augen, Mündern, zwei Geschlechtern...
    weitgehend aus derselben Gussform.«
    »Aber ich dachte, du hast gesagt, Vielfalt sei wichtig«, sagte ich.
    »Stimmt«, sagte Aenea. »Aber Vielfalt ist etwas anderes als Disparität grundlegender Baupläne. Wenn die Evolution ein gutes grundlegendes Modell geschaffen hat, neigt sie dazu, die Varianten wegzuwerfen und sich auf die fast grenzenlose Vielfalt innerhalb dieses Grundmusters zu konzentrieren... Tausende verwandter Gattungen... Zehntausende.«
    »Trilobiten«, sagte ich begreifend.
    »Ja«, sagte Aenea, »und wenn...«
    »Käfer«, sagte ich. »Diese gottverdammt vielen Käferarten.«
    Aenea grinste mich durch die Maske an. »Genau. Und wenn...«
    »Insekten«, sagte ich. »Auf jeder Welt, wo ich gewesen bin, gibt es dieselben verdammten Insektenschwärme. Moskitos. Endlose Variationen von...«
    »Jetzt hast du es begriffen«, sagte Aenea. »Wenn der grundlegende

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