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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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körperlich.«
    »Womit wir wieder bei der Evolution wären«, sagte ich. »Welches sind die anderen Richtungen, Tendenzen, Ziele oder was auch immer du gesagt hast, das in den vergangenen Jahrhunderten ignoriert wurde?«
    »Es sind nur noch ein paar«, sagte Aenea. »Eine ist eine stetig wachsende Zahl von Individuen. Das Leben liebt Gazillionen von Gattungen, aber noch mehr liebt es Hypergazillionen von Individuen. In der Bibliothek von Taliesin gab es ein Buch mit dem Titel Die Evolution hierarchischer Systeme von einem Autor der Alten Erde namens Stanley Salthe. Hast du es gesehen?«
    »Nein, muss mir entgangen sein, als ich die Holopornos des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts gelesen habe.«
    »Hm-hmm«, sagte Aenea. »Nun, Salthe hat es ziemlich treffend ausgedrückt: ›Eine unendliche Zahl von einmaligen Individuen kann in einer endlichen materiellen Welt existieren, wenn sie ineinander verschachtelt sind und diese Welt expandiert‹.«
    »Ineinander verschachtelt«, wiederholte ich und dachte darüber nach.
    »Ja, ich verstehe. Wie die Bakterien der Alten Erde in unseren Eingeweiden und die Pantoffeltierchen, die wir ins All geschleppt haben, und die anderen Einzeller in unseren Körpern... mehr Welten, mehr Menschen...
    ja.«
    »Mehr Menschen, das ist der Trick«, sagte Aenea. »Wir haben Hunderte Milliarden, aber zwischen dem Fall und dem Pax hat sich die tatsächliche Anzahl der menschlichen Bevölkerung in der Galaxie – die Ousters nicht mitgerechnet – in den letzten paar hundert Jahren auf einem bestimmten Niveau eingependelt.«
    »Nun, Geburtenkontrolle ist wichtig«, sagte ich und wiederholte damit, was man jedem auf Hyperion beigebracht hatte. »Ich meine, besonders mit der Kruziform, die Menschen jahrhundertelang am Leben halten kann...«
    »Genau«, sagte Aenea. »Die künstliche Unsterblichkeit bedingt weitere Stagnation... körperlich und kulturell. Das steht fest.«
    Ich runzelte die Stirn. »Aber das ist nicht der Grund, den Menschen die Chance auf ein langes Leben vorzuenthalten, oder?«
    Aeneas Stimme klang abwesend, als würde sie über etwas viel Bedeutenderes nachdenken. »Nein«, sagte sie schließlich, »an sich nicht.«
    »Was sind die Richtungen der Evolution?«, fragte ich, während ich die rote Pagode über uns näher kommen sah und betete, dass die Unterhaltung mich von dem Gedanken abhalten würde, ich könnte zusammenbrechen und die über zwanzigtausend Stufen hinunterfallen, die wir erklommen hatten.
    »Nur drei sind noch erwähnenswert«, sagte Aenea. »Zunehmende Spezialisierung, zunehmende wechselseitige Abhängigkeit, zunehmende Entwicklungsfähigkeit. Sie alle sind wirklich wichtig, aber das Letztgenannte am meisten.«
    »Wie meinst du das, Spatz?«
    »Ich meine, dass sich die Evolution selbst entwickelt. Das muss sie.
    Entwicklungsfähigkeit ist selbst ein ererbter Überlebensinstinkt. Systeme – lebende und andere – müssen lernen, sich zu entwickeln und bis zu einem gewissen Grad Richtung und Geschwindigkeit ihrer eigenen Evolution zu kontrollieren. Wir – ich meine die menschliche Rasse – standen vor tausend Jahren kurz davor, das zu bewerkstelligen, und der Core hat es uns weggenommen. Jedenfalls den meisten von uns.«
    »Was meinst du damit, den ›meisten von uns‹?«
    »Ich verspreche dir, dass du das in ein paar Tagen sehen wirst, Raul.«
    Wir gelangten zum Südtor des Himmels und gingen unter dem bogenförmigen Eingang hindurch, einem roten Torbogen unter einem goldenen Pagodendach. Dahinter lag der Himmlische Weg, ein sanft ansteigender Hang, der zum Gipfel führte, den man gerade noch erkennen konnte. Der Himmlische Pfad war wenig mehr als ein Pfad auf nacktem, schwarzem Fels. Wir hätten auf einem Mond ohne Atmosphäre gehen können wie dem der Alten Erde – in etwa so zuträglich für das Leben war die Umwelt hier.
    Ich wollte zu Aenea etwas darüber sagen, dass dies eine Nische war, wo das Leben noch keinen Fuß in die Tür bekommen hatte, als sie sich vom Pfad entfernte und zu einem kleinen Tempel aus Stein ging, der inmitten von scharfkantigen Klüften und Spalten ein paar hundert Meter unterhalb des Gipfels lag. Dort befand sich eine Luftschleuse, die so uralt aussah, als würde sie von einem der frühesten Saatschiffe stammen. Erstaunlicherweise funktionierte sie, als Aenea den Kontaktschalter drückte; wir drei gingen hinein und blieben stehen, bis sie sich geschlossen hatte und die innere Tür aufging. Wir traten ein.
    Es war ein

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