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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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kleiner Raum und fast unmöbliert, abgesehen von einem verzierten Bronzetopf mit frischen Blumen, einigen grünen Zweigen auf einem flachen Podest und der wunderschönen – einst goldenen – Statue einer Frau in Lebensgröße, die offenbar aus Gold gewirkte Kleidungsstücke trug. Die Frau hatte Pausbacken und ein freundliches Äußeres – eine Art weiblicher Buddha –, und sie schien eine Krone aus vergoldeten Blättern zu tragen und hatte einen seltsam christlich anmutenden Heiligenschein aus gehämmertem Gold hinter dem Kopf.
    A. Bettik nahm den Helm ab und sagte: »Die Luft ist gut. Luftdruck mehr als ausreichend.«
    Aenea und ich schlugen die Kapuzen unserer Hautanzüge zurück. Es war ein Vergnügen, frei zu atmen.
    Zu Füßen der Statue lagen Weihrauchbehälter und Streichhölzer. Aenea ließ sich auf ein Knie nieder und zündete den Weihrauch mit einem Streichholz an. Der Weihrauchduft war sehr stark.
    »Das ist die Prinzessin der azurblauen Wolken«, sagte sie und sah lächelnd zu dem lächelnden goldenen Gesicht auf. »Die Göttin der Dämmerung. Als ich das angezündet habe, habe ich gerade ein Opfer dargebracht, um einmal Enkelkinder zu bekommen.«
    Ich wollte lächeln, erstarrte aber. Sie hat ein Kind. Meine Liebste hat schon ein Kind. Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich wandte mich ab, aber Aenea kam zu mir und nahm meinen Arm.
    »Sollen wir etwas zu Mittag essen?«, fragte sie.
    Ich hatte nicht mehr an unsere braune Provianttüte gedacht. Mit Helmen und Osmosemasken wäre uns das Essen schwer gefallen.
    Wir setzten uns im spärlichen Licht in dem Raum ohne Fenster nieder, von kräuselndem Rauch und dem Duft von Weihrauch umgeben, und aßen die Sandwiches, die uns die Mönche eingepackt hatten.
    »Wohin jetzt?«, fragte ich, als Aenea die innere Schleusentür öffnete.
    »Ich habe gehört, dass es auf der Ostseite des Gipfels eine Klippe gibt, die Selbstmordklippe genannt wird«, sagte A. Bettik. »Sie diente als feierliche Opferstätte. Wenn man von ihr runtersprang, erlebte man angeblich die sofortige Vereinigung mit dem Jadekaiser und stellte die Honorierung von Opfern sicher. Wenn Sie wirklich eine Garantie dafür haben wollen, Enkelkinder zu bekommen, sollten Sie vielleicht dort hinunterspringen.«
    Ich starrte den Androiden an. Ich war nie sicher, ob er einen Sinn für Humor oder einfach nur eine verkorkste Persönlichkeit hatte.
    Aenea lachte. »Gehen wir zuerst zum Tempel des Jadekaisers«, sagte sie.
    »Mal sehen, ob jemand zu Hause ist.«
    Draußen spürte ich zuerst die Isolation durch den Hautanzug und danach die Vakuumklarheit von allem. Aufgrund der ungefilterten Strahlung der Mittagssonne in dieser Höhe war die Osmosemaske fast milchig geworden.
    Die Kontraste der Schatten waren schroff.
    Wir waren rund fünfzig Meter vom Gipfel und dem Tempel entfernt, als eine Gestalt aus der Schwärze hinter einem Felsbrocken trat und uns den Weg versperrte. Ich dachte Shrike und ballte albernerweise die Hände zu Fäusten, bis ich sah, worum es sich handelte.
    Ein sehr großer Mann in einem von Lanzen aufgerissenen Vakuumkampfanzug stand vor uns. Standardmodell der Marines der Pax-Flotte und der Schweizergarde. Ich konnte sein Gesicht durch das stoßfeste Visier sehen – seine Haut war schwarz, die Züge markant, das kurz geschnittene Haar weiß. Sein Gesicht wies frische und deutliche Narben auf. Seine Augen blickten nicht freundlich. Er hielt eine Mehrzweckflinte der Marine-Klasse in Händen, die er nun hob und auf uns richtete. Er sendete auf dem Kanal der Hautanzüge.
    »Stehen bleiben!«
    Wir blieben stehen.
    Der Gigant schien nicht zu wissen, was er als Nächstes tun sollte. Der Pax hat uns schließlich erwischt, war mein erster Gedanke.
    Aenea ging einen Schritt nach vorn. »Sergeant Gregorius?«, ertönte ihre Stimme auf dem Kanal der Hautanzüge.
    Der Mann legte den Kopf schief, ließ die Waffe aber nicht sinken. Ich hatte keine Zweifel, dass die Waffe auch im Vakuum perfekt funktionieren würde – entweder Flechettewolke, Energielanze, geladener Ionenstrahl, Projektile oder Hyper-K. Die Mündung war auf das Gesicht meiner Liebsten gerichtet.
    »Woher kennen Sie meinen...«, begann der Hüne, dann schien er zu schwanken. »Sie sind das. Die Besagte. Das Mädchen, das wir so lange gesucht haben, in so vielen Systemen. Aenea.«
    »Ja«, sagte Aenea. »Gibt es noch weitere Überlebende?«
    »Drei«, sagte der Mann, den sie Gregorius genannt hatte. Er zeigte nach rechts, wo ich gerade

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