Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Wort mehr, als es zu sprechen.
Rachel kam näher und bot mir eine Spritzflasche an. Die ersten paar Tropfen kamen als trudelnde Kügelchen heraus – die mir größtenteils ins Gesicht regneten –, aber dann hatte ich den Bogen raus und drückte die Tropfen in meinen offenen Mund. Das Wasser schmeckte kühl und herrlich.
»Du hast zwei Wochen Flüssigkeit und Nahrung über den Tropf bekommen«, sagte Rachel, »aber es ist besser, wenn du richtig trinkst.«
»Zwei Wochen!«, sagte ich. Ich sah mich um. »Aenea? Ist sie... sind sie...«
»Allen geht es gut«, sagte Rachel. »Aenea ist beschäftigt. Sie hat den größten Teil der vergangenen zwei Wochen hier bei dir verbracht... auf dich aufgepasst... aber wenn sie mit Minmun und den anderen wegmusste, hat sie mich hier bei dir wachen lassen.«
»Minmun?«, sagte ich. Ich sah durch die halb durchsichtige Wand. Ein heller Stern – kleiner als Hyperions Sonne. Die unglaubliche Geometrie des Gebildes erstreckte sich in die Ferne und verlief gekrümmt weg von diesem ovalen Raum. »Wo bin ich?«, sagte ich. »Wie sind wir hierher gekommen?«
Rachel kicherte. »Ich werde deine zweite Frage zuerst beantworten und dir die Antwort auf die erste in ein paar Minuten zeigen. Aenea hat das Schiff hierher springen lassen. Pater Captain de Soya, sein Sergeant Gregorius und der Offizier Carel Shan kannten die Koordinaten dieses Sternensystems. Sie waren alle bewusstlos, aber der andere Überlebende –
ihr ehemaliger Gefangener Hoag Liebler – wusste, wo sich dieser Ort versteckt.«
Ich sah wieder durch die Wand hinaus. Das Gebilde schien riesig zu sein
– ein Gitter aus Licht und Schatten, das sich von dieser Nabe ausgehend in alle Richtungen erstreckte. Wie konnten sie etwas so Großes verstecken?
Und wer versteckte es?
»Wie sind wir rechtzeitig zu einem Übergangspunkt gekommen?«, krächzte ich und trank ein paar weitere Wasserkügelchen. »Ich dachte, die Kriegsschiffe des Pax hätten Kurs auf uns genommen gehabt.«
»Stimmt«, sagte Rachel. »So war es. Wir hätten es nie zum Übergangspunkt für den Hawking-Antrieb geschafft, bevor sie uns vernichtet hätten.
Hier – du musst nicht mehr an der Wand festgebunden bleiben.« Sie riss die Klettstreifen los, worauf ich frei schwebte. Selbst in der Schwerelosigkeit fühlte ich mich sehr schwach.
Ich orientierte mich, sodass ich Rachels Gesicht im trüben sepiafarbenen Licht sehen konnte, und sagte: »Also, wie haben wir es geschafft?«
»Wir haben keinen Übergang gemacht«, sagte die junge Frau. »Aenea hat das Schiff zu einem Punkt im Raum dirigiert, von dem wir direkt hierher farcasten konnten.«
»Farcasten? Es gab ein aktives Farcasterportal im Raum? Wie diejenigen, durch die Schiffe der Hegemoniestreitkräfte befördert wurden? Ich wusste nicht, dass eines davon den Fall überlebt hatte.«
Rachel schüttelte den Kopf. »Da war kein Farcasterportal. Nichts. Nur ein willkürlicher Punkt ein paar hunderttausend Klicks vom zweiten Mond entfernt. Es war eine höllische Jagd... die Pax-Schiffe haben uns ständig angefunkt und gedroht, das Feuer zu eröffnen. Schließlich haben sie es getan... Lanzenstrahlen wurden aus einem Dutzend Quellen auf uns abgefeuert – von uns wäre nicht einmal ein Trümmerfeld übrig geblieben, nur eine sich ausdehnende Gaswolke –, aber als wir den Punkt erreichten, den Aenea uns genannt hatte, waren wir plötzlich... hier.«
Ich fragte nicht wieder Wo ist hier?, sondern schwebte zu der gekrümmten Wand und versuchte hinauszusehen. Die Wand fühlte sich warm, schwammig und organisch an und filterte den größten Teil des Sonnenlichts. Das innere Restlicht war weich und wunderschön, erschwerte es aber, hinauszuschauen – nur der eine grelle Stern und die Andeutung des unglaublichen geometrischen Gebildes jenseits unserer Kapsel waren zu sehen.
»Bist du bereit, das ›Wo‹ zu sehen?«, fragte Rachel.
»Ja.«
»Kapsel«, sagte Rachel, »bitte transparente Oberfläche.«
Plötzlich trennte uns nichts mehr von draußen. Ich hätte fast vor Schrecken aufgeschrien. Stattdessen ruderte ich mit Armen und Beinen und versuchte, eine feste Oberfläche zu finden, an der ich mich festklammern konnte, bis Rachel sich zu mir abstieß und mich mit starker Hand hielt.
Wir befanden uns im Weltraum. Die umliegende Kapsel war einfach verschwunden. Wir schwebten im All – schienen im All zu schweben, davon abgesehen, dass es Atemluft gab – und waren weit draußen auf dem Ast eines...
Baum
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