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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Kom-Fasern. »Schweben!« Dann richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Nemes.
    Die Plattform bricht unter ihr weg. Sie springt zu Aenea. Meine Freundin tritt nicht zurück.
    Nur die Tatsache, dass die Plattform unter ihr abstürzt, verhindert, dass Nemes ihren Sprung beendet. Sie verfehlt den Sims nur knapp, aber ihre Klauen bekommen den Fels zu fassen, schlagen Funken; sie findet Halt.
    Die Plattform löst sich und zerfällt, während sie in den Abgrund stürzt, einige Teile treffen die Hauptplattform darunter, reißen sie stellenweise ab und bleiben andernorts als Trümmer liegen.
    Nemes baumelt an der Felswand und sucht mit Händen und Füßen einen Meter unterhalb der Stelle Halt, wo Aenea steht.
    Ich habe acht Meter Sicherungsleine. Mit meinem funktionstüchtigen linken Arm lasse ich das von meinem Blut rutschige Seil mehrere Meter nach und stoße mich dann mit den Füßen von der Felswand ab, wo ich baumle.
    Nemes zieht sich so weit hoch, dass sie die Klauenfinger über den Rand des Simses bekommt. Sie findet einen Spalt oder einen Riss und zieht sich hinauf, eine geübte Bergsteigerin, die einen Überhang bezwingt. Den Körper hat sie wie einen Bogen gekrümmt, als ihre Füße über den Fels gleiten, damit sie sich noch weiter hinaufziehen und auf Aenea stürzen kann, die sich nicht bewegt hat.
    Ich schwinge zurück, weg von Nemes, pralle von der Felswand ab –  spüre das kalte Gestein auf meiner zerschnittenen nackten Fußsohle, wo Nemes meinen Stiefel aufgeschlitzt hat – und sehe, dass das Seil, von dem mein Leben abhängt, bei dem Kampf zerschlissen wurde; ich weiß nicht, ob es noch die paar Sekunden halten wird.
    Ich belaste es noch mehr und schwinge in einem pendelförmigen Bogen weg von Nemes.
    Nemes zieht sich auf Aeneas Sims hoch, geht auf die Knie, richtet sich einen Meter von meiner Geliebten entfernt auf.
    Ich schwinge hoch, Felsgestein zerkratzt mir die rechte Schulter, und ich denke eine schreckliche Sekunde lang, dass ich nicht genügend Schwung und Seil habe, aber dann spüre ich, dass es doch reicht – gerade so –  gerade so –  Nemes wirbelt herum, als meine Pendelbewegung mich gerade in ihre Höhe trägt und ich die Beine zum Klammergriff spreize, Nemes damit umfange und die Knöchel verschränke.
    Sie schreit und hebt ihren Sensenarm. Mein Unterleib und Bauch sind ungeschützt.
    Ich achte nicht darauf – achte nicht auf das angerissene Seil und die allgegenwärtigen Schmerzen –, ich klammere mich fest, als Schwerkraft und Schwung uns in die andere Richtung ziehen – sie ist schwerer als ich –, eine weitere schreckliche Sekunde bleiben wir verbunden, und sie weicht nicht, aber sie hat ihre Balance noch nicht gefunden, sie taumelt an der Kante – ich schwinge zurück und versuche, meinen Schwerpunkt zu den blutenden Schultern zu verlagern –, und Nemes rutscht von dem Sims.
    Ich spreize sofort die Beine und lasse sie los.
    Sie schwenkt den Sensenarm und verfehlt meinen Bauch um Millimeter, als ich weiter hinausschwinge, aber durch die Bewegung wird sie weiter von dem Sims und der Felswand fortgetragen, über das Loch, wo die Plattform gewesen ist.
    Ich schlittere an der Felswand entlang und versuche, meinen Schwung zu bremsen. Die Sicherungsleine reißt.
    Ich spreize Arme und Beine an der Felswand und rutsche hinab. Meine rechte Hand ist nutzlos. Mit der linken finde ich einen schmalen Halt...
    verliere ihn... ich rutsche schneller... finde mit dem linken Fuß einen Sims, der einen Zentimeter breit ist. Dadurch und durch den Reibungswiderstand finde ich lange genug an dem Felsen Halt, um über die linke Schulter zu sehen.
    Nemes dreht sich im Fall und versucht, ihre Flugbahn so weit zu ändern, dass sie Klauen oder Sense in die Kanten der untersten Plattform schlagen kann.
    Sie verfehlt die Plattform um vier oder fünf Zentimeter. Hundert Meter weiter unten prallt sie gegen einen Felsvorsprung und wird weiter über die Wolkendecke hinausgeschleudert. Stufen, Pfosten und Plattformsäulen stürzen einen Kilometer unter ihr in die Wolken.
    Nemes schreit – ein Schrei unverhohlener Wut und Frustration wie von einer defekten Dampforgel –, und das Echo hallt von den Felswänden um mich herum wider.
    Ich kann mich nicht mehr halten. Ich habe zu viel Blut verloren, zu viele Muskeln wurden zerrissen. Ich spüre den Fels unter meiner Brust, den Wangen, Handflächen und dem verkrampften linken Fuß wegrutschen.
    Ich schaue nach links, um Aenea Lebewohl zu sagen, wenn auch nur

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