Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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Aenea fort, »wir müssen vor diesen Pax-Schiffen fliehen.
    Wir bringen dich nach unten in eine der Kabinen für die kryogenische Fuge. Wir lassen dich eine Weile schlafen, bis der AutoDoc eine Kammer frei hat. Kannst du mich hören, Raul?«
    Ich entscheide mich dagegen, zu sprechen, und nicke nur. Ich spüre etwas Loses an meiner Stirn herabhängen wie eine nasse, verrutschte Mütze.
    Meine Kopfhaut.
    »Gut«, sagt Aenea. Sie beugt sich zu mir und flüstert mir in das, was von meinem Ohr übrig geblieben ist: »Ich liebe dich, teurer Freund. Du wirst wieder gesund. Das weiß ich.«
    Hände heben mich hoch, tragen mich, legen mich schließlich auf etwas Hartes und Kaltes. Die Schmerzen toben, aber sie sind etwas Fernes und gehen mich nichts an.
    Bevor sie den Deckel der Fugenkammer zuklappen, kann ich deutlich die gelassene Stimme des Schiffs sagen hören: »Vier Kriegsschiffe des Pax funken uns an. Sie sagen, wenn wir nicht in zehn Minuten die Energie drosseln, werden sie uns vernichten. Darf ich darauf hinweisen, dass wir mindestens elf Stunden von jedem beliebigen Übergangspunkt entfernt sind? Und alle vier Pax-Schiffe sind in Feuerreichweite.«
    Ich höre Aeneas müde Stimme. »Steure weiter auf diesem Kurs zu den Koordinaten, die ich dir gegeben habe, Schiff. Keine Antwort an die Pax-Schiffe.«
    Ich versuche zu lächeln. Das haben wir schon früher gemacht, Kriegsschiffen des Pax entkommen, so schlecht unsere Chancen auch waren. Aber eines habe ich gelernt, das ich Aenea liebend gern erklärt hätte, wenn mein Mund funktionieren und mein Denken sich ein wenig klären würde – egal, wie lange man der Wahrscheinlichkeit ein Schnippchen schlägt, irgendwann holt sie einen ein. Das betrachte ich als eine unwichtige Offenbarung, ein überfälliges Satori.
    Aber nun kommt die Kälte über mich, dringt in mich ein – kühlt mir Herz und Verstand und Knochen und Magen. Ich kann nur hoffen, dass es die Spulen der kryogenischen Fuge sind, die schneller funktionieren, als ich es von meiner letzten Reise in Erinnerung habe. Falls es der Tod ist... nun, dann ist es eben der Tod. Aber ich möchte Aenea wieder sehen.
    Das ist mein letzter Gedanke.

24

    FALLEN! Ich erwachte mit heftig klopfendem Herzen und schien in einem anderen Universum zu sein.
    Ich fiel nicht, ich schwebte. Zuerst dachte ich, ich wäre in einem Ozean, einem Salzwasserozean mit eindeutigem Auftrieb, wo ich schwebte wie ein Fötus in einem sepiafarbenen Meer, aber dann fiel mir auf, dass es gar keine Schwerkraft gab, keine Wellen oder Strömungen, und das Medium kein Wasser war, sondern volles, sepiafarbenes Licht. Das Schiff? Nein, ich befand mich in einem großen, leeren, abgedunkelten, aber von einem Lichtkreis umgebenen Raum – einem leeren Oval mit einem Durchmesser von fünfzehn Metern oder mehr, mit Pergamentwänden, durch die ich sowohl das gefilterte Licht einer gleißenden Sonne als auch etwas Komplizierteres sehen konnte, eine ungeheure organische Konstruktion, die sich nach allen Seiten hin erstreckte. Ich hob kraftlos die Hände von ihrer schwebenden Position und berührte Gesicht, Kopf, Körper und Arme...
    Ich schwebte wirklich und war nur durch ganz leichte Harnischriemen mit einer Art Klettverschlussstreifen an der gekrümmten inneren Wand verbunden. Ich war barfuß und trug nur eine weiche Baumwolltunika, die ich nicht kannte – Pyjama? Krankenhauskleidung?
    Mein Gesicht war druckempfindlich, ich konnte neue Wülste spüren, die Narben sein mochten. Mein Haar war verschwunden, die Haut auf meinem Schädel ganz wund und definitiv vernarbt, mein Ohr war da, aber sehr empfindlich. Auf den Armen hatte ich mehrere feine Narben, die ich im schwachen Licht sehen konnte. Ich zog das Hosenbein hoch und betrachtete das Bein, das schlimm gebrochen gewesen war. Verheilt und gerade. Ich betastete meine Rippen – empfindlich, aber unversehrt.
    Demnach hatte ich es doch in den AutoDoc geschafft.
    Ich musste es laut ausgesprochen haben, denn eine dunkle Gestalt, die in der Nähe schwebte, sagte: »Schließlich ja, Raul Endymion. Aber einige chirurgische Eingriffe wurden auf die altmodische Art und Weise durchgeführt... und zwar von mir.«
    Ich zuckte zusammen – und schwebte, von den Klettstreifen gehalten, nach oben. Es war nicht Aeneas Stimme gewesen.
    Die dunkle Gestalt schwebte näher, und ich erkannte den Umriss, das Haar und – zuletzt – die Stimme. »Rachel«, sagte ich. Meine Zunge war trocken, meine Lippen rissig. Ich krächzte das