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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Aenea nie einen anderen als dich geliebt hat. Schon als kleines Mädchen. Schon bevor sie dich kennen gelernt hat. Du bist immer ihr Auserwählter gewesen.« Das Lächeln der jungen Frau wurde wehmütig.
    »Wir sollten alle so glücklich sein können.«
    Ich wollte etwas sagen, zögerte.
    Rachels Lächeln verschwand. »Oh. Sie hat dir von dem Zwischenspiel von einem Jahr, elf Monaten, einer Woche und sechs Stunden erzählt?«
    »Ja«, sagte ich. »Und davon, dass sie...« Ich verstummte. Es wäre albern gewesen, mich vor dieser starken Frau emotional zu entblößen. Sie hätte mich danach nie mehr mit denselben Augen angesehen.
    »Ein Baby bekommen hat?«, brachte Rachel den Satz rasch zu Ende.
    Ich sah sie an, als wollte ich in ihren hübschen Gesichtszügen eine Antwort finden. »Hat Aenea dir davon erzählt?«, fragte ich und hatte das Gefühl, als würde ich meine teure Freundin irgendwie betrügen, weil ich versuchte, diese Information aus jemand anderem herauszubekommen.
    Aber ich konnte nicht aufhören. »Hast du zu der Zeit gewusst, was...«
    »Wo sie war?«, sagte Rachel und sah mich mit derselben Intensität an.
    »Was mit ihr los war? Dass sie heiraten würde?«
    Ich konnte nur nicken.
    »Ja«, sagte Rachel. »Wir wussten es.«
    »Warst du mit ihr dort?«
    Rachel schien zu zögern, als müsste sie die Antwort abwägen. »Nein«, sagte sie schließlich. »A. Bettik, Theo und ich warteten fast zwei Jahre auf ihre Rückkehr. Wir setzten ihre... Andacht? Mission?... was immer es ist, wir setzten es fort, während sie weg war... gaben ihre Lektionen weiter, suchten Leute, die an der Kommunion teilhaben wollten, ließen sie wissen, wann sie zurückkehren würde.«
    »Also habt ihr gewusst, wann sie zurückkehren würde?«
    »Ja«, sagte Rachel. »Auf den Tag genau.«
    »Wie das?«
    »Weil sie da zurückkehren musste«, antwortete die dunkelhaarige Frau.
    »Sie hatte sich jede erdenkliche Minute freigenommen, die sie konnte, ohne ihre Mission zu gefährden. Am nächsten Tag hat der Pax uns aufgespürt...
    sie hätten uns alle geschnappt, wenn Aenea nicht gekommen wäre und uns weggefarcastet hätte.«
    Ich nickte, dachte aber nicht an Gelegenheiten, bei denen wir dem Pax um Haaresbreite entkommen waren. »Hast du... ihn kennen gelernt?«, fragte ich und versuchte erfolglos, meiner Stimme nichts anmerken zu lassen.
    Rachels Miene blieb ernst. »Du meinst den Vater ihres Kindes? Aeneas Mann?«
    Ich spürte, dass Rachel nicht grausam sein wollte, aber die Worte rissen mir weitaus tiefere Wunden als Nemes’ Klauen. »Ja«, sagte ich. »Ihn.«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Keine von uns hatte ihn kennen gelernt, als sie wegging.«
    »Aber weißt du, warum sie ihn als Vater ihres Kindes ausgesucht hat?«, beharrte ich und kam mir vor wie der Großinquisitor, den wir auf T’ien Shan zurückgelassen hatten.
    »Ja«, sagte Rachel, hielt meinem Blick stand, gab aber nicht mehr preis.
    »Hatte es etwas mit... mit ihrer Mission zu tun?«, sagte ich und spürte, wie sich mir der Hals immer mehr zuschnürte und meine Stimme gepresster klang. »Musste sie es tun... gab es einen Grund dafür, dass sie das Kind bekommen mussten? Kannst du es mir sagen, Rachel?«
    Da nahm sie mein Handgelenk und umklammerte es fest. »Raul, du weißt, dass Aenea es dir erklären wird, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist.«
    Ich riss mich los und gab einen obszönen Laut von mir. »Wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist«, knurrte ich. »Herrgott im Himmel, ich habe es satt, diesen Ausdruck zu hören. Und ich habe es satt, zu warten.«
    Rachel zuckte die Achseln. »Dann stell sie zur Rede. Drohe ihr, dass du sie verprügeln wirst, wenn sie es dir nicht sagt. Du hast dieses Nemes-Ding zusammengeschlagen... Aenea dürfte kein Problem sein.«
    Ich sah die Frau finster an.
    »Im Ernst, Raul, das ist etwas zwischen dir und Aenea. Ich kann dir nur eines sagen, du bist der einzige Mann, von dem sie je gesprochen hat, und –
    soweit ich das beurteilen kann – der einzige, den sie je geliebt hat.«
    »Wie, zum Teufel, kannst du...«, begann ich wütend, dann zwang ich mich, den Mund zu halten. Ich tätschelte ihr unbeholfen den Arm, eine Bewegung, durch die ich mich um meine eigene Achse drehte. Es war schwer, in der Schwerelosigkeit in der Nähe von jemandem zu bleiben, ohne ihn zu berühren. »Danke, Rachel«, sagte ich.
    »Bereit, die anderen zu sehen?«
    Ich holte tief Luft. »Fast«, sagte ich. »Kann man die Oberfläche dieser Kapsel das

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