Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Silhouette sich noch vor dem Hintergrund reinster Zerstörung abzeichnet, greift den Riesen an und schlägt mit kleinen Fäustchen auf Dornen und Stacheln ein.
»Scheiße!« Ich krieche zu der Hawking-Matte, kann sie im Sturm nicht finden, reibe mir Sand aus den Augen, krieche im Kreis und spüre Stoff unter der rechten Handfläche. In den Sekunden, seit ich heruntergesprungen bin, ist die Matte fast völlig vom Sand verschüttet worden. Ich grabe wie ein tollwütiger Hund, schaufle die Flugmuster frei, aktiviere die Matte und fliege auf das verblassende Leuchten zu. Die beiden Gestalten sind nicht mehr zu sehen, aber ich war geistesgegenwärtig genug, den Kompass zu konsultieren. Zwei Lanzenstrahlen durchbohren die Luft –
einer Zentimeter über meinem liegenden Körper, einer Millimeter unter der Matte.
»Scheiße! Gottverdammt!«, schreie ich, die Worte an niemand im Einzelnen gerichtet.
Pater Captain de Soya ist nur halb bei Bewusstsein, während er, auf Sergeant Gregorius’ gepanzerter Schulter liegend, dahinschwankt. De Soya spürt undeutlich, wie andere gepanzerte Gestalten mit ihnen durch den Sturm fliehen und dabei gelegentlich Plasmaladungen auf unsichtbare Ziele abfeuern, und er fragt sich, ob das der Rest von Gregorius’ Trupp ist.
Während er immer wieder vorübergehend das Bewusstsein verliert, wünscht er sich, er könnte das Mädchen noch einmal sehen, mit ihr reden.
Gregorius stößt fast mit etwas zusammen, bleibt stehen und beordert seinen Trupp zu sich. Ein bewaffneter Skarabäus-Panzerwagen hat den Tarnschirm deaktiviert und liegt schief auf einem Felsen. Die linke Kette fehlt, die Läufe der Minikanonen am Heck sind geschmolzen wie Wachs in einer Flamme. Die rechte Augenblase ist geborsten und klappt weit auf.
»Hier«, keucht Gregorius und reicht Pater Captain de Soya behutsam durch die Blase hinein. Eine Sekunde später zieht sich der Sergeant selbst hinein und leuchtet das Innere des Skarabäus mit dem Lichtstrahl an seiner Energielanze aus. Der Fahrersitz sieht aus, als hätte ihn jemand mit roter Farbe besprüht. Die hinteren Schotts scheinen willkürlich mit Farbe bespritzt worden zu sein, nicht unähnlich der absurden »abstrakten Kunst«
von vor der Hegira, die Pater Captain de Soya einmal in einem Museum gesehen hat. Nur wurde diese Leinwand aus Metall mit Leichenfetzen beschmiert.
Sergeant Gregorius zieht sich tiefer in den schräg stehenden Skarabäus hinein und lehnt den Kriegsschiffkapitän an das untere Schott. Zwei weitere Gestalten in Anzügen stemmen sich durch das zerschossene Fenster herein.
De Soya reibt sich Blut und Sand aus den Augen und sagt: »Mir geht es gut.« Er wollte es in einem herrischen Befehlston sagen, aber seine Stimme klingt schwach, fast wie die eines Kindes.
»Ja, Sir«, knurrt Gregorius. Der Sergeant zieht das MedSet aus seiner Gürteltasche.
»Das brauche ich nicht«, sagt de Soya schwach. »Der Anzug...« Alle Kampfanzüge verfügen über interne Versiegelung und halbintelligente MedHilfe. De Soya ist sicher, dass sich der Anzug bereits um die unbedeutenden Schnitt- und Stichwunden gekümmert hat. Aber jetzt schaut er nach unten.
Sein linkes Bein ist fast abgetrennt. Der einschlagfeste, energieresistente Kampfanzug aus Omnipolymer ist zerfetzt. Er kann das Weiß seines Oberschenkelknochens sehen. Der Kampfanzug hat sich zusammengezogen, einen behelfsmäßigen Druckverband um den Oberschenkel gebildet und de Soya so das Leben gerettet, aber auch der Brustpanzer weist ein halbes Dutzend schwerwiegende Einstichlöcher auf, und die MedAnzeigen auf seinem Brustdisplay blinken alle rot.
»Ah, Jesus«, flüstert Pater Captain de Soya. Es ist ein Gebet.
»Schon gut«, sagt Sergeant Gregorius und zieht seinen eignen Druckverband um den Oberschenkel fest. »Wir schaffen Sie im Handumdrehen zu einem Sani und bringen Sie dann hinauf ins Schiffslazarett, Sir.« Er sieht die beiden Gestalten an, die erschöpft in ihren Kampfanzügen hinter den Vordersitzen kauern. »Kee? Rettig?«
»Ja, Sergeant?« Die kleinere der beiden Gestalten schaut auf.
»Mellick und Ott?«
»Tot, Sergeant. Das Ding hat sie bei der Sphinx erwischt.«
»Bleiben Sie auf dem Netz«, sagt Sergeant Gregorius und dreht sich wieder zu de Soya um. Der Unteroffizier zieht seinen Handschuh aus und legt seine breiten Finger auf eine der größeren Stichwunden. »Tut das weh, Sir?« "
De Soya schüttelte den Kopf. Er kann die Berührung nicht spüren.
»In Ordnung«, sagt der
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