Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
verdammte Messiasnachahmung bis zum selben bizarren Ende gehen? Sag es mir, Aenea!« Ich stellte fest, dass ich sie schüttelte... meine teure Freundin schüttelte, mein geliebtes Mädchen. Ich ließ die Hände sinken.
Aenea legte die Arme um mich. »Bleib einfach bei mir, Raul. Bleib bei mir, so lange du kannst.«
»Das werde ich«, sagte ich und klopfte ihr auf den Rücken. »Ich schwöre es dir.«
Auf Fuji verabschiedeten wir uns von Kenshiro Endo und Haruyuki Otaki.
Auf Deneb Drei von einem Kind, das ich nie kennen gelernt hatte – einem zehnjährigen Mädchen namens Katherine, die allein und offenbar furchtlos zurückblieb. Auf Sol Draconi Septem, der Welt mit der gefrorenen Atmosphäre und den tödlichen Phantomen, wo Pater Glaucus und unsere Chitchatuk-Freunde gemein ermordet worden waren, ließen wir den traurigen und düsteren Gerüstbauer Rimsi Kyipup zurück, der sich fast glücklich freiwillig meldete. Auf Nevermore einen anderen Mann, den ich nie kennen gelernt hatte, einen leutseligen älteren Herrn, der wie Martin Silenus’ umgänglicher jüngerer Bruder wirkte. Auf God’s Grove, wo A.
Bettik vor zehn Standardjahren seine Hand verloren hatte, ‘casteten die beiden Tempelritter-Lieutenants von Het Masteen mit Aenea und mir hinunter und kamen nicht mit zurück. Auf Hebron, wo es jetzt keine jüdischen Siedler mehr gab, aber dafür gute christliche Kolonisten, die der Pax geschickt hatte, ‘casteten Lleeoonn und Ooeeaall, die beiden Empathen von den Seneschai Aluit, mit uns nach unten und verabschiedeten sich an einem einsamen Wüstenabend, an dem die Steine noch die Wärme des Tages speicherten.
Auf Parvati weinten die sonst so glücklichen Schwestern Kuku Se und Kay Se und umarmten uns zum Abschied. Auf Asquith blieb eine ganze Familie, zwei Eltern und ihre fünf blonden Kinder, zurück. Über den weißen Wolkenschnörkeln der blauen Wasserwelt Mare Infinitus – eine Welt, bei deren bloßer Nennung mich Erinnerungen an Schmerzen und Freundschaft quälten – fragte Aenea Sergeant Gregorius, ob er mit ihr nach unten ‘casten wollte, um die Rebellen kennen zu lernen und sich ihrer Sache anzuschließen.
»Und den Captain im Stich lassen?«, fragte der Gigant, den der Vorschlag eindeutig schockierte.
De Soya trat vor. »Es gibt keinen Captain mehr, Sergeant. Mein teurer Freund. Nur diesen Priester ohne Kirche. Und ich denke, getrennt können wir fortan mehr Gutes tun als zusammen. Habe ich Recht, M. Aenea?«
Meine Freundin nickte. »Ich hatte gehofft, dass Lhomo mein Repräsentant auf Mare Infinitus sein würde«, sagte sie. »Die Schmuggler und Rebellen und Laternenmauljäger schätzen kräftige Männer. Aber es wird schwierig und gefährlich... hier wütet noch die Rebellion, und der Pax macht keine Gefangenen.«
»Ich habe nichts gegen die Gefahr!«, rief Gregorius. »Ich bin bereit, hundert wahre Tode für die gerechte Sache zu sterben!«
»Das weiß ich, Sergeant«, sagte Aenea.
Der Gigant sah seinen einstigen Captain und dann wieder Aenea an.
»Mädchen, ich weiß, Sie sagen nicht gern die Zukunft voraus, auch wenn wir wissen, dass Sie ab und zu Einblick darin haben. Aber sagen Sie mir eines... gibt es eine Chance, dass ich meinen Captain wieder sehe?«
»Ja«, sagte Aenea. »Und einige, die Sie für tot gehalten haben... wie zum Beispiel Corporal Kee.«
»Dann gehe ich. Ich beuge mich Ihrem Willen. Ich gehöre vielleicht nicht mehr der Schweizergarde an, aber der Gehorsam, den sie mir beigebracht haben, reicht tief.«
»Wir verlangen keinen Gehorsam«, sagte Pater de Soya. »Sondern etwas Härteres und Tieferes.«
Sergeant Gregorius dachte einen Moment nach. »Aye«, sagte er schließlich und wandte allen einen Moment den Rücken zu. »Gehen wir, Mädchen«, sagte er und streckte die Hand aus, damit Aenea sie ergreifen konnte.
Wir ließen ihn auf einer verlassenen Plattform im südlichen Küstenstrom zurück, aber Aenea sagte ihm, dass noch an diesem Tag Unterseeboote eintreffen würden.
Über MadredeDios trat Pater de Soya vor, aber Aenea hob die Hand und hielt ihn auf.
»Das ist sicher meine Welt«, sagte der Priester. »Ich wurde hier geboren.
Meine Diözese war hier. Ich denke, dass ich hier sterben werde.«
»Vielleicht«, sagte Aenea, »aber ich brauche Sie für einen schwierigeren Ort und eine gefährlichere Aufgabe, Federico.«
»Und wo wäre das?«, fragte der Priester mit dem traurigen Blick.
»Pacem«, sagte Aenea. »Unser letzter Halt.«
Ich trat näher.
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