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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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einen Moment und umarmten sich.
    Ich sah zu den anderen Gestalten, die uns in der roten Dämmerung umstanden. »Wo ist Dem Ria?«, fragte ich. »Alem Mikail Dem Alem? Und eure Kinder – Bin und Ces Ambre?«
    »Tot«, sagte Dem Loa. »Alle tot, außer Ces Ambre, der nach dem letzten Angriff des Pax in Bombasino vermisst wird.«
    Ich stand sprachlos und erschüttert da.
    »Bin Ria Dem Loa Alem starb an seiner Krankheit«, fuhr Dem Loa fort,
    »aber die anderen sind in unserem Krieg gegen den Pax gefallen.«
    »Krieg mit dem Pax«, wiederholte ich. »Ich hoffe bei Gott, dass ich ihn nicht angefangen habe...«
    Dem Loa hob die Hand. »Nein, Raul Endymion. Du hast ihn nicht angefangen. Diejenigen von uns in der Amoiete Spektrum Helix, denen unsere Lebensweise teuer war, haben das Kreuz verweigert... so hat er angefangen. Die Rebellion hatte schon begonnen, als du bei uns warst. Als du fort warst, glaubten wir, wir hätten gewonnen. Die feigen Truppen in Bombasino haben um Frieden gebeten, haben die Befehle ihrer Herren aus dem All missachtet und Verträge mit uns geschlossen. Dann kamen weitere Schiffe des Pax. Sie haben ihren eigenen Stützpunkt bombardiert... und sind dann über unsere Dörfer hergefallen. Seitdem herrscht Krieg. Wenn sie landen und versuchen, das Land zu besetzen, töten wir viele von ihnen.
    Sie schicken mehr.«
    »Dem Loa«, sagte ich, »das tut mir so Leid.«
    Sie legte mir eine Hand auf die Brust und nickte. Ich sah das Lächeln, an das ich mich noch von unseren gemeinsamen Stunden erinnerte. Sie sah wieder Aenea an. »Du bist diejenige, von der er in seinem Delirium und unter Schmerzen gesprochen hat. Du bist diejenige, die er liebt. Liebst du ihn auch, Kind?«
    »Ja«, sagte Aenea.
    »Gut«, sagte Dem Loa. »Es wäre traurig, wenn ein Mann, der glaubte, dass er im Sterben liegt, eine derartige Liebe für jemanden zum Ausdruck gebracht hätte, der dieses Gefühl nicht erwidert.« Dem Loa betrachtete die stumme und königliche Donnerkeil-Sau. »Sie sind eine Priesterin?«
    »Keine Priesterin«, sagte die Donnerkeil-Sau, »sondern die Äbtissin des Klosters Samden Gompa.«
    Dem Loa zeigte die Zähne. »Sie herrschen über Mönche? Über Männer?«
    »Ich – unterweise sie«, sagte die Dorje Phamo. Der Wind fuhr durch ihr stahlgraues Haar.
    »Das ist so gut wie herrschen«, sagte Dem Loa lachend. »Willkommen, Dorje Phamo.« Zu Aenea sagte sie: »Bleibst du bei uns, Kind? Oder streifst du uns nur und ziehst weiter, wie unsere Prophezeiungen berichten?«
    »Ich muss weiter«, sagte Aenea. »Aber ich würde die Dorje Phamo gern als eure Verbündete und unsere Vermittlerin hier lassen.«
    Dem Loa nickte. »Es ist gefährlich hier«, sagte sie zur Donnerkeil-Sau.
    Die Dorje Phamo sah die kleinere Frau lächelnd an. Die Stärke der beiden war fast eine greifbare Energie in der Atmosphäre um uns herum.
    »Gut«, sagte Dem Loa. Sie umarmte mich. »Sei gut zu deiner Liebsten, Raul Endymion. Sei gut zu ihr in den Stunden, die der Zyklus von Leben und Chaos euch gewährt.«
    »Das werde ich«, sagte ich.
    Zu Aenea sagte Dem Loa: »Danke, dass du gekommen bist, Kind. Es war unser Wunsch. Es war unsere Hoffnung.« Die beiden Frauen umarmten einander wieder. Plötzlich fühlte ich mich schüchtern, als hätte ich Aenea nach Hause gebracht, um meine Mutter oder Grandam kennen zu lernen.
    Die Dorje Phamo gab uns beiden ihren Segen. »Kale pe a«, sagte sie zu Aenea.
    Wir entfernten uns in der Dämmerung des Sandsturms und ‘casteten durch die Explosion weißen Lichts. Auf der stillen Brücke der Yggdrasill sagte ich zu Aenea: »Was hat sie gesagt?«
    »Kale pe a«, wiederholte meine Freundin. »Das ist ein alter tibetanischer Abschiedsgruß, wenn eine Karawane sich anschickt, einen hohen Gipfel zu erklimmen. Es bedeutet: Geh langsam, wenn du zurückkehren möchtest.«
    Und so ging es weiter, einhundert Welten, die wir jeweils nur Augenblicke besuchten, aber jeder Abschied war auf seine Weise rührend und aufrüttelnd. Es fällt mir schwer, zu sagen, wie viele Tage und Nächte diese letzte Reise mit Aenea dauerte, weil wir immer nur hinunter- und wieder hinauf’casteten, das Baumschiff an einem Ort ins Licht eindrang und an einem anderen wieder herauskam, und wenn alle zu erschöpft waren, um weiterzumachen, durfte die Yggdrasill eine Weile im Raum zwischen den Sternen treiben, während die Ergs ausruhten und alle anderen versuchten zu schlafen.
    Ich erinnere mich an mindestens drei solcher Schlafperioden, also

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