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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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einem Dutzend klassischer Autoren, die ich als Junge gelesen hatte und in den langen Tagen und Nächten in der Blockhütte oder bei der Arbeit am Fluss immer wieder las.
    A. Bettik gesellte sich an diesem ersten Tag zu mir, während ich herumstöberte, und zog einen kleinen grünen Band aus dem Regal. »Das dürfte von Interesse sein«, sagte er. Der Titel lautete: Ein Reiseführer durch das Weltennetz. Mit ausführlichen Kapiteln über den Großen Rundgang und den Fluss Tethys.
    »Das dürfte von großem Interesse sein«, sagte ich und schlug das Buch mit zitternden Fingern auf. Das Zittern kam, glaube ich, daher, dass ich wusste, es war Wirklichkeit, wir würden dorthin gehen – wir würden tatsächlich zu den einstigen Netzwelten reisen!
    »Diese Bücher sind als Artefakte doppelt interessant«, sagte der Androide, »da sie aus einer Zeit stammen, als sämtliche Informationen jedermann sofort zur Verfügung standen.«
    Ich nickte. Als Kind hatte ich mir Grandams Geschichten von den alten Zeiten angehört und versucht, mir eine Welt vorzustellen, in der jeder Implantate trug und sich jederzeit in die Datensphäre einklinken konnte, wann immer er wollte. Natürlich hatte Hyperion auch damals keine Datensphäre besessen – und war nie Teil des Weltennetzes gewesen –, aber für die meisten der Milliarden Bürger der Hegemonie muss das Leben wie eine endlose Stimsim visueller, auditiver und gedruckter Informationen gewesen sein. Kein Wunder, dass in den alten Zeiten die Mehrzahl der Menschen nie lesen gelernt hatte. Lange nach dem Fall, als die interstellare Gesellschaft wieder aufgebaut wurde, war das Lesen eines der ersten Ziele der Kirche und ihrer Pax-Verwaltung gewesen.
    An jenem Tag, als ich in der Schiffsbibliothek mit ihrem Teppichboden stand und die polierten Teak- und Kirschholzwände im Licht glänzten, nahm ich, wie ich mich erinnern kann, ein halbes Dutzend Bücher von den Regalen und trug sie zum Tisch, um darin zu lesen.
    Aenea plünderte die Bibliothek an diesem Nachmittag ebenfalls – sie zog als Allererstes eine Ausgabe von Die Sterbende Erde aus dem Regal. »Es gab kein Exemplar in Jacktown, und Onkel Martin wollte es mich nie lesen lassen, wenn ich ihn besuchte«, sagte sie. »Er behauptete, es wäre das Einzige, das er je geschrieben hätte – mit Ausnahme der Cantos, die er noch nicht vollendet hatte –, das wirklich lesenswert sei.«
    »Worum geht es?«, fragte ich, ohne von dem Delmore-Deland-Roman aufzuschauen, den ich durchblätterte. Das Mädchen und ich mampften Äpfel, während wir lasen und uns unterhielten. A. Bettik war die Wendeltreppe hinuntergegangen.
    »Um die letzten Tage der alten Erde«, sagte Aenea. »Eigentlich geht es um Martins verhätschelte Kindheit auf dem großen Anwesen seiner Familie im Nordamerikanischen Naturschutzgebiet.«
    Ich legte das Buch weg. »Was, meinst du, ist aus der Alten Erde geworden?«
    Das Mädchen hörte auf zu kauen. »Zu meiner Zeit glaubte jeder, dass sie beim Großen Fehler von null-acht von einem Schwarzen Loch verschlungen worden war. Dass sie weg wäre. Futsch.«
    Ich kaute und nickte. »Das glauben die meisten Menschen immer noch, aber in den Cantos beharrt der alte Dichter darauf, dass der TechnoCore die Alte Erde gestohlen und irgendwo hingebracht hat...«
    »In den Herkules-Cluster oder die Magellanschen Wolken«, sagte das Mädchen und biss ein Stück von ihrem Apfel ab. »Meine Mutter hat das herausgefunden, als sie und mein Vater in seinem Mordfall ermittelten.«
    Ich beugte mich nach vorn. »Macht es dir etwas aus, über deinen Vater zu sprechen?«
    Aenea lächelte verhalten. »Nein, warum auch? Ich nehme an, ich bin eine Art Halbblut, das Kind einer Lusierin und eines geklonten männlichen Cybrids, aber das hat mich nie besonders gekümmert.«
    »Du siehst nicht gerade wie eine Lusierin aus«, sagte ich. Bewohner dieser Welt mit hoher Schwerkraft waren unweigerlich gedrungen und sehr kräftig. Die meisten hatten helle Haut und dunkle Haare; dieses Kind war klein, entsprach von der Größe her aber durchaus jemandem von einer Welt mit normaler Schwerkraft, ihr braunes Haar hatte blonde Strähnchen, und sie war schlank. Nur ihre glänzenden braunen Augen erinnerten mich an Brawne Lamia, wie sie in den Cantos beschrieben wurde.
    Aenea lachte. Es war ein angenehmes Geräusch. »Ich komme auf meinen Dad«, sagte sie. »John Keats war klein, blond und mager.«
    Ich zögerte einen Moment, bevor ich sagte: »Du hast gesagt, du hast mit

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