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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Schiffes befindet und versuchen sollte, den Weg zu versperren, dürfen Sie sie als entbehrlich einstufen. Verteidigen Sie sich, auch wenn Sie schießen müssen, bevor Sie wissen, ob Sie in Gefahr sind.«
    »Wir töten sie alle«, murmelt Gregorius, »außer dem Mädchen... und überlassen es Gott, sie auszusortieren.«
    De Soya hat diesen alten Söldnerwitz immer verabscheut.
    »Tun Sie, was Sie tun müssen, ohne Leben und Gesundheit des Mädchens zu gefährden«, sagt er.
    »Und wenn sich nur einer an Bord befindet, der sich zwischen uns und das Mädchen stellt?«, sagt Rettig. Die anderen Männer sehen den ‘steroider an. »Aber es ist dieses Shrike-Ding?«, sagt er weiter.
    Es herrscht Stille in der Kabine, abgesehen von den allgegenwärtigen Geräuschen des Schiffs – das Metall der Hülle, das sich dehnt und zusammenzieht, das Flüstern der Lüftung, das Summen von Maschinen, das gelegentliche Zischen einer Schubdüse.
    »Wenn es das Shrike ist...«, beginnt Pater Captain de Soya. Er macht eine Pause.
    »Wenn es das niedliche Shrike ist«, sagt Sergeant Gregorius, »können wir möglicherweise ein paar Überraschungen für es mit an Bord nehmen.
    Diese Runde gewinnt der stachelige Hurensohn vielleicht nicht ganz so leicht, bitte entschuldigen Sie die Ausdrucksweise, Pater.«
    »Als Ihr Priester«, sagt de Soya, »ermahne ich Sie nochmals, nicht so freizügig mit Schimpfworten umzugehen. Als Ihr befehlshabender Offizier gebe ich Ihnen Anweisung, so viele Überraschungen wie möglich mitzunehmen, um den stacheligen Hurensohn zu töten.«
    Sie begeben sich zum Abendessen und denken über ihre jeweiligen Strategien nach.

21

    Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass einem bei einer langen Reise
    – sogar einer sehr langen – häufig die erste Woche oder so am deutlichsten im Gedächtnis bleibt? Möglicherweise liegt das an der gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit, die Reisen mit sich bringen, möglicherweise ist es auch eine Folge von Orientierungsreaktionen auf die Sinne, vielleicht auch schlicht und einfach, dass selbst der Reiz des Neuen schnell nachlässt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die ersten Tage an einem neuen Ort oder die neuen Leute, die man kennen lernt, häufig den Modus der ganzen anschließenden Reise bestimmen. Oder, in diesem Fall, meines ganzen anschließenden Lebens.
    Den ersten Tag unseres grandiosen Abenteuers verschliefen wir. Das Kind war erschöpft, und ich – wie ich eingestehen musste – ebenfalls. Ich kann nicht sagen, was A. Bettik an diesem ersten somnambulen Tag der Reise tat – zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass Androiden zwar schlafen, aber nur einen Bruchteil der Zeit benötigen, die wir Menschen komatös verbringen –, doch er hatte das kleine Bündel seiner Habseligkeiten in den Maschinenraum geschafft, eine Hängematte zum Schlafen aufgehängt, und er verbrachte den größten Teil seiner Zeit da unten. Ich hatte vorgehabt, dem Mädchen das große Schlafzimmer in der Spitze des Schiffs zu geben, wo sie am ersten Morgen im angrenzenden Bad geduscht hatte, aber sie entschied sich für eines der Bettsofas auf dem Fugendeck, das bald zu ihrem Reich wurde. Ich genoss das große und weiche Bett in der Mitte des kreisrunden Raums und überwand – nach einer gewissen Zeit – sogar meine Agoraphobie, machte die Hülle transparent und betrachtete die fraktale Lightshow des Hawking-Raumes außerhalb.
    Freilich ließ ich die Hülle nie lange transparent, denn die pulsierenden geometrischen Formen beunruhigten mich auch weiterhin in einer Weise, die ich nicht näher beschreiben konnte.
    Die Decks der Bibliothek und der Holonische waren aufgrund einer stillschweigenden Übereinkunft Gemeinschaftsräume. Die Küche – A. Bettik nannte sie »Kombüse« – war in die Wand des Decks der Holonische eingelassen, und wir aßen für gewöhnlich an dem niedrigen Tisch in der Nische, gelegentlich servierten wir das Essen auch an dem runden Tisch in der Nähe des Navigationskabuffs. Ich gebe zu, dass ich gleich nach dem Aufwachen und dem »Frühstück« (laut Schiffszeit war es Nachmittag auf Hyperion, aber wieso sollte ich die Hyperion-Zeit nicht vergessen, wenn ich diese Welt wahrscheinlich nie wieder sehen würde?) in die Bibliothek ging: Die Bücher waren uralt, allesamt zur Zeit der Hegemonie oder früher veröffentlicht, und ich fand zu meiner Überraschung die Ausgabe eines epischen Gedichts von Martin Silenus – Die Sterbende Erde – und daneben Folianten von

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