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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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– für das Kriegsschiff eine Reise von zehn Tagen mit denselben fünf Monaten Zeitschuld, die das Mädchen bezahlen muss – und sofortige Kampfbereitschaft nach dem Spindown ins RV-System.
    Als er die Boje ausgesetzt und über Richtstrahl Befehle an die Kommandantur von Parvati übermittelt hat, dreht de Soya seine Beschleunigungscouch zu den drei anderen Männern herum. »Ich weiß, was für eine Enttäuschung das für Sie war«, beginnt er.
    Sergeant Gregorius sagt nichts, sein dunkles Gesicht bleibt ausdruckslos, aber Pater Captain de Soya kann darin deutlich lesen: Noch dreißig Sekunden, und ich hätte sie gehabt.
    De Soya ist es egal. Er hat seit mehr als emem Jahrzehnt Männer und Frauen befehligt – hat tapferere, loyalere Untergebene als diesen in den Tod geschickt, ohne sich von Reue oder einem Erklärungsbedürfnis überwältigen zu lassen –, daher blinzelt er auch jetzt nicht vor dem riesigen Soldaten. »Ich glaube, das Mädchen hätte seine Drohung wahr gemacht«, sagt er und vermittelt durch seinen Tonfall die Botschaft, dass dies weder jetzt noch später Gegenstand einer Diskussion sein wird, »aber das ist jetzt sowieso eine müßige Frage. Wir wissen, wohin sie geht. Es dürfte das einzige System in diesem Sektor des Pax sein, wo niemand – nicht einmal ein Schwarm der Ousters – unbemerkt oder ungehindert eindringen könnte.
    Wir werden fünf Monate Zeit haben, uns auf die Ankunft des Schiffes vorzubereiten, und diesmal werden wir nicht allein operieren müssen.« De Soya macht eine Pause, um Luft zu holen. »Sie drei haben hart gearbeitet, und der Misserfolg im Parvati-System geht nicht zu Ihren Lasten. Ich werde dafür sorgen, dass Sie sofort nach unserer Ankunft im Raum um Renaissance Vector zu Ihrer Einheit zurückkehren können.«
    Gregorius muss seine beiden Männer nicht einmal ansehen, ehe er auch für sie spricht. »Wir bitten den Priester-Captain um Verzeihung, aber wenn wir unsere Meinung äußern dürfen, würden wir lieber bei Ihnen und der Raphael bleiben, bis dieses junge Ding sicher im Netz und auf dem Weg nach Pacem ist, Sir.«
    De Soya versucht sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Hmmm... nun, wir werden sehen, was passiert, Sergeant. Renaissance Vector ist das Flottenhauptquartier der Marine, und eine Menge unserer Bosse werden dort sein. Wir werden sehen, was passiert. Bringen wir alles hinter uns... Der Übergang findet in fünfundzwanzig Minuten statt.«
    »Sir?«
    »Ja, Corporal Kee?«
    »Werden Sie uns die Beichte abnehmen, bevor wir diesmal sterben?«
    De Soya bemüht sich erneut um einen neutralen Gesichtsausdruck. »Ja, Corporal. Ich werde die Checkliste hier abhaken und in zehn Minuten in der Spindkabine sein, um Ihre Beichte zu hören.«
    »Danke, Sir«, sagt Kee lächelnd.
    »Danke«, sagt Rettig.
    »Danke Ihnen, Pater«, grummelt Gregorius.
    De Soya beobachtet die drei, wie sie sich auf den Übergang vorbereiten und dabei ihre klobigen Schutzanzüge ablegen. In diesem Augenblick erhascht er einen intuitiven Blick in die Zukunft und spürt ihr ganzes Gewicht auf seinen Schultern. Herr, gib mir die Kraft, Deinen Willen auszuführen...im Namen Jesu Christi bitte ich darum... Amen.
    De Soya dreht seine schwere Couch zu den Kontrollen um und beginnt den letzten Check vor Übergang und Tod.

25

    Als ich einmal ein paar auf Hyperion geborene Entenjäger durch die Sümpfe führte, fragte ich einen von ihnen, einen Luftschiffpiloten, der das wöchentliche Luftschiff befehligte, das die Neun Schwänze von Equus nach Aquila hinabflog, wie sein Job denn so wäre. »Ein Luftschiff fliegen?«, hatte er gefragt. »Wie das alte Sprichwort sagt – endlose Stunden der Langeweile, unterbrochen von minutenlanger nackter Panik.«
    Diese Reise verlief fast genauso. Ich will nicht sagen, dass ich mich gelangweilt hätte – allein das Innere des Raumschiffs mit seinen Büchern und alten Holos und dem Flügel war interessant genug, ganz zu schweigen davon, dass ich meine Reisebegleiter besser kennen lernen wollte –, aber wir hatten sie schon erlebt, diese langen, gemächlichen, angenehm müßigen Perioden, die von wilden Adrenalinstößen kontrapunktiert wurden.
    Ich muss gestehen, dass es beunruhigend war, im Parvati-System außer Sichtweite der Videoerfassung zu sitzen und zuzusehen, wie das Mädchen drohte, sich selbst – und uns! – zu töten, wenn das Pax-Schiff sich nicht zurückzog. Ich hatte zehn Monate als Geber beim Blackjack auf Felix verbracht,

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