Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Fusionsflamme erkennen. Er programmiert die Vergrößerungslinse, damit er darüber hinaus sehen kann, schaltet Filter dazwischen und sieht das Schiff selbst. »Ziemlich genau wie die Manöverversion«, sagt Kee.
    »Denken Sie nicht so«, fährt der Sergeant ihn an. »Die Wirklichkeit ist nie wie die Manöverversion.« Er weiß, dass das beiden Männern klar ist; sie haben Kampferfahrung. Aber Sergeant Gregorius war drei Jahre Ausbilder des Pax-Oberkommandos auf Armaghast, und die Instinkte sind schwer zu besiegen.
    »Das Ding ist schnell«, sagt de Soya. »Wenn wir ihre Position nicht gekannt hätten, würden wir sie nie einholen. Auch so werden wir die Geschwindigkeiten nur fünf oder sechs Minuten anpassen können.«
    »Wir brauchen nur drei«, sagt Gregorius. »Bringen Sie uns nur längsseits, Captain.«
    »Wir kommen jetzt längsseits«, sagt de Soya. »Sie scannen uns.« Die Raphael war nicht mit Tarnvorrichtungen ausgerüstet, und nun meldet jedes Instrument die Aufklärungssensoren des anderen Schiffes. »Ein Klick«, meldet er, »immer noch keine Waffenaktivität. Felder auf Maximum. Delta-V-Sturzflug. Achthundert Meter.«
    Gregorius, Kee und Rettig nehmen ihre Plasmagewehre zur Hand und ducken sich.
    »Dreihundert Meter... zweihundert Meter...«, sagt de Soya. Das andere Schiff ist passiv, seine Beschleunigung hoch, aber konstant. In den meisten Sims hat de Soya eine wilde Verfolgungsjagd einprogrammiert, bevor sie die Geschwindigkeiten anpassen und die Felder des anderen Schiffes aufheben konnten. Dies hier geht zu leicht. Der Priester-Captain spürt zum ersten Mal Besorgnis. »Innerhalb minimaler Lanzenreichweite«, meldet er.
    »Los!«
    Die drei Schweizergardisten schnellen zur Schleuse hinaus, blaue Flammen züngeln aus ihren Schubtornistern.
    »Feldaufhebung... jetzt!«, brüllt de Soya. Die Felder des anderen Schiffes brechen eine Ewigkeit lang nicht zusammen – fast drei Sekunden, eine Zeit, die sie bei den taktischen Übungen niemals simuliert haben –, aber schließlich öffnen sie sich doch. »Felder aus!«, ruft de Soya, aber das wissen die Soldaten bereits – sie trudeln, bremsen und lassen sich an den vorher bestimmten Punkten auf der Hülle des gegnerischen Schiffes nieder
    – Kee am Bug, Gregorius dort, wo sich nach den alten Plänen das Navigationsdeck befinden müsste, Rettig über dem Maschinenraum.
    »Dran«, sagt Gregorius’ Stimme. Die beiden anderen bestätigen die Landung eine Sekunde später.
    »Enterschläuche befestigt«, keucht der Sergeant.
    »Befestigt«, bestätigt Kee.
    »Befestigt«, sagt Rettig.
    »Von drei«, bellt der Sergeant. »Drei, zwei, eins... aufblasen.«
    Sein Polymerschlauch erblüht im Sonnenlicht.
    Auf der Kommandocouch verfolgt de Soya das Delta-V. Die Beschleunigung ist auf mehr als zweihundertdreißig g angestiegen. Wenn die Felder jetzt ausfallen... Er schiebt den Gedanken beiseite. Er belastet die Raphael auf das Äußerste, damit die Geschwindigkeiten angepasst bleiben. Noch vier oder fünf Minuten, und er wird zurückfallen oder riskieren müssen, den Fusionsantrieb des Schiffes zu überlasten. Beeilt euch, denkt er zu den Gestalten in ihren Kampf anzügen, die er im taktischen Raum und auf den Videomonitoren sieht.
    »Fertig«, meldet Kee.
    »Fertig«, ertönt Rettigs Stimme in der Nähe der Heckflossen des absurden Schiffs.
    »Ladungen anbringen«, befiehlt Gregorius und klatscht seine eigene auf die Hülle. »Von fünf... fünf, vier, drei...«
    »Pater Captain de Soya«, sagt eine Mädchenstimme.
    »Halt!«, befiehlt de Soya. Das Bild des Mädchens ist auf allen Komkanälen aufgetaucht. Sie sitzt an einem Klavier. Es ist dasselbe Kind, das er vor drei Monaten auf Hyperion bei der Sphinx gesehen hat.
    »Stopp!«, befiehlt Gregorius und verweilt mit dem Finger auf dem Auslöserknopf seiner Armbandplatte. Die anderen Soldaten gehorchen.
    Alle verfolgen die Videoübertragung auf den Visiermonitoren.
    »Woher kennst du meinen Namen?«, fragt Pater Captain de Soya. Sofort wird ihm klar, wie dumm diese Frage ist: Es spielt keine Rolle, seine Männer müssen das Schiff innerhalb von drei Minuten entern, sonst wird die Raphael zurückfallen und sie an Bord des anderen Schiffes zurücklassen. Sie hatten diese Möglichkeit simuliert – die Soldaten hatten das Kommando über das Schiff übernommen, nachdem sie das Mädchen gefangen genommen hatten, es abgebremst und gewartet, bis de Soya sie eingeholt hatte –, aber es ist kein erstrebenswertes Szenario.

Weitere Kostenlose Bücher