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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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auf dem abgeschabten Ledereinband war immer noch sichtbar.
    Behutsam nahm er das Buch an sich. Kaum hatte es ihn an seiner Berührung erkannt, schmiegte es sich in seine Hand. Die zerbrochene Schließe wand sich um Blakes kleinen Finger, und wie immer, wenn er Endymion Springs Buch in der Hand hatte, durchfuhr ihn prickelnde Aufregung. Er ignorierte den Schmerz in seinem krampfhaft angewinkelten Arm und schlug das Buch auf.
    Die Seiten waren nicht mehr leer, überall sah Blake kleine Tafeln mit Wörtern, die sich wie die Kästchen eines Kreuzworträtsels in verschiedene Richtungen verzweigten. Sobald Blake eine Stelle genauer betrachtete, öffneten sich feine Pergamenthäutchen wie unsichtbare Türen und führten ihn in verschiedene Geschichten, durch verschiedene Sprachen, und jede Treppe aus Wörtern brachte ihn in ein neues Abenteuer. Ab und zu blieben die Wörter wie erstarrt mitten im Satz stecken - immer kurz vor der Enthüllung einer großen Wahrheit -, dann ließ Blake seine Augen zu einem neuen Eintrag wandern. Die Menge an Informationen war unfassbar. Jede Seite teilte sich in unzählige hauchdünne, unzerstörbare Blätter.
    Und dann stockte Blake der Atem. Beim Umblättern einer der letzten hell schimmernden Seiten stieß er auf das, was er am meisten befürchtet hatte: Die schwarze Seite war immer noch da - ein düsteres Lesezeichen in diesem sagenhaften Buch. Gegen das herrliche Weiß seines Papiers, gegen die Klarheit seiner Worte war dieses Dunkle eine eisige, unausweichliche Bedrohung, ein schwarzes Loch, das all das Gute und Schöne des Buches zunichte machte. Und in der rechten oberen Ecke der Seite war die abgerissene Ecke.
    Ein Stück des Buches fehlte also immer noch.
    Schlagartig fiel ihm Duck ein. Er hob den Kopf. Am Rand des Schachts war nichts von ihr zu sehen.
    Der kalte Schweiß brach ihm aus; er klappte das Buch zu und kletterte damit so schnell er konnte die Leiter hinauf, vorbei an all den leeren Regalen. Oben angekommen, ließ er sich erschöpft und keuchend über den Rand gleiten.
    »Duck«, japste er. »Ich hab's gefunden! Ich hab das Letzte Buch gefunden! Aber es ist anders, als wir dachten ...«
    Er unterbrach sich. Es kam keine Antwort.
    »Duck?«, sagte er noch einmal und richtete den Lichtstrahl in die düsteren Ecken. »Du kannst jetzt rauskommen.«
    Der Raum, nur erhellt von dem feinen Schimmer des Letzten Buches, war leer. Mit der Taschenlampe leuchtete Blake bis in den letzten Winkel. Nichts. Die Bücher auf den Regalen und die Papier- Seiten auf dem Boden waren verschwunden. Nur eine halb verwischte Spur im Staub war zu sehen. Er holte seinen Rucksack und seine Jacke, die von dem Bücherwirbel auf die andere Seite des Raums geschleudert worden waren, dann machte er sich auf die Suche nach seiner Schwester.
    »Duck! Wo bist du?«, rief er, aber seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern in der dunklen Endlosigkeit der Bibliothek. Hektisch durchsuchte er die anderen Räume. Er fand die Spur der Fingerabdrücke, die Duck auf vielen der jetzt leeren Regale hinterlassen hatte, und folgte ihnen, aber ihren leuchtend gelben Regenmantel sah er nirgendwo.
    Sie war verschwunden.

    Kurz darauf hörte er einen dumpfen Schlag von oben: Eine Tür war ins Schloss gefallen. Durch die unterirdischen Räume hallte ein Echo wie vom Knall einer zerplatzten Papiertüte.
    Duck!
    Blake rannte durch die angrenzenden Räume und kam schließlich zu der engen Wendeltreppe, die zur nächsten Ebene der Bibliothek führte. Mit den Fingern suchte er Halt an den rauen Mauersteinen, während er die ausgetretenen Steinstufen hinaufjagte. Schließlich stand er wieder vor dem Bereich der verschiebbaren Regale, den jemand hastig aber erfolglos zu schließen versucht hatte. Ein Bücherstapel versperrte ihm den Weg.
    »Duck!«, schrie er.
    Keine Antwort.
    Er kletterte über den Bücherberg, zwängte sich zwischen den engen Regalwänden hindurch, kratzte sich die Ellbogen an den scharfen Metallkanten auf. Am Ende drückte er mit seiner ganzen Kraft die Regale auseinander und trat auf die andere Seite.
    Bald kamen der Möbel-Trümmerhaufen in Sicht und dahinter der ramponierte Stuhl und der Tisch mit der Glühbirne darüber. Blake rannte darauf zu, verlangsamte aber seine Schritte, als er den Schatten an der Wand sah.
    Der schwarze Mantel war aber weg. Stattdessen hing da - wie ein lebloser Körper vom Haken baumelnd - Ducks gelber Regenmantel.
    Sein Herz setzte fast aus.
    Ohne Duck sah der Regenmantel klein und

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