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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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warten.

    Quälend langsam zogen sich die Minuten hin.
    Dann, als Blake die Spannung fast nicht mehr ertragen konnte, hörte er den metallisch zitternden Schlag einer unsichtbaren Uhr. Unmittelbar darauf kam ein schwaches kratzendes Geräusch vom anderen Ende des Raums.
    Er hob vorsichtig den Kopf. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, nahezu lautlos.
    Die Tür ging auf, nur einen Spalt, und eine schemenhafte Gestalt glitt herein. Sie hatte eine Kapuze auf dem Kopf und war ganz in Schwarz gekleidet.
    Blake wagte kaum zu atmen.
    Die Person warf einen Blick durch den dämmrigen Raum, dann kam sie mit zielstrebigen Schritten auf sein Versteck zu.
    Blake schloss die Augen. Vielleicht, wenn er sich mucksmäuschenstill verhielte, wenn er die äußere Welt ausblendete, vielleicht würde er selber dann auch unsichtbar sein.
    Der Schatten kam näher.
    Eins war klar - Duck war nicht dabei. Er war mit der Person im Schatten allein in dem alten Bibliothekssaal. Er hatte sich überlisten lassen.
    Geduckt wie ein Sprinter hockte er in seinem Versteck und überlegte, ob er nicht besser, so schnell er konnte, davonstürzen und Hilfe von draußen rufen sollte. Da knarrten die Bodendielen, und ein schwarzer Schatten fiel über ihn.
    Eine behandschuhte Hand schob sich lautlos über das Geländer und packte ihn am Handgelenk.
    »Hallo, Blake.«
    Die kalte Frauenstimme jagte ihm Gänsehaut über den Rücken. Er wusste augenblicklich, wer es war. Er sah auf.
    »Ist das nicht eine Überraschung?«
    Diana Bentley begrüßte ihn mit einem frostigen Lächeln.
    Blake brachte kein Wort heraus. Der Klang ihrer Stimme, die Berührung durch ihren Handschuh, beides erschien ihm eiskalt, trotz der außergewöhnlichen Schmetterlingsbrosche, die sie wie immer trug, und trotz des dunklen Wollmantels, den sie sich um die Schultern gehängt hatte.
    Er blinzelte verwirrt.
    Die Schmetterlingsflügel sahen angesengt aus wie verbranntes Papier.
    »Du solltest auf deine Knie achten«, sagte sie und zog ihn auf die Füße. »Sie werden schmutzig.«
    Er blickte auf den harten Holzboden und rieb wordos an seiner Jeans herum, die über und über staubig war. Auch seine anderen Sachen waren dreckig und zerrissen.
    »Du armer Junge«, murmelte sie. »Du steckst ja wirklich in Schwierigkeiten. Einfach so in der Bodleian herumzuschleichen. Was wird deine Mutter dazu sagen?«
    »Sie weiß nichts davon«, sagte er unglücklich, aber sofort biss er sich auf die Lippe.
    Diana betrachtete ihn mit gespieltem Mitgefühl. »Ah, ich verstehe, du bist ganz allein.«
    Blake erkannte seinen Fehler und verzog das Gesicht. »Wo ist Duck?«, stieß er hervor.
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte sie. »Zuerst: Wo ist das Buch?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Mit einem gemeinen Ruck drehte sie ihm den Arm auf den Rücken. Er schrie auf, verblüfft von ihrer Kraft.
    »Nimm dich in Acht«, sagte sie warnend. »Du willst die Dinge ja wohl nicht schlimmer machen, als sie schon sind.«
    Spätestens jetzt begriff er den Ernst seiner Lage.
    »Das Buch«, sagte sie wieder. »Wo ist es?«
    Langsam drückte sie seinen Arm nach oben, so dass ihm ein stechender Schmerz durch die Schulter schoss. Blake schnappte nach Luft.
    »Meine Mutter«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie wird wütend werden, wenn wir nicht bald kommen. Dann wird sie zur Polizei gehen ... und ... aah! ... melden, dass wir verschwunden sind.«
    Er riskierte einen Blick auf Diana, aber sie schien nicht sehr beeindruckt von seiner Erklärung. Sie musterte ihn mit stahlhartem Blick. »Was hast du in deinem Rucksack, Blake?«
    Als er sich aus ihrem Griff winden wollte, drückte sie seinen Arm noch etwas höher. Er stöhnte. Blake spürte ihre Finger wie Spinnenbeine über seinen Rücken kriechen, und um zu verhindern, dass sie das Buch in seinem Rucksack fand, verdrehte er den Oberkörper. Wieder schraubte sie ihren Griff fester. Er kämpfte mit den Tränen. Es war, als habe ihr das Verlangen nach dem Buch übermenschliche Kräfte verliehen - und Skrupellosigkeit.
    »Natürlich«, flötete sie sanft in sein Ohr, »gibt es keinen Grund, deiner Mutter - oder Duck - Unannehmlichkeiten zu bereiten ... wenn wir zu einer Übereinkunft kommen.«
    Schuldbewusst dachte Blake an Ducks leblosen gelben Regenmantel in seinem Rucksack. Es war alles seine Schuld. Er war besessen von einem Buch und drauf und dran, darüber seine Schwester im Stich zu lassen. Und trotzdem: Das Buch gehörte ihm . Endymion Spring

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