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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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Eden stammen.«
    Peter stand mit offenem Mund da. »Aber wie ... wie konntet Ihr ...« Er zeigte auf den offenen Deckel.
    Wieder musste ich wie gebannt auf die abstoßende Truhe blicken. Geschnitzte wilde Monster glotzten mich an, und im Schein des Feuers weinten höllische Dämonen bernsteingelbe Tränen. Etwas Grausames ging von der Truhe aus, aber auch ein Gefühl von Schuld und Reue, eine Traurigkeit, die mein Herz berührte.
    »Bis jetzt habe ich versucht, mein Blut mit diesem Zeug hier zu reinigen«, sagte Fust und zeigte auf den Becher auf dem Tisch. »Das hat genügt, um das Schloss zu überlisten, aber irgendetwas ist noch nicht richtig. Nicht mal ein Elixier wie Mönchsfluch reicht aus, um dem Pergament die Worte zu entlocken. Dafür brauche ich etwas Stärkeres.«
    Er fuchtelte mit dem geschwärzten Finger durch die Luft, und endlich erkannte ich den Geruch, der zu mir herüberwehte. Mönchsfluch. Ein Mittel, das mein Meister zur Herstellung seines speziellen Schriftbildes verwendete - Mönche sollen es wegen seiner starken Wirkung in Mengen getrunken haben, um ihre Seele zu reinigen. Mein Meister aber hatte mich oft gewarnt, dass es auch in kleinsten Mengen tödlich sein konnte.
    Fust schüttelte den Kopf. »Nein, dieses Papier reagiert auf etwas völlig anderes. Auf Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit ...«
    Ich war versucht, die Treppe hinaufzulaufen und mich unter meiner Decke zu verkriechen, denn ich ahnte schon die schreckliche Wahrheit.
    »Dieses Papier«, sagte Fust endlich, »braucht das Blut von Kindern.«

    Vor Angst und Schrecken fuhr ich zusammen. Mein Kopf schlug gegen den Rahmen der Presse, und es gab ein dumpfes Geräusch. Mit der Behändigkeit eines Fuchses wandte sich Fust von der Truhe ab und ließ seine Blicke durch den Raum irren, wild entschlossen, jeden Störenfried zu vertreiben. Ich blieb, wo ich war, reglos, fast ohne zu atmen. Als Fusts Blicke meinem Versteck näher kamen, drückte ich mich noch tiefer in den dunklen Schatten der Presse. Ich hatte Angst, er würde mich bei den Fersen herausziehen und mit meinem Blut das Papier überlisten. Doch wie es schien, schüttelte er den Verdacht ab. Er drehte sich wieder zum Feuer um und fuhr dennoch fröstelnd zusammen, als sei ihm kalt.
    In diesem Augenblick entdeckte ich meine Werkzeugtasche, die auf der Bank neben der Presse lag. So unauffällig wie möglich streckte ich den Arm danach aus, holte sie heran und rollte das weiche Leder auseinander. Ich nahm aus der Reihe glänzender Metallwerkzeuge einen scharfen Meißel heraus, um mich verteidigen zu können, falls mir Fust oder Peter zu nahe kämen. Unter der Presse verborgen wartete ich ab.
    Inzwischen hatte Fust Peter bei den Schultern gefasst und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich konnte nicht wissen, was er gesagt hatte, aber ich wunderte mich über Peters Reaktion.
    »Meister! Was ist mit Euch?«, schrie er, denn Fust war zu Boden gesunken. Sein Gesicht war plötzlich aschfahl, und er zitterte, als habe ihn das Fieber gepackt.
    Der Mann umklammerte seinen Leib und gab qualvoll würgende Laute von sich. »Der Mönchsfluch«, sagte er keuchend. »Er bekommt mir nicht.«
    »Was soll ich tun?«
    »Bring mich nach Hause. Mach die Truhe zu und bring mich nach Hause. Christina wird wissen, was zu tun ist.«
    Christinas Name schien Peter auf Trab zu bringen. Er stopfte die Drachenhaut in die Truhe, stieß den Deckel zu und eilte seinem Herrn zu Hilfe. Er bückte sich, und es gelang ihm, Fust halbwegs auf die Beine zu bringen. Er führte ihn vorsichtig zur Treppe hinüber. Der Mann kotzte wie ein Betrunkener.
    Bevor sie gingen, gönnte sich Peter einen flüchtigen Blick auf seine Erscheinung in den Spiegeln, die an den Wänden hingen. Zum ersten Mal an diesem Abend sah ich ein aufrichtiges Lächeln über sein Gesicht huschen. Dann fiel ihm der Mönchsfluch in dem Becher ein, und er lief noch einmal zum Tisch, um den Rest davon ins Feuer zu schütten. Eine erstickende weiße Wolke zischte auf, dann erloschen die Flammen.
    Der Raum lag in vollkommener Finsternis.

    Ich blieb noch eine Weile in meinem Versteck und lauschte. Als ich sicher war, dass sie nicht zurückkommen würden, tastete ich mich zu der Truhe hin.
    Der Raum war dunkel und kalt, ich konnte kaum sehen, was ich tat. Die Glut im Kamin schimmerte nur noch schwach. Ihr rotes Auge funkelte mir aus einer Aschehöhle entgegen wie das Auge eines Tieres, das Winterschlaf hält.
    Die ganze Zeit hatte ich krampfhaft meine

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