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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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beneidenswerten Mann.«
    Ich schüttelte den Kopf. Einerseits wäre ich am liebsten weggelaufen, um Fusts Bosheiten zu entfliehen, andererseits wollte ich bleiben und sehen, welche Wunder dieses Papier noch vollbringen konnte. Die Verlockung, die von der Drachenhaut ausging, ihr leuchtender Schimmer zogen mich unwillkürlich an.
    Doch in Peters Kopf schien das Versprechen auf Geld hängen geblieben zu sein. Unbehaglich zog und zerrte er am Saum seines Kittels, dessen Löcher Christina mit allen möglichen unpassenden Flicken besetzt hatte.
    »Recht so, mein Junge«, sagte Fust schlau. »Coster wusste nichts mit seiner Entdeckung anzufangen. Aber ich weiß es sehr wohl.«
    Peter sah ihn lange an.
    »Was habt Ihr vor?«, stammelte er schließlich. Kaum hörbar kamen die Worte über seine Lippen.
    Fust zupfte an den Spitzen seines zweigeteilten Barts. »Ich will die Macht der Drachenhaut beherrschen«, antwortete er gelassen. »Und aus dem Pergament ein Buch machen, das selbst Gutenbergs kostbarste Bibel übertrumpfen wird.«
    Mein Herz machte einen Satz vor Empörung. Wie konnte sich jemand unterstehen, gegen das heilige Werk meines Meisters anzutreten?
    Peter sah ihn entgeistert an. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich habe viele Monate mit dem Studium dieser Haut zugebracht«, sagte Fust. »Es ist die Haut der seltensten, rätselhaftesten Drachenart — ein Drache, von dem die Sage berichtet, er habe im Garten Eden gelebt und trüge die Geheimnisse ewiger Weisheit in seiner Haut. Was Adam und Eva ersehnt, aber verloren haben, liegt nun in unserer Hand. Stell dir vor, was dieses Papier enthüllen wird, sobald wir es lesen können!«
    Peter biss sich auf die Lippe. »Aber ...«
    »Alles! Alles! «, rief Fust außer sich und klatschte in die Hände, dass seine Ringe aneinander klackten. »Alle Geheimnisse des Universums werden uns gehören, alle versammelt in einem einzigen Buch!«
    »Aber ... aber das Papier ist unbeschrieben«, murmelte Peter. »Wie wollt Ihr da die Kenntnisse finden, nach denen Ihr sucht?«
    Fust lächelte verschlagen, und seine Blicke jagten durch den Raum. Ich kauerte mich tiefer in mein Versteck und hoffte, er würde mich nicht entdecken. Rastlos wie Fliegen waren seine Blicke: Sie setzten sich kurz auf jedes Gerät, auf jedes Werkzeug und blieben schließlich auf den verschmierten, ausgestopften Tintenballen hängen, mit denen wir die Typen einfärbten.
    »Tinte«, sagte Fust dann. »Wir brauchen Tinte.«
    Er schwieg und rieb sich die Fingerspitzen, die immer noch dunkel waren von der Flüssigkeit, mit der er die silbernen Fänge der Schlangen berührt hatte. Peter blickte unschlüssig zum Tisch, auf den er den Metallbecher gestellt hatte. Was auch darin sein mochte, das Zeug erfüllte den Raum langsam mit einem üblen Geruch — metallisch und wie nach Blut.
    »Du erinnerst dich, dass es Costers Tochter war, die den Drachen sehen konnte?«, begann Fust und hob eine rötliche Braue. »Richtig?«
    Peter nickte.
    »Und dass es ihr Blut war, das die Buchstaben lebendig werden ließ?«
    Wieder nickte Peter, aber nun weniger überzeugt.
    »Verstehst du denn nicht?«, brach es da aus Fust heraus. »Damit dieses Papier sein Wissen preisgibt, ist eine besondere Tinte nötig!«
    Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Auch Peter war kreideweiß geworden.
    »Blut?«, fragte er bebend. »Blut als Tinte?«
    Fust antwortete nicht, sondern starrte in die Flammen, die sich wie Schlangen krümmten und wanden. Seine Augen waren rot wie glühende Kohlen.
    »Stell dir doch vor«, sagte er. »Dieses kleine Mädchen war so unbedarft, so unglaublich naiv. Und doch hatte sie - sie- die Macht, einem Drachen Worte abzutrotzen. Eine Macht, die nicht einmal ich besitze. Noch nicht.«
    Das Letzte sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Wie meint Ihr das?«
    »Es war schlau von Coster, wie er diese Truhe gemacht hat«, erklärte Fust. »Sobald er die tote Kreatur sah, war er nicht von Begehren, sondern von Reue erfüllt. Er begriff, dass er eines von Gottes heiligsten Tieren vernichtet hatte, ein Tier, das unvergängliches Wissen in sich trug. Nur eine einzige gehässige Tat - die Vorstellungskraft seiner Enkelin zu missachten - hatte genügt, um den legendären Drachen des Lebens zu berauben. Und damit kein Mensch es wagen würde, diese Truhe zu öffnen, machte er sie so angsteinflößend, so scheußlich und abschreckend. Den Deckel ließ er von diesen heimtückischen Schlangen bewachen, die direkt aus dem Garten

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