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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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und Coster glaubte ihr nicht. Für ihn war der Baum eine gewaltige Eiche. Um ihr zu beweisen, dass ihr Drache nur ein Hirngespinst sei, stach er sein Messer tief in den Stamm, an eine Stelle, wo die Rinde befallen schien. Dann forderte er den Drachen auf, sich zu zeigen, sonst werde er aus dem Baum Feuerholz machen. Nichts geschah. Kein Drache zeigte sich.
    »Weinend und enttäuscht rannte das Mädchen davon«, erzählte Fust weiter. Er schien sich an der Verzweiflung des kleinen Mädchens zu weiden. Ein boshaftes Funkeln brannte in seinen Augen. »So blind von Tränen war sie, dass sie mit dem Kopf gegen einen anderen Baum rannte und zu Boden fiel. Ihr Aufschrei führte den Großvater zu ihr.«
    Peter schien das Interesse an der Geschichte zu verlieren, denn er fragte, was das alles mit dem Papier zu tun habe.
    »Ich komme gleich darauf«, sagte Fust kalt. »Das kleine Mädchen schürfte sich einen Ellbogen oder ein Knie auf, ich weiß nicht mehr genau, was. Jedenfalls blutete es, und zwar so stark, dass der Großvater die Wunde mit einem Stück Stoff verband.«
    Mit ausgestrecktem Finger gebot er Schweigen, denn Peter wollte ihn schon wieder unterbrechen.
    »Das ist eine wichtige Einzelheit«, sagte Fust streng. »Um die Kleine abzulenken, schnitzte ihr Coster aus einem Teil der Rinde des Drachenbaumes ein paar Buchstaben als Spielzeugalphabet. Du musst wissen, Coster war Handwerksmeister und hat Holzschnitte hergestellt. Schließlich wickelte er die Buchstaben in den blutbefleckten Stoffstreifen und brachte das Mädchen nach Hause. Er nahm sich vor, sobald sie schlafen würde, zurückzukehren und den Baum zu fällen, denn sein Holz würde sicher ausgezeichnetes Feuerholz geben.«
    Fust machte eine Pause und sah Peter bedeutsam an. »Aber als er zu Hause war«, fuhr er in gedämpftem Ton fort, »stellte Coster fest, dass die Buchstaben mehr als nur den Saft der Rinde auf den blutigen Fetzen übertragen hatten.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Wie meint Ihr das?«
    »Ich meine«, sagte Fust, »nicht nur die Umrisse der geschnitzten Buchstaben hatten sich in das Tuch gedrückt, sondern ein ganzes Wort - ein Wort, zusammengestellt von einer unsichtbaren, allwissenden Hand. Es war tatsächlich, als hätte der Baum einen Drachen beherbergt... oder einen Geist.«
    Peters Mund blieb offen stehen. »Aber ...«
    »Und die Buchstaben«, sagte Fust jetzt noch langsamer, »ergaben den Namen von Costers Enkeltochter.«
    Peter zog an seinem Ohr, als habe er sich verhört.
    »Aber wie kann das sein?«
    Fust lächelte. Mir kroch eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Mach die Augen auf, Junge. Die Antwort liegt vor dir.«
    Er spuckte ins Feuer.
    Abgeschirmt von den Flammen hatte die Drachenhaut auf dem Boden ihre ursprüngliche silbrig grüne Farbe angenommen und sah nun aus wie ein Berg vereister Blätter. Wieder überkam mich das Verlangen, meine Hände darin zu vergraben.
    »Ihr meint, in dem Baum war die ganze Zeit ein Drache?«, stammelte Peter. »Und er kannte das Mädchen?«
    Mit einer leichten Drehung des Handgelenks bewirkte Fust, dass sich der ständig wachsende Papierbogen in seiner Hand wieder zusammenfaltete. »Als Coster in den Wald zurückkam«, sagte er, »fand er einen wirren Haufen zitternder Blätter auf der Lichtung, genau dort, wo der Baum gestanden hatte. Die Kreatur krümmte sich unter den Qualen des Flammentodes und schleifte, rasend vor Schmerzen, seine borkige Haut über den Boden. Ihr letzter Atemzug hinterließ einen kahlen versengten Fleck auf der Erde.«
    Fust schwieg und schaute eine Weile in das Kaminfeuer. Die Flammen zischten und seufzten.
    »Nachdem der Drache verbrannt war«, schloss er, »fand Coster zwischen den Resten in der Asche einen Berg von reinweißem Papier, außerdem unverletzte Schuppen - makelloses Pergament. Die Versuchung war zu groß, er musste es einfach mit nach Hause nehmen.«
    »Und Coster hat es Euch gezeigt?« Peter, der aufgeregt zugehört hatte, zeigte auf die offene Truhe. »Er hat Euch die Drachenhaut geschenkt?«
    Fust zögerte. »Sagen wir ... er hat mir an einem Weihnachtsabend seinen Lagerraum aufgeschlossen«, wich er der Frage aus.
    Entsetzt sah Peter seinen Herrn an. »Ihr meint, Ihr habt die Truhe gestohlen? Noch dazu an einem Weihnachtsabend? Wie konntet Ihr!«
    »Ach, Peter, du dummer Junge«, sagte Fust schmeichelnd. »Tu nicht so ehrenhaft. Frommes Gerede steht dir nicht zu Gesicht. Dieses Papier wird dich zu einem reichen Mann machen - zu einem reichen,

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