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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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fuhr er herum.
    Dann sah er es. In dem Bäumen hing etwas Großes, Weißes, das sich wie ein Papierdrachen in den dichten Ästen verfangen hatte. Er rannte hin, um es herauszufischen.
    Als er Endymion Springs Papier wieder zwischen seinen Fingern spürte, stieg sofort neue Zuversicht in ihm auf. Das Papier faltete sich trotz seiner unhandlichen Größe wie von selbst zu einer Anzahl kleinerer Seiten zusammen, so dass es zuletzt wie ein kleinformatiges Buch bequem in Blakes Hand passte.
    Er lief zu Psalmanazar. Doch der Mann wollte es auf keinen Fall zurücknehmen. Im Gegenteil, er schloss Blakes Finger um das Büchlein. Die Geste war eindeutig: Blake sollte es behalten.
    Verwirrt steckte Blake es in die Tasche. »Äh ... danke«, murmelte er, unsicher, was er sonst sagen sollte. Er hatte das Gefühl, als habe er mit dem Buch eine große Verantwortung übernommen. Sein Herz raste, das Blut schoss ihm durch die Adern. Als Erwiderung gab er dem Mann das Hundehalstuch, das Psalmanazar dem ergrauten Tier gleich wieder umband.
    Bevor sie gingen, fasste Duck ihren Bruder am Arm. »Etwas haben wir vergessen, das Buch zu fragen«, sagte sie. »Wie heißt Psalmanazars Hund?«
    Blake hatte gute Lust zu lachen, da ertönte hinter ihnen eine dünne, krächzende Stimme: »Sie heißt Alice.«
    Die Kinder fuhren erschrocken herum.
    Verlegen lächelte Psalmanazar ihnen entgegen. Offenbar hatte er noch Probleme mit seiner wiederentdeckten Stimme. »Ich habe sie gefunden, als sie gerade einen Kaninchenbau durchstöberte«, fuhr er heiser fort, und man hörte ihm an, dass er aus der Übung war. »Ich fand, der Name passt gut.«
    Duck und Blake sahen ihn einen Moment zweifelnd an und konnten kaum glauben, was sie gehört hatten. Dann, als sonst nichts weiter von ihm kam, machten sie sich auf den weiten Weg zur Stadt zurück.
    Während sie stumm nebeneinander hergingen, hatten beide denselben Gedanken: Etwas an Psalmanazars Stimme klang seltsam bekannt, sozusagen wie das Echo einer Stimme, die sie schon einmal gehört hatten. Aber keiner der beiden sagte dem anderen etwas von seiner Ahnung. Psalmanazars Schweigen hatte sie angesteckt.
     

Sechzehn
     
    lake hatte ein Aufgebot an Polizeiwagen erwartet, als sie in die Millstone Road einbogen. Er hatte erwartet, dass Fernsehkameras auf ihre Haustür gerichtet waren und Nachbarn Reportern erzählten, dass die fremden Kinder spurlos verschwunden seien. Aber nichts dergleichen. Keine Megafone, keine Fernsehcrews, auch kein Notarztwagen vor dem Eingang. Die Straße lag verlassen da. Die meisten Leute waren zur Arbeit gefahren, ihre Autos weg, die Milchflaschen hereingeholt. Es war, als sei nichts Ungewöhnliches passiert.
    Blake sah auf die Uhr. Fast zwei Stunden waren sie unterwegs gewesen. Wie würde ihre Mutter die Sache aufnehmen? Mit jedem Schritt kamen sie der unausweichlichen Auseinandersetzung näher. Blake bereitete sich auf ein größeres Donnerwetter vor. Er war jetzt nicht der Held, der ein magisches Buch besaß, sondern ein Junge, der in Schwierigkeiten steckte, weil er ausgerissen war.
    »Denk dran, was ich dir gesagt habe«, sagte Duck, die seine Bedenken spürte. »Du hast mich dabei erwischt, wie ich aus dem Haus geschlichen bin. Hauptsache, du sagst kein Wort von Psalmanazar oder dem Buch mit den leeren Seiten. Das würde sie nie verstehen.«
    Seit sie in Sichtweite der Hauptstraße waren, probierte sie diese Ausrede immer wieder durch. Sie übernahm ohnehin gern die Führung, sobald sie in die Nähe ihres Hauses kamen; wahrscheinlich ein weiblicher Zug in seiner Familie. Soll sie ruhig die ganze Schuld auf sich nehmen, wenn sie will, dachte Blake, er hatte nichts dagegen.
    Er folgte seiner Schwester über den Gartenweg und fummelte den Schlüssel ins Schloss. Ganz langsam öffnete er die Tür - so, wie man ein Pflaster abzieht, um nachzusehen, ob eine Wunde verheilt oder immer noch entzündet ist.
    Ein tiefer Schreck fuhr ihm in die Glieder: Seine Mutter saß zusammengekauert auf der untersten Stufe der Treppe und starrte die Tür an. Ein Häufchen Elend. Einen schrecklichen Moment lang glaubte er, sie sei auf der Treppe zusammengebrochen, aber dann sah sie ihn aus müden, geschwollenen Augen an, und sein Herz verkrampfte sich. Es würde noch mehr Ärger geben als sonst.
    »Äh«, sagte er, weil ihm so schnell nicht einfiel, wie er anfangen sollte.
    Seine Mutter hob erwartungsvoll die Augenbrauen.
    »Äh ... also«, fing er noch einmal an.
    »Es ist meine Schuld«, mischte

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