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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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sich Duck plötzlich ein. »Ich wollte weglaufen, da ist Blake hinter mir her und hat mich bequatscht umzukehren. Ich wollte eigendich nicht.«
    Sie sprach hastig und in einem Atemzug, wie aus Angst, die eingeübte Erklärung könne ihr irgendwie abhanden kommen, falls sie stockte oder zögerte.
    Blake sah sie erstaunt an, fing aber gleichzeitig den forschenden Blick seiner Mutter auf, die mit fragend hochgezogener Augenbraue eine Bestätigung von ihm erwartete. Duck stand unerschütterlich wie eine Wand. In ihrem Augenwinkel flackerte es kurz auf, aber das konnte ein Zwinkern, eine Träne oder auch ein nervöses Zucken sein. Blake nickte halbherzig.
    Seine Mutter schüttelte den Kopf.
    Ein peinliches Schweigen entstand, dann, nach einer Weile stieß Juliet Winters einen tiefen Seufzer aus. »Was soll ich nur mit euch machen?«, rief sie verzweifelt.
    Duck rieb die Kanten ihrer Stiefelsohlen gegeneinander, Blake starrte auf die Treppe hinter seiner Mutter. Im Geist zog er an den Fäden, die aus dem Teppich hingen, und wünschte, er könnte geradewegs in sein Zimmer laufen und spurlos vom Erdboden verschwinden — wie das Buch.
    »Könnt ihr euch vorstellen, was ich für eine Angst ausgestanden habe?«, fragte sie, und ihre Stimme war fast wie ein leises Grollen. »Was um alles in der Welt fällt euch ein, aus dem Haus zu gehen, ohne mir Bescheid zu sagen? Wo wart ihr überhaupt?« Mit ihren Blicken zupfte sie an ihm herum - an seiner schmutzigen Jeans und seinem zerzausten Haar -, und Blake wandte sich errötend ab. »Ihr riecht nach Rauch. Was habt ihr gemacht?«
    »Es tut mir Leid«, sagte Blake lahm.
    »Ach, es tut dir Leid?«, sagte sie spöttisch. »Das ist alles?« Sie warf einen verzweifelten Blick an die Decke und fluchte.
    Blake schloss die Augen, in seinen Schläfen pochte das Blut. Er versuchte, sich vor dem nächsten Angriff zu wappnen.
    »Ich dachte wirklich, dass du verantwortungsbewusster wärst, Blake«, sagte sie in eisigem Ton. »Ein anderes Land, eine fantastische Stadt, eine ungeahnte Chance. Du könntest so viel Neues lernen. Aber ich erlebe nichts als Ärger mit dir - mit euch beiden!« Verständnislos, wütend und aus rot geränderten Augen funkelte sie erst Blake an, dann Duck, dann wieder Blake. »Erst verschwindest du nachts, und heute früh seid ihr plötzlich beide weg. Was ist los mit euch? Was soll das für ein Spiel sein?«
    Keiner der beiden sagte ein Wort. Ein Wirrwarr von Gefühlen schnürte Blake die Kehle zu. Er war versucht, ihr alles zu beichten -von Endymion Spring, von dem Letzten Buch, sogar von der Person im Schatten -, da gab sie mit ihrer nächsten Frage dem Verhör eine unerwartete Wendung.
    »Willst du, dass ich dich nach Hause schicke?«
    »Ja«, sagte Blake ohne nachzudenken.
    Sofort warf ihm Duck einen warnenden Blick zu, und er legte schützend die Hand über die Tasche, in der das Büchlein von Psalmanazar steckte.
    »Nein«, sagte er verwirrt.
    Seine Mutter sah ihn schonungslos an. »Also was?«, sagte sie schroff. »Dein Vater oder ich?«
    Hilflos irrten seine Blicke von einer Wand zur anderen. Die Uhr auf dem Tisch tickte erwartungsvoll. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Fast schien es ihm, als wäre es seiner Mutter ganz recht, wenn er sich für den Vater entschied.
    »Ich weiß nicht«, brachte er endlich mühsam heraus. »Ich meine, ja ... Ich meine, nein ... Ich meine ... ich meine ... ich weiß nicht, was ich meine! Ich will, dass du und Dad wieder zusammen seid, so wie früher, bevor du immer nur gearbeitet hast und Dad seine Stelle aufgegeben hat, um bei uns zu bleiben!«
    Einen langen furchtbaren Augenblick schwieg seine Mutter. Blakes Hände zitterten, und er ballte sie zu Fäusten, um seinen inneren Aufruhr zu verbergen.
    »So siehst du das also?«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang jetzt anders. Niedergeschlagen, emotionslos. »Wir hätten es euch vielleicht erklären sollen.«
    Blakes Knie wurden weich.
    Und dann erfuhr er die Wahrheit. Sein Vater hatte vor ein paar Monaten seine Stelle verloren, und deshalb arbeitete die Mutter umso mehr, um den Lebensunterhalt für die Familie bestreiten zu können. Blake grub die Fingernägel so tief in die Haut, dass sie rote Halbmonde in seine Handflächen drückten. Er zitterte am ganzen Leib.
    Seine Mutter bemerkte seine Reaktion und sagte: »Wirklich, Blake, du darfst nicht einfach so weglaufen. Du hast mir solche Angst eingejagt. Dir hätte doch wer weiß was passieren können. Ich wäre verloren

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