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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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dort oben gerade über den berühmten Handschriften unseres Colleges.« Sie deutete zur Glasvitrine auf dem Treppenabsatz.
    Blake wurde rot und wandte sich mit schuldbewusstem Blick ab. Aus den Augenwinkeln sah er Duck draußen über den Rasenplatz in Richtung Kreuzgang schleichen. Was machte sie da?
    Zum Glück wurde Mrs Richards in diesem Moment von Mephistopheles abgelenkt, der es wieder einmal geschafft hatte, sich an ihren Beinen vorbei in die Bibliothek zu stehlen. »O nein!«, rief sie grimmig und machte sich sofort an seine Verfolgung. »Und du erst recht nicht!«
    Wie zum Hohn schoss der Kater die Treppe hinauf.
    Blake, der damit seine Aufsichtsperson los war, rannte zum Eingang. Eine kraushaarige Assistentin hinter dem Ausgabetisch ließ ihre Finger in rasender Geschwindigkeit über einen Karteikasten fliegen. So versunken war sie in ihre Arbeit, dass sie nichts sah und nichts hörte. Blake öffnete so leise wie möglich die Tür und schob sich hinaus.
    Duck war nicht schwer zu finden. Mit gekreuzten Beinen saß sie auf dem Rasen im Schutz der riesigen Platane, die ihre rötlichen Äste wie breite Schwingen über ihr ausbreitete. Sie sah so klein und verletzlich aus in ihrem leuchtend gelben Regenmantel, dass er unwillkürlich den Drang verspürte, sie zu beschützen. Er trat durch einen Torbogen und ging langsam über die Rasenfläche auf sie zu.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Vor ihr lag - wie ein großer weißer Schmetterling, der sich im Gras sonnte - ein aufgeschlagenes kleines Buch. Gebannt und völlig vertieft starrte Duck auf die Seiten. Blake spürte sein Herz gegen die Rippen klopfen. Duck hatte das Buch mit den leeren Seiten gefunden!
    »Was? Wie?« Er pflanzte sich vor ihr auf und brachte keinen vollständigen Satz heraus. Wut und Neid schnürten ihm die Kehle zu.
    »Ich wollte es dir ja schon längst erzählen«, sagte sie hastig, »aber ich wusste nicht wie.«
    Blakes Wangen waren rot angelaufen.
    »Ehrlich, ich wollte es dir sagen!«, fing sie wieder an und fuhr mit dem Ärmel unter ihrer Nase entlang. »Aber je länger ich es hatte, desto dringender wollte ich das Rätsel allein lösen.«
    Sie hob den Kopf, und da sah er sein Spiegelbild in ihren großen Augen - eine Silhouette, die die Sonne aussperrte.
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Die unterschiedlichsten Gefühle, Überraschung, Ärger aber auch Erleichterung, machten ihn sprachlos. Er sehnte sich danach, das leere Buch wieder in der Hand zu haben und seine sich aufblätternden Seiten zwischen den Fingern zu spüren. Er versuchte sich zu beherrschen.
    »Wie lange hast du es schon?«, fragte er schließlich und setzte sich neben sie.
    »Ich hab's gleich geholt, nachdem du es gefunden hattest«, schniefte sie. »Du bist danach zum Pförtner gegangen, weißt du noch? Ich hab keine Minute gebraucht. Es stand noch genau da, wo du's ins Regal gestellt hattest. Ich wollte nur wissen, warum du es mir nicht gezeigt hast.«
    Sie blätterte es durch, und Blake sah, dass alle Seiten leer waren.
    »Ich finde keine Rätsel darin«, sagte sie. »Hundertmal hab ich es schon durchgeschaut. Ich hab's gegen das Licht gehalten, ich hab überlegt, vielleicht mit Zitronensaft was Verborgenes sichtbar zu machen, ich hab sogar versucht, Tinte darauf zu spritzen - aber nichts hat geholfen. Tinte haftet gar nicht auf dem Papier. Die Worte sind unsichtbar. Sag mal, wie kannst du darin lesen?«
    Sie sah ihn fragend an, und Blake begriff, dass zum ersten Mal sie diejenige war, die etwas von ihm erklärt haben wollte.
    Das Problem war nur, dass er es nicht erklären konnte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er wahrheitsgemäß. »Die Worte finden einen irgendwie. Anders kann ich es auch nicht beschreiben.«
    Er rechnete fast damit, dass sie ihn auslachen würde, aber sie lachte nicht. Sie lächelte nur traurig und hielt ihm das Buch hin. »Es ist deins«, sagte sie.
    Sobald er es in Händen hatte, spürte er das Blut mit neuer Kraft durch seine Finger strömen. Jedes Gefühl von Ärger, Neid und aufgestauter Wut verließ ihn. Gleich war da auch wieder die Verbindung zu Endymion Spring, dem »Druckerteufel«, der dieses Buch vor so langer Zeit in Händen gehabt hatte. Blake spürte ein Prickeln auf der Haut.
    Das Buch rückte sich in seiner Hand zurecht, genau wie letztes Mal, und seine Seiten blätterten sich von selber auf, als bereite es sich vor, ihm seine Geschichte zu erzählen.
    Sein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer.
    Duck sah gespannt

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