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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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Früher einmal, denke ich, pflanzten Könige Eichen, die hundert Jahre später gefällt werden sollten, um daraus Kriegsschiffe zu bauen. Sie wussten, dass sie die Flotten niemals selber sehen würden, aber darum ging es auch nicht: es ging um Visionen. Was ist aus uns geworden? Wie kann es sein, dass wir, die wir über Ozeane fliegen, zu anderen Planeten rasen, unter der Erde graben und aus der Ferne töten können, dass die Atomspalter, Antibiotika-Entdecker, Computermodell-Berechner, Kunstherz-Transplanteure, Schöpfer genmanipulierter Pflanzen und Erbauer von Skipisten in Dubai keine fünf Minuten über ihre eigene Lebenszeit hinausblicken können?
    Das Gewitter hat die Luft gereinigt, aber es riecht noch immer nach Verwesung. In den organischen Gestank hat sich ein Hauch von Schwefel gemischt, oder geht meine Phantasie mit mir durch?
    »Bei Eintritt der Entrückung könnte dieses Fahrzeug unbemannt sein«
, liest Frazer Melville den Aufkleber unseres Vordermanns. Links von uns liegt das schwarze Band der Themse, die Oberfläche getupft mit weißen Schaumkronen. Er wirkt nachdenklich. »Schalte mal den Gotteskanal ein.« Ich werfe Bethany eine Decke über und zappe herum, bis ich
The Worship Workshop
finde, eine Studiodiskussion, bei der die aggressiven Blicke der Teilnehmer schon verraten, dass nach den Nachrichten eine heftige Auseinandersetzung ausgebrochen ist. Ein stämmiger Mann in gut geschnittenem Anzug spricht erregt und wedelt seinem Nachbarn, einem schlaksigen Prediger mit sonnengegerbter Haut, der viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen scheint, mit der Bibel vor der Nase herum.
    »Die Antwort steckt in diesem Buch! Man nennt es die Bibel, hier ist alles drin! Daher möchte ich mit allem nötigen Respekt Ihr Argument zurückweisen, Marlon. Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen und zweifle nicht an Ihrer Liebe zu Jesus, aber dies ist eine Zeit für das Studium der Bibel. Wir sollten das Wort |351| des Herrn sorgfältig lesen, so wie es hier niedergelegt ist. Wir sollten aus alldem keine voreiligen Schlüsse ziehen! Bleiben wir doch beim Wesentlichen. Wir dürfen uns nicht in dieses ganze Hin und Her hineinziehen lassen, bevor wir nicht genau geprüft haben, was die Heilige Schrift sagt! Und das wird Zeit in Anspruch nehmen   …«
    »Genau die haben wir aber nicht!«, explodiert eine junge schwarze Frau und breitet die Hände aus. »Ich weiß ja nicht, was Ihre Uhr macht, aber meine tickt furchtbar laut!«
    Ein älterer Mann schaltet sich ein. Er spricht langsam und gemessen. »Wir vergessen hier etwas. Es wird keine Warnung geben. Jesus hat gesagt: ›Denn ihr selbst wisset gewiss, dass der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht.‹ Gerade darin liegt die Schönheit der Entrückung. Wir wissen nicht, wann sie geschehen wird. Wir können es nicht wissen, Christine.
Wir können es nicht wissen! «
    »Sehr wahr, Jerry«, antwortet der Mann mit dem sonnengegerbten Gesicht. Auch er hält eine Bibel umklammert. »Wie aber sollen wir unsere Brüder und Schwestern retten? Es ist unsere Christenpflicht, den Menschen zu helfen. Und wenn das, was wir heute in den Nachrichten gehört haben, wahr ist   …«
    »Von wem haben wir es denn gehört? Von Planetariern! Atheisten!«, protestiert Marlon.
    »Die Fakten werden von anderen Wissenschaftlern bestätigt, die
keine
Planetarier sind, darunter Kasper Blatt. Er ist ein Mann Gottes, den ich respektiere. Offen gesagt, Marlon, gibt es für mich, von einem großen Atomkrieg einmal abgesehen, kein deutlicheres Zeichen, dass das Ende der Zeiten gekommen ist. Überdies gibt es noch das
andere,
sehr deutliche Zeichen, das wir bereits kennen, nämlich den Krieg im Nahen Osten! Dies ist ein Weckruf. Meine Freunde, hier geht es nicht nur um einen Tsunami in der Nordsee. Es geht um eine plötzliche globale Erwärmung von vier oder sogar sechs Grad. Ich möchte gerne das Buch Sacharja zitieren, Kapitel vierzehn, Vers zwölf:
Ihr Fleisch wird verwesen,
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dieweil sie noch auf ihren Füßen stehen, und ihre Augen werden in den Höhlen verwesen und ihre Zunge im Munde verwesen.
Ich sage, wir alle sollten aktiv werden. Denkt an eure Lieben, die noch nicht zu Jesus gefunden haben! Führt sie zum Herrn, bevor es zu spät ist, auf dass auch sie entrückt werden!«
    Die schwarze Frau breitet die Arme aus, als wollte sie das ganze Studio umarmen. »Ja! Wir sollten jubeln! Wir sollten die Menschen versammeln, um dieses Ereignis in Gott zu feiern, denn die

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