Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
Vom Netzwerk:
im Bauernhaus beschrieben hat: verstopfte Flughäfen, gewalttätige Scharmützel und Festnahmen, Flucht aus den Städten, Verkehrsstau, entführte Segelboote, Fähren und Flugzeuge, die plötzlich den Kurs ändern. Ich merke, dass ich flacher und mühsamer atme. Ich muss mich konzentrieren, um meine Panik in Schach zu halten, doch ich verliere den Kampf. Als wir durch den dichten Verkehr in Richtung Stadion fahren, drängt eine neue Angst an die Oberfläche wie ein Geysir, der jeden Moment ausbrechen kann.
    »Fragst du dich das Gleiche wie ich?«, sage ich zu Frazer Melville und schaue auf die Autos um uns herum. Er nickt unglücklich. Seine Hände umklammern das Lenkrad, sein Gesicht ist blass und angespannt.
    Ich schalte durch die Kanäle und erstarre, als mich Bethanys Gesicht von dem Familienfoto angrinst, das ich aus ihrer Akte in Oxsmith kenne. Das breite Lächeln, die Zahnspange, die den ganzen Mund ausfüllt. Man zoomt die Gesichter ihrer Eltern heran.
»Inzwischen wird der entführte Teenager Bethany Krall mit der Katastrophenwarnung in Verbindung gebracht.«
Wir schauen uns bestürzt an. Ich sehe nach hinten, sie liegt noch immer in die Decke eingerollt da und schläft tief und fest.
»Ihr Vater, Reverend
|355|
Leonard Krall, und ihre ehemalige Therapeutin Joy McConey behaupten, das junge Mädchen habe die Katastrophe vorausgesagt, die laut Professor Modak unmittelbar bevorsteht. Alle, die Bethany begegnen, sollten äußerste Vorsicht walten lassen. Außerdem wird die Öffentlichkeit gebeten, nach den beiden Entführern, dem Physiker Dr.   Frazer Melville und Gabrielle Fox, einer ehemaligen Mitarbeiterin der Hochsicherheitsklinik, in der Bethany untergebracht war, Ausschau zu halten.«
Dann erfüllen unsere Gesichter, wenig schmeichelhafte Ausweisfotos, den Bildschirm.
    »Bezüglich der sechzehnjährigen Bethany Krall gibt es im Augenblick mehr Fragen als Antworten«, erklärt eine junge Reporterin. Sie steht vor dem Tor von Oxsmith. Sheldon-Grays Rudergerät, Bethanys zerbrochener Globus, Mesuts gestreifter Heißluftballon, der im Kunstraum von der Decke hängt: lauter geistige Schnappschüsse aus einem anderen Leben. »Könnte es sein, dass die junge Mörderin, die bis vor Kurzem hier untergebracht war, hinter einem ungeheuren weltweiten Hoax, einer globalen Falschmeldung, steckt? Evangelikale Kirchenführer äußerten die Ansicht, sie habe die weltweite Katastrophe vorhergesagt, vor der Harish Modaks Team nun warnt. Ihr Vater, Reverend Leonard Krall, hat sogar erklärt, er halte seine Tochter für die Verkörperung satanischer Kräfte. Bethanys sogenannte Prophezeiungen haben sich in der Vergangenheit als geradezu unheimlich zutreffend erwiesen, wenn man ihrer ehemaligen Therapeutin Joy McConey Glauben schenkt. Aber ist dieser Teenager wirklich ein moderner Nostradamus? Worauf beruhen ihre Behauptungen? Wo ist das Mädchen, das seine eigene Mutter erstochen hat?« Um uns herum staut sich der Verkehr. Das ist widersinnig, da wir in die Hauptstadt hineinfahren, während alle anderen doch hinauswollen. Dann erscheint Leonard Krall im Bild, vor einer riesigen Außenleinwand, auf der die Botschaft leuchtet:
Bereit für die Entrückung?
    »Als Christ bete ich für Bethany«, sagt der Mann, der mich |356| aus meinem Rollstuhl gekippt und hilflos auf dem Parkplatz seiner Kirche zurückgelassen hat. »Ich bin Vater und Glaubender zugleich. Ich liebe mein Kind. Und ich liebe den Herrn. Wenn jedoch zwei große Lieben nicht miteinander vereinbar sind   …« Seine Lippe zittert, und seine Augen leuchten vor Leidenschaft. Mein Verstand ist aber mit etwas anderem beschäftigt: Warum fahren so viele Autos in unsere Richtung? »Falls unsere Kirchenältesten recht haben mit der Annahme, dass dies ein Zeichen für das Ende der Zeiten ist, bete ich, dass auch sie mit den Gerechten entrückt werden möge«, fährt Krall fort. »Aber ich befürchte, das wird nicht geschehen.« Er schüttelt den Kopf, als wäre er zu aufgewühlt, um weiterzusprechen, fängt sich aber. »Meine Tochter hat sich für eine andere Zukunft entschieden.« Warum haben die Autos keine Dachgepäckträger oder Anhänger? Warum sieht man kein Gepäck? Weshalb strahlen die Familien darin vor Lebendigkeit, statt vor Angst wie von Sinnen zu sein? »Falls Bethany jetzt hier wäre, würde ich zu ihr sagen, hör auf, das Werk des Teufels zu tun, und kehre zurück zu deiner wahren Familie, der Familie von Jesus Christus. Ich werde hier und heute für sie

Weitere Kostenlose Bücher