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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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Stunde ist gekommen!« Auf ihrem Gesicht erscheint ein seliges Lächeln, und ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Was ist los mit euch? Auf diesen Tag habe ich mein Leben lang gewartet! Ich fühle mich so
gesegnet

    Der Moderator unterbricht sie. »Nun, es gibt eine Gemeinde, die dieses Gefühl teilt. Wir schalten jetzt live nach Birmingham, wo der Tempel Gottes sich bereits für einen Weg entschieden hat.«
    Sie blenden einen jungen Prediger ein, der zu einer großen Gemeinde spricht, während ständig weitere Leute zur Tür hereindrängen. Hinter ihm wiegt sich ein Chor in langen, blau schimmernden Gewändern. »Wir feiern, ihr Menschen!«, dröhnt er und stößt die Faust in die Luft. »Wir machen mobil!« Die Menge brüllt ihre Zustimmung heraus. Die Leute pfeifen und johlen. »Wir feiern die guten Neuigkeiten, die die Ältesten für uns gedeutet haben! Wir feiern den Triumph der
Glaubenswelle
und das Kommen von Gottes Entrückung! Wie lange haben wir darauf gewartet! Nun aber lobet Gott, die Stunde ist gekommen! Ihr Menschen zu Hause, begebt euch in eure Kirchen, so wie wir es getan haben!« Die Gemeinde jauchzt. »Wisst ihr, was wir im Namen Gottes hier tun? Wir bleiben und beten! Also kommt zu uns! Bleibt und betet! Kommt zu denen, die bleiben und beten, macht mit den Gerechten mobil!« Er spricht in die Kamera. »Führt eure Liebsten noch heute zu Gott. Sagt ihnen, dass es nicht zu spät ist, die Erlösung zu finden. Kommt und lasset euch segnen, legt eure Seele in Jesu Hände und werdet Teil der Entrückung.«
    »Okay«, sagt Frazer Melville bedrückt, »ich glaube, das reicht.« |353| Ich schalte den Fernseher aus. Die Autos fahren jetzt im Schritttempo.
    Als wir wenige Kilometer vor dem Stadion an einer Ampel halten, beginnen die Straßen vor Aktivität zu vibrieren. An den Ecken bilden sich lebhafte Gruppen. Es sind vor allem junge Männer. Geschäfte werden abgeschlossen und vergittert. Bald begreifen wir, warum. Von links ertönt ein lauter Knall, dann klirrt Glas, als ein junger Typ einen Ziegelstein durch ein riesiges Schaufenster wirft und hineinspringt. Die Plünderungen haben begonnen. Auf dem Gehweg schwenkt ein übergewichtiger Mann mittleren Alters im Jogginganzug die Arme, um ein Auto anzuhalten. Sein Gesicht ist zu einer Maske der Angst erstarrt. Wir fahren an ihm vorbei, lassen uns vom Navi durch Nebenstraßen leiten, um das Chaos der Hauptstraßen so weit wie möglich zu vermeiden. Die Gewerbegebiete liegen still da, wie ausgestorben. In den Geschäfts- und Wohngebieten hingegen schleppen Männer und Jungen schwere Rucksäcke aus den Läden oder schieben Einkaufswagen, in denen sich geplünderte Ware stapelt – nicht nur Lebensmittel, auch Plasmafernseher, Mikrowellenherde, DV D-Spieler und Golfschläger. Ab und zu müssen wir ausweichen, wenn jemand unvermittelt auf die mit Steinen und Splittern übersäten Straßen läuft. In einer Gasse taumeln zwei betrunkene Mädchen in Minirock und unglaublich hohen Absätzen aus einem Restaurant, halten sich aneinander fest und kreischen vor Lachen. Sie wanken an einem älteren Paar vorbei, das drei abgewetzte Lederkoffer in einen weißen Renault hievt, und verschwinden gackernd in einer Fußgängerunterführung.
    Bethany schläft auf dem Rücksitz und bekommt von alldem nichts mit. Im Fernsehen wird berichtet, dass die Regierung die »Panikmache« noch einmal verurteilt und als »zynischen Scherz« bezeichnet hat, der »das ganze Land in Aufruhr versetze«. Der Innenminister hat an die Bevölkerung appelliert, Ruhe zu bewahren. Der Premierminister wird sich in Kürze an die Nation wenden. Man spekuliert, dass noch innerhalb der nächsten |354| Stunde der Notstand ausgerufen wird. Der Bürgermeister von London hat erklärt, er werde »an seinem Schreibtisch und bei Verstand bleiben«, doch in Norwegen, wo die Behörden die Warnung ebenso ernst nehmen wie die Bevölkerung, haben ganze Gemeinden die Küsten verlassen und sind in die Berge gefahren. In Dänemark, Norddeutschland, Belgien, den Niederlanden und an der französischen Atlantikküste ist der gesamte Verkehr zum Erliegen gekommen. Wir fahren weiter nach London hinein, kommen an kleinen Einkaufszentren, vom Sturm zerfetzten Bäumen und geplünderten Supermärkten vorbei. Überall verlassen Menschen die Gebäude. Die Nachrichten bombardieren uns mit zusammenhanglosen Bildern. Einige spiegeln wider, was wir mit eigenen Augen sehen, während andere den Ablauf des Chaos reflektieren, den Ned

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