Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
schwang in seinen Worten mit.
„Unsinn!“ Auch sie sprach jetzt heftiger. „Ich habe deutlich
gesehen, wie du sprachst, und gespürt, wie dir zumute war.
Aber im Gegensatz zu dir sehe ich darin nichts allzu Außergewöhnliches. Es ist bedauerlich, daß es ausgerechnet dir
widerfährt, aber es gibt eine Menge Fälle, in denen jemandem
– und eben meist aus nervlicher Überbeanspruchung – die
Stimme versagt. Bei einem Sänger zum Beispiel ist das
wesentlich schlimmer und peinlicher als bei einem Techniker.“
„Danke für den Trost“, warf er ein.
Josephin fuhr unbeirrt fort. „Du spannst eine Zeitlang aus,
und in ein paar Wochen ist das alles vergessen.“
„Den Teufel werd ich!“
„Hast du denn eine andere Lösung?“ Ihre Frage klang, als
fordere sie ihn auf, wieder auf den Teppich zu kommen. Dann
fügte sie besänftigend hinzu: „Wenn du ernsthafter krank wärst
– ich meine, dich nicht bewegen könntest oder Fieber hättest –,
müßte es ja auch ohne dich gehen…“
„Ich dachte, du verstehst mich.“ Es klang resignierend, wie
er es sagte. Und Gernot fiel ein, daß er sich vorgenommen
hatte, Josephin sofort nach ihre Rückkunft die Episode mit
Mon zu berichten. Aber im Augenblick schienen ihm die
Situation und Josephins Haltung dafür überhaupt nicht
angemessen. Er lenkte ein. „Wenn das hier läuft, machen wir
ein paar Tage Urlaub, das verspreche ich dir.“
Sie sah ihn bittend an. „Wir reden noch darüber, ja?“ Sie
sagte es müde. „Überdenk’s noch mal. Ich muß erst ein wenig
schlafen.“
Aber wie sie das sagte und wie er sie kannte: Ihre Meinung
war gefaßt. Und er hatte so erwartet und gehofft, daß sie ihn
unterstützen würde.
    Gernot provozierte an diesem Tag. Mehr als sonst sprach er mit
seinen Gefährten, suchte das Gespräch – auch mit den Centauren. Er schritt durch die Hallen, tauschte mit jenen, die er sah
und traf, Informationen aus, manchmal nichtssagende, und oft
rief er von weitem.
    Er schöpfte Hoffnung; denn bis zum Mittag tat sich nichts,
was ihn in Bezug auf seinen Zustand beunruhigt hätte. In der
Pause saß er auf einer „menschlichen“ Bank im Werfthof, in
einem Teil desselben, den sie mit viel Grün und einem kleinen
Springbrunnen in eine Art Atrium verwandelt hatten.
    Gernot rekelte sich in der Sonne, döste, sah mehr unterbewußt zwei centaurischen Monteuren zu, die sich auf dem
gegenüberliegenden Dach der Drahtzieherei zu schaffen
machten. Er freute sich auf den Abend mit Josephin. Und doch
war diese Freude nicht ungetrübt. Gewiß würde sie ihm
vorhalten, er sei leichtfertig, verantwortungslos. Er müsse
sofort die Leitung übergeben, sich krank melden… Aber nicht
einmal der Arzt war so weit gegangen…
    Nur – mit dem will ich nicht auf engstem Raum harmonieren. Und Gernot stellte es sich furchtbar vor, auf Centaur,
während der Arbeit und vor allem in der winzigen Kemenate,
etwa in Unfrieden mit Josephin zu leben. Aber er wußte, er
würde nicht nachgeben, jetzt erst recht nicht! Auch nicht um
des lieben Friedens willen. Die Schrottaktion würde er unter
allen Umständen durchführen, persönlich durchführen! Er sah
sie als eine Wende im menschlichen Wirken auf Centaur an.
Ja! Gelänge sie, bedeutete das für Lim eine Schlappe. Wie groß
– gut, das konnte man nicht einschätzen.
    Und wie Gernot auch überlegte, sich wieder und wieder
Vorhaltungen machte: Hier mischte sich weder die Menschheit
in centaurische Angelegenheiten ein, noch war dies ein Akt des
Unrechts. Wir holen uns, was uns vertragswidrig nicht nur
vorenthalten, sondern sogar gestohlen wurde. Ja – so kraß
mußte man das sehen. Und natürlich brachte der Erfolg noch
etwas: so viel Schrott, daß zusammen mit dem vorhandenen
und dem bereits angelieferten Rohmaterial ein erster Abschnitt
der Produktion beginnen konnte. Und hier auf der Werft würde
man sich gegen Lim zu schützen wissen! Würde man? Wer
verkörperte hier auf der Werft Lim? Aber auf jeden Fall würde
einiges übersichtlicher werden und die eigene Ohnmacht nicht
so offenkundig. Das alles würde schließlich Josephin einsehen.
Auch sie legte ganz sicher keinen Wert darauf, unverrichteterdinge zur Erde zurückzukehren. Und Brads Kurs steuerte, ob er
es selbst wahrhaben wollte oder nicht, keinem anderen Ziel zu.
Also – was war dagegen ein zeitweiliger Stimmverlust. Man
konnte sich noch immer schriftlich verständlich machen.
    Und so ein Quatsch, Nerven! Gernot fühlte sich im Grunde

Weitere Kostenlose Bücher