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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Josephins umfingen ihn. Und
minutenlang fühlte sich Gernot nicht in der Lage, logisch zu
denken. Er strich der Gefährtin über den Rücken, flüsterte
immer wieder „Fini“, und er hatte das Gefühl, es würde nun
alles wieder in Ordnung sein.
    Doch dann löste sich Josephin behutsam von ihm, schaltete
das Licht ein, das ihm hart blendend unangenehm in die Augen
fiel und seine Benommenheit, wie er glaubte, kraß hervorzerrte. Sie setzte sich an das Fußende der Liege, sah ihm forschend
ins Gesicht und fragte zwingend: „Was ist, Gernot?“
    Gernots Freude, das Gefühl der Geborgenheit, schrumpfte.
Abwehr flackerte auf, und er spürte wieder die Ohnmacht, die
ihn schon beim Arzt befallen hatte. „Laß das jetzt“, bat er. „Du
bist da, und das ist die Hauptsache. Wie hast du es eigentlich so
schnell bewerkstelligen können?“ Er versuchte abzulenken,
rückte näher an sie heran, faßte ihre Hände, sah sie an. „Ich
freu mich so, Fini!“
    „Sag mir, was mit dir ist, Gernot!“ Nicht heftig, aber bestimmt machte sie ihre Hände frei. „Ich muß das doch wissen!“
sagte sie beschwörend.
    „Ich weiß es selber nicht!“ Er zuckte mit den Schultern.
„Was soll ich also sagen?“
„Aber die Symptome. Warst du beim Arzt? Der Kommunikator bestätigte mir, daß es kein technisches Versagen gegeben
hat. Also – was ist mit dir!“ sie fragte nicht, sie forderte.
„Es ist nichts Schlimmes!“ Gernot wurde ärgerlich. „Die
Stimme bleibt mir ab und an weg – aber ohne jeden organischen Fehler, ohne Schmerz. Hinterher ist alles wieder völlig
normal. Natürlich irritiert mich das ein wenig. Aber laß es doch
jetzt!“ Und er versuchte, sie an sich zu ziehen.
Sie widerstrebte, gab sich offensichtlich mit dem Gehörten
nicht zufrieden, fragte drängend weiter, ob er etwas am
Kehlkopf verspüre, was der Arzt ihm geraten und gegeben, ob
er dieses oder jenes versucht habe…
Gernot wehrte ab. Schließlich sagte er heftiger als beabsichtigt: „Merkst du nicht, daß ich ganz normal mit dir spreche, daß
ich mich verständigen kann, es also wirklich nicht schlimm ist?
Da warst du wochenlang unterwegs, kommst, man freut sich,
und dann gehst du einem auf die Nerven…“
Sie schwiegen beide betroffen.
Er faßte erneut ihre Hände.
„Müde?“ fragte er, zärtlich
besorgt.
Sie nickte, lächelte ein wenig gezwungen, auch dankbar.
„Und hungrig“, sagte sie.
Und da sprang er auf, bereitete, während sie sich duschte,
einige Brote, zerrte zwischendurch ihr Bettzeug hervor.
Aus der Nische berichtete sie abgehackt im Rhythmus der
Waschbewegungen, „… ich habe dann einfach einen Rochen
umverfügt. Das kann vielleicht noch Ärger geben. Aber du hast
mich ganz schön erschreckt…“ Eine Weile sagte sie nichts.
Josephin trat aus der Nische, Gernot zog sie an sich, und sie
küßten sich lange. Als er seine Lippen von den ihren löste,
seufzte sie „Oh, Kaffee…“
Gernot gab sie lachend frei, und sie setzten sich zum Frühstück. „Schlaf dich aus heute vormittag. Ich versuche, eher aus
der Werft zurückzukommen. Wirst sehen, dann sieht alles
anders aus.“
Sie saß ihm gegenüber. Ab und an musterte sie den Gefährten ernst, zeichnete gleichsam mit den Augen seine Gesichtszüge nach.
„Siehst abgespannt aus, Großer“, bemerkte sie
dann. „Viel Arbeit?“
Er schilderte knapp das Dilemma mit den Transporten; davon
hatte sie bereits vernommen. Zu den Rapportergebnissen
wiegte sie schweigend den Kopf. Als er von seinem Treffen
mit Lim sprach, vergaß sie aufgeregt das Kauen. Und als er ihr
mitteilte, wie er nun zu seinem Schrott kommen wollte, legte
sie das Besteck aus der Hand, warf sich demonstrativ zurück,
daß das Sitzmöbel knackte, und rief: „Du bist total verrückt!“
Kopfschüttelnd aß sie weiter. Und zwischen zwei Bissen
bemerkte sie undeutlich: „Und da wunderst du dich, wenn die
Nerven versagen?“
Er kniff die Augen zusammen, beugte sich vor und fragte
scharf: „Wie meinst du das?“
Josephin langte über das Tischchen nach seinem Arm. „Gernot, das ist nicht schlimm, eigentlich normal. Und es ist noch
ein Glück, daß es vegetativ ist…“
Er lehnte sich zurück, entzog auf diese Weise seine Hand der
ihren. „So siehst du das also. Und du meinst, ich kann mich
freuen, daß hier drin noch alles beieinander ist.“ Er tippte sich
heftig an den Kopf, daß das Klopfen deutlich vernehmbar
wurde. „Und wenn ich mir doch alles nur einbilde?“ Bitterer
Spott

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