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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sich Fahrzeugteile befunden, deren Verkle idungen aus einem Thermoplast bestanden und die niemand
bislang aussortiert hatte. „Drinlassen“, hatte er dann entschieden. „Das brennt weg. Auf Qualität kommt es uns dabei ja
ohnehin nicht an.“
    „Gut.“
Sie aßen schweigend.
„Paß auf dich auf“, hatte sie dann leise, wie zu sich selbst,
gesagt.
    Gernot hatte keinen Augenblick an eine tatsächliche Gefahr
gedacht. Er vertraute Lim, und versprach die Sache keinen
Erfolg, war er auch entschlossen, unverrichteterdinge wieder
umzukehren. Aber wie Josephin das gesagt hatte… Es konnte
ja wirklich das letztemal sein, daß sie sich sahen. Und eine
Sekunde lang wollte ihn eine Gefühlswoge übermannen. Dann
hatte er sich geräuspert. „Es passiert nichts, Fini!“
    Und wieder hatten sie geschwiegen.
Aus irgendeinem Grund, vielleicht aus dieser merkwürdigen
Abschiedsstimmung, einem Drang heraus, Letztes, Unausgesprochenes, Belastendes mitzuteilen, hatte er gesagt:
„Du
solltest noch etwas wissen, Fini…“ Er hatte sie nicht angesehen, hatte gezögert, „da gab es etwas mit Mon…“ Und er hatte
berichtet, stockend zunächst und sehr umschrieben, was sich an
jenem Abend zugetragen hatte. Aber je weiter er sprach, desto
mehr bereute er, überhaupt damit angefangen zu haben.
Josephin hatte ihm zugehört, am Anfang mit sehr erstauntem
Gesichtsausdruck, dann wurde ihre Miene zunehmend starrer,
und schließlich arbeiteten ihre Kaumuskeln, und die Augen
blickten, als erwehrten sie sich nur mit Mühe der Tränen. „Ich
wünschte, du verstehst, daß das mit uns beiden nichts, gar
nichts zu tun hat“, hatte Gernot seine Rede geschlossen.
Josephin hatte genickt, abwesend, mit einem verkniffenen
Mund, dann tonlos gesagt: „Ich verstehe“ und nachdrücklich
langsam den Kopf dabei geschüttelt. „Aber begreifen kann ich
es nicht.“ Dann war sie abrupt aufgestanden, hatte sich
umgedreht und den Raum verlassen.
Gernot hatte Minuten wie erschlagen gesessen, fühlte sich
keineswegs erleichtert nach diesem Geständnis, er verstand
ihre Reaktion nicht, aber es war ihm irgendwie schwer, sehr
schwer ums Herz geworden. Und am liebsten wäre er, so
mutlos, wie er mit einemmal war, nicht zur Höhle aufgebrochen.
Später, er hätte nicht zu sagen vermocht, wieviel später,
schaute Nikolai in den Raum. Er benötigte eine Weile, um von
der Tür her auf sich aufmerksam zu machen. Dann sah er
Gernots stumpfen Blick. Gernot strich sich über die Augen,
nickte, stand auf. Und da war ihm doch, als sei etwas von ihm
gefallen. Er fühlte sich wieder imstande, sich voll auf die
Aufgabe zu konzentrieren, die beiden schwierigen Dinge
voneinander zu trennen.
Aber jetzt? Gernot richtete sich in seinem Sitz auf. Verfluchte Untätigkeit! Und er wußte plötzlich, daß es hier nichts zu
trennen gab. In diesem Moment, als sie im Tiefflug über das
fremdartige, vielleicht gefahrbringende Land flogen, wurde
sich Gernot zutiefst bewußt, was ihm Josephin bedeutete, wie
es ihn träfe, wandte sie sich vielleicht für immer von ihm ab.
Und wäre die Harmonie mit Josephin nicht allen verdammten
Schrott dieses Planeten wert?
Einen Augenblick überfiel Gernot ein großer Jammer, und er
hätte die Umkehr anweisen mögen.
Dann zwang er sich, auf die Landschaft draußen zu achten,
und er wurde sich langsam bewußt, daß es schon der Gebirgszug sein müsse, zu dem das alte Flußbett gehörte, das in der
Höhle entsprang und dessen Verlauf er unten deutlich wahrnahm. Langsam nahm prickelnde Spannung von ihm Besitz,
verdrängte die Schwermut. Er ging nach vorn ins Cockpit, löste
Nikolai ab und sah mit Brit, die steuerte, voraus. Aber so im
Detail hätte er nicht zu sagen vermocht, wie weit vor dem Ziel
sie sich befanden, und er hoffte, daß dies tatsächlich das
Flußbett sei, dem sie folgen mußten. Er war dann auch ein
wenig überrascht, als Brit das Flugzeug anhielt und langsam
absacken ließ. Erst als es aufsetzte, glaubte Gernot die Felsnase
zu erkennen, hinter der sie unlängst schon einmal den Rochen
abgestellt hatten.
Drin würden alle Hände gebraucht werden, niemand also
konnte als Wache zurückbleiben. Aber der Apparat war im
Falle einer Gefahr vermutlich das einzige Mittel, sie in
Sicherheit zu bringen. Also begannen sie ihn zu tarnen, ähnlich
wie Gernot es in Lims Kessel gesehen hatte.
Sie hatten das und die ersten Schritte ihres Vorgehens abgesprochen, so daß sie jetzt zügig und schweigsam arbeiten
konnten, und

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