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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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und fühlte sich
durch ihn unsicher. Weiß sie doch mehr? dachte er. Aber sie
hatte kein Hehl daraus gemacht, daß ihr der Sinn dieses
Museums bekannt sei…
„Es gibt Centauren“, begann er
zögernd, „die Historisches nicht vergessen lassen wollen, das
vergessen werden soll… Wir haben schon davon gesprochen,
diese Museen sind wie unsere – Märchen, Sagen aus dem
Paradies…“
„Quatsch, Großer! Es sind handfeste Exponate…“, unterbrach Josephin.
„Ja, ja“, Gernot ließ sich nicht beirren. „Vielleicht nicht viel
anders als die Splitter vom Kreuz Christi…“, ihn kümmerte
nicht, daß der Automat protestierte, „versteh doch. Ich spreche
vom Prinzip. Jeder Centaure, der von diesen Dingen Kenntnis
hat, fügt etwas hinzu. Wie in unseren Märchen. Sie wurden von
Generation zu Generation mündlich übermittelt, und je nach
dem phantastischen Fundus, über den der Erzähler verfügte,
wurden sie ausgeschmückt. Bis sie jemand aufschrieb.“
„Und wer schreibt hier?“
„Vielleicht wir, die Menschen. Mit Unterstützung der Centauren natürlich.“ Bei den letzten Worten blickte Gernot
vielsagend auf Mon.
„Ich habe dir doch gesagt, ihr kommt selbst darauf, Mensch.
Du hast so unrecht nicht, wenn du auch arg versimpelt hast. Es
ist in mancher Augen eine falsch verstandene Bewahrerfunkt ion, die wir ausüben, eine Funktion, die zum Brauch geworden
ist. Es gibt – vor Jahrhunderten entstanden – alle zehn Jahre
das große Fest der Bewahrer. Jede Gruppe hat ein solches Fest.
Zu diesem Fest brachte jeder als Gabe das mit, was er entbehren konnte und von dem er meinte, daß es den Zeitgeist
besonders verkörpere. Diese Gegenstände wurden von den
Festersten begutachtet und die für würdig befundenen in
Verliese gebracht, als Zeugnisse für die Nachwelt. Das Fest
wird noch begangen, die Gegenstände werden weiter mitgebracht. Sie werden begutachtet, erhalten einen Preis, eine
Plazierung. Aber sie dürfen bei Strafe nicht aus dem Arbeitsprozeß oder ihrem Gebrauchsbereich entfernt werden, aus
bekannten Gründen des Sparens. Nun, der Brauch ist stärker
als die Norm…“
„Und warum wolltest du uns das nicht sagen?“ fragte Josephin.
„Sagst du einem Gast, daß du tust, was dir dein Gesetzgeber
untersagt hat?“
„Eins zu null für Mon“, sagte Gernot, während Josephin eine
gespielt zerknirschte Miene aufsetzte.
„Manchmal schon“,
murmelte sie.
Gernot hätte zu gern gewußt, welche Haltung Mon selbst zu
dem Ganzen einnahm. Sie schien ihm schwankend, aber was
war davon eine nach seiner Meinung unangebrachte Taktik,
was echte Naivität, Unwissenheit vielleicht? Und

das
Wesentlichste – was unterstellte er ihr? Wo erwartete er
menschliche Reaktion, wo es allenfalls eine centaurische geben
könnte? Er nahm sich vor, mehr vom Zeitgeist auf Centaur
aufzuspüren… Die Sprechanlage riß alle aus ihren Gedanken.
„In einer halben centaurischen Stunde etwa werden die Wagen
für den Transport nach Norg bereitgestellt. Bei Eintreffen bitte
selbständig mit dem Beladen beginnen. Der Laderaum und die
Passagierkabinen sind sorgfältig auszulasten. Ende.“ Es klickte
zum Zeichen, daß der Ansager aus der Leitung war.
„Das kann doch nicht wahr sein!“ rief Gernot. Er sprang auf
und bediente hastig den Rufer. Es dauerte eine geraume Zeit,
bis die Zentrale sich meldete. Diesmal eine ungehaltene
Frauenstimme: „Ja, Sektor zwei, was ist? Bitte nur Wichtiges,
wir haben zu tun.“
Gernot verbot sich eine scharfe Antwort. „Ich höre immer
Wagen“, rief er. „Ich denke, wir setzen die Instel um?“
„Denken, denken… Du hast doch gehört, in einer halben
Stunde kommen die Wagen.“
Doch plötzlich war da eine andere Stimme, ein Mann, Jercy!
„Sie haben uns gebeten, auf einen nochmaligen nuklearen Stoß
zu verzichten. Und da das Kosmodrom nicht betriebsfähig
ist… Wir kommen ihrer Bitte nach, Gernot!“
„Warum denn nicht gleich so“, brummte Gernot. „Danke!“
Und an die beiden Frauen gewandt: „Na dann, gute Fuhre!“
    Aber es wurde, im ganzen gesehen, eine interessante, wenn
auch keine angenehme Reise. Offenbar befand sich Wün am
Rande einer solchen Wüsteninsel, was die Anlage des Kosmodroms und auch die Landeerlaubnis mit Primärantrieb erklärte.
Je weiter sie in westliche Richtung vorankamen, desto freundlicher zeigte sich die Umwelt. Sie verließen allmählich eine
Hochebene, und talwärts ging die Wüste in eine Steppe über,
jedenfalls in eine Art

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