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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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zum See.
    Das Empfangskomitee erwartete sie offenbar schon seit
geraumer Zeit direkt vor ihrem Quartier. Die Begrüßung ging
ohne Zeremoniell vonstatten, obwohl, wie Mon raunte, sich in
dieser Gegend noch nie ein Mensch aufgehalten hatte und
wahrscheinlich keiner der vier je einem begegnet war.
    Der Alte und eine der Frauen gehörten tatsächlich der Regionalverwaltung an, stammten aus einer Stadt, die sich etwa zehn
Kilometer nördlich in einem Urlauberzentrum befand. Der
jüngere Mann namens Bal und die zweite Frau machten sich
als Beauftragte des Rats bekannt, die den Menschen als
wissenschaftliche Berater und Verbindungsleute zum Kosmodrom zur Verfügung stehen sollten. Es kam Gernot so vor, als
behandele Mon diesen Bal mit besonderem Respekt, aber er
konnte sich auch täuschen.
    Niemand sprach ein Wort zuviel. Gernot übermittelte routinehaft Grüße der Menschheit und erläuterte kurz, daß dies
einer der sechs um den Planeten verteilten Punkte sei, von dem
aus die Metallschleife um Centaur errichtet werden würde.
Man würde auf der Werft, was ja wohl bekannt sei, die Kabel
vorfertigen und vom Kosmodrom aus über den Gravitationskanal in den Orbit gleiten lassen. Im Grunde eine einfache
Geschichte.
Er stellte seinerseits einige leitende Mitarbeiter vor, bezeichnete Josephin als diejenige, die den Kontakt zu den regionalen
Organen halten würde, und schloß mit der Bemerkung, daß
man sich nun erst einmal einen Überblick verschaffen müsse,
bevor man Konkreteres zum Ablauf der Arbeiten sagen könne.
    Erst unmittelbar beim Abschied sagte Bal: „Ich bitte dich,
Mensch Gernot, mich morgen um neun Uhr zu einer genaueren
Absprache zu empfangen. Ich komme zu dir hierher.“
    Gernot war zwar ein wenig erstaunt, stimmte natürlich zu. Er
hatte erwartet, daß sie an der Arbeitsstelle ohnehin in engen
Kontakt treten würden. Wieder eine centaurische Nuance, die
ich nicht durchschaue, dachte er.
    Die vier stiegen in einen Rochen! Auch das schien anormal,
weil bislang – aus Sparsamkeitsgründen, wie man verlautete –
niemand von ihren Betreuern ein Flugzeug benutzt hatte. Auf
dem Mars hingegen, so wußte Gernot, bewegten sich die
Außerirdischen fast ausschließlich in der Luft. Ja, und die
beiden Schatzgräber flogen auch… Der Rochen hatte an der
abgewandten Giebelseite des Wohnquaders gestanden, so daß
sie ihn nicht sogleich wahrgenommen hatten.
    Die vier stiegen ein, ohne sich noch einmal den Menschen
zuzuwenden.
„Ein Beweger!“ raunte Mon. Und wieder zeigten ihre Augen
so etwas wie Hochachtung.
Und obwohl Gernot genau wußte, wen sie meinte, fragte er,
und er sah sie voll an, damit sie ja das Beiläufige in seinem
Blick bemerkte: „Wer, dieser Bal?“
Als Mon bejahte, ohne Gernots Absicht zu durchschauen,
fragte er ernsthaft: „Sag, Mon, nehmen die Beweger bei euch
eine besondere Stellung ein im System der gesellschaftlichen
Schichtung?“ Gernot suchte nach Worten. Es fiel ihm stets
schwer, zu formulieren, wenn er von Dingen sprechen mußte,
die er nicht durchschaute.
„Ja – und nein.“ Mon zögerte offensichtlich.
Gernot sah sie herausfordernd an.
„Sie sind eben die Beweger, die Träger des Neuen“, antwortete Mon. „Und sie sind es auch, von denen man die Lösung
erwartet. Jeder dieser Gruppe versucht von sich aus, und er ist
auch von der Gesamtheit dazu verpflichtet – das heißt, man
erwartet es –, einen Beitrag dazu zu leisten…“
Da war er wieder, dieser Mystizismus. Eine Religion? Es
klang für Gernot wie eine Lehre von einem besseren Jenseits.
Erstaunlicherweise sprach Mon weiter, die sonst, näherte
sich das Gespräch diesem Thema, zurückhaltend reagierte.
„Und es ist – wahrscheinlich – gleichzeitig ihre Bürde. Aber
das ist meine persönliche Meinung, Gernot. Ich glaube, einige
aus der höheren Administration mißtrauen den Bewegern. Sie
wünschen natürlich, als erste mit in den Genuß der Erlösung zu
kommen, sind aber darin voll auf die Beweger angewiesen.
Und einige fürchten wohl, daß sie das Nachsehen haben
könnten. Denn die Lösung wird zuerst bei den Bewegern
sein…“
Eine Religion mit realem Kern, ein Messiasgedanke? Gernot
ging es wirr durch den Kopf, zumal er sich in diesen Dingen
nur auf ein Pseudowissen stützen konnte. Was außer einigen
allgemeinen Lehren wußte er von Glaubensströmungen der
Erde… Er fragte daher sehr vorsichtig: „Mon, ich begreife es
nicht. Welche Art Lösung…?“
Aber sie unterbrach ihn. „Oh, ich

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