Engel auf Abwegen
Schwein, Sie haben monatelang daran gearbeitet.«
Mein Ex zuckte die Schultern. »Was soll ich dazu sagen?«
Howard wandte sich mir zu. »Das sind die Scheidungsbestimmungen, worin steht, dass er das Haus bekommt.«
»Aber wir hatten einen Ehevertrag!«
»Alle vorherigen Vereinbarungen werden durch diese Bestimmungen außer Kraft gesetzt. Und nach dem Datum zu urteilen handelt es sich um ein Dokument, das Sie vor Monaten unterschrieben haben.«
Aufgrund meiner folgenschweren Unterzeichnungsgewohnheiten hätte ich mein ganzes Leben überschreiben können, ohne es zu ahnen, und auf der Grundlage dessen, was jetzt ans Licht kam, hatte ich das auch getan.
Ich brauchte ebenfalls Nachhilfe, und zwar darin, wie man sich jede Zeile eines Dokuments genau durchliest, das man von seinem angeblich treu ergebenen Ehemann vorgelegt bekommt. Und die Leute fragen sich, wie Rockstars um ihr Vermögen gebracht werden. Mir wurde schlecht beim Gedanken daran, dass ich vielleicht zu der gleichen Kategorie von Leuten gehörte, die Lederklamotten trug, gepiercte Körperteile mit Ausnahme der Ohren und wirklich scheußliche Haare hatte.
Die Möbelpacker gingen die Treppe hinauf. Mir kam es vor, als wäre ich taub, völlig taub und stumm. Ich vernahm
nichts anderes als ein leises Klingeln in meinem Kopf. Ich sah, wie Gordon, Howard und die Möbelpacker miteinander stritten. Ich schnappte Worte auf wie »Richter«, »gerichtliche Verfügungen«, »Ich werde Ihnen in den Hintern treten«. Aber das Ergebnis war das gleiche. Ich wurde aus meinem eigenen Haus hinausgeworfen.
Nina war außer sich.
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich eines Tages loswerden würde«, sagte Gordon zu meinem Hausmädchen.
Sie schlug mit der Handtasche nach ihm. Er fing sie auf. »Dieses Mal nicht.«
In weniger als einer Stunde waren meine und Ninas Klamotten in Kartons gepackt und in den Möbelwagen verladen, der in meiner hübschen roten Ziegeleinfahrt stand wie eine hässliche orangefarbene Narbe. Als die Möbelpacker fertig waren, reichte Gordon mir den Schlüssel. »Schnapp ihn dir, Schatz.«
Am liebsten hätte ich nach seinem Kopf geschnappt, wenn Janet Lambert in diesem Moment nicht aufgetaucht wäre, was alles noch viel schlimmer machte. Sie trug von Kopf bis Fuß brandneue Klamotten von Chanel. Hinter ihr tauchten weitere Möbelpacker auf, die ihr Louis-Vuitton-Gepäck trugen.
Sie blieb stehen, posierte, blickte um sich und fragte: »Ist sie schon weg?«
Ich möchte gerne ein großes Lob dafür hören, dass ich in der Zeit, als ich eine Menge durchstehen musste, meine Würde und meine Fassade tapfer aufrechterhalten habe. Denken Sie nur an das fehlende Geld, das skandalöse Gemälde, Frauen, die über meine Schenkel spotteten. Aber
die Tatsache, dass Miss Mouse jetzt in mein Haus zog, war mehr, als selbst die fabelhafte Frede Ware ertragen konnte.
Völlig benommen erreichte ich den Grout-Palast, wo mein und Ninas Gepäck in dem im Hinterhof gelegenen Gästehäuschen verstaut wurde. Während ich bei den Grouts am Küchentisch saß, gluckten Nikki und Nina um mich herum. Howard sah wesentlich zufriedener aus, als er eigentlich hätte sein sollen.
»Er hat angebissen«, sagte er aus dem Nichts, während er die Lebensmittel aus dem Kühlschrank nahm.
»Was?«, riefen alle einstimmig.
Er lächelte, während er sich eine Scheibe Bologna auf eine Scheibe Weißbrot knallte. Darauf legte er Käse, dann klappte er die Scheiben zusammen und biss ab, ohne irgendeine Soße zu benutzen oder das Sandwich vorher durchzuschneiden. Er nahm auch keinen Teller oder irgendeinen anderen Nachweis zivilisierten Benehmens.
»Von was reden Sie?«, fragte ich.
Er erklärte es mir mit vollem Mund. »Damals, als wir von den Scheidungsunterlagen erfahren haben, sagte ich Ihnen doch, dass ich ihn irgendwie kriegen müsse. Aber ich wusste nicht, wie.« Howard schritt auf und ab, kaute sein Sandwich und erklärte mir einige Dinge. Als ihm auffiel, dass ich sein Sandwich anstarrte (mein Ekel war ihm offensichtlich entgangen), reichte er es mir. »Möchten Sie einen Bissen?«
Igitt. »Nein, aber vielen Dank.«
»Wie Sie wollen.« Er fuhr fort, auf und ab zu gehen, und biss erneut ab. »Glücklicherweise fiel mir die Lösung bald ein, und ich lag mit meiner Vermutung richtig. Es hatte mit Ihrem Haus zu tun. Ich erinnerte mich daran, dass Gordon
immer versucht hat, mich von The Willows auszuschließen. Er sagte ständig, dass ich die Nachbarschaft verderben würde
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