Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
Vom Netzwerk:
ohne es mir zu sagen, eine Vasektomie durchführen ließ, mein Geld gestohlen hat und mit dieser Frau davongelaufen ist?«
    Sie war sprachlos, um es milde auszudrücken.
    »Gütiger Gott, Fredericka, warum hast du mir das denn nicht gesagt?«

    Ich wollte die finanziellen Sorgen meiner Eltern nicht unbedingt erwähnen – so war ich nicht.
    »Mutter, ich muss jetzt aufhören.«
    »Fredericka, du musst sofort zu uns kommen, um mit deinem Vater und mir darüber zu sprechen.«
    »Tut mir leid, Mutter, aber ich habe zu viel zu tun. Ein anderes Mal.«
    Ich legte auf, und als das Telefon erneut klingelte, verkroch ich mich wieder unter die Bettdecke. Dieser ganze Ärger war zu viel für mich.
    Ich legte mir das wohltuend weiche Federkissen über den Kopf, obwohl ich bei dem Gedanken an mein weiches Federkissen in meinem ehemaligen Haus fast geheult hätte. Aber ich verwarf diesen Gedanken rasch wieder und zwang mich dazu zu schlafen.
    Ich bin nicht sicher, wie viel Zeit verstrichen war, aber irgendwann betrat Nina das Schlafzimmer, öffnete die Vorhänge, holte einen Staubsauger und begann zu saugen. Nicht, dass sie daran interessiert war, sauber zu machen. Es war jedoch die wirksamste Art und Weise, mich aus dem Bett zu kriegen.
    »Sie wach, Missy Ware«, fragte sie mich.
    »Nein.«
    » Oh, discúlpame .« (Entschuldigung.)
    Ich schnaubte.
    Sie schnüffelte entrüstet und näherte sich mit dem Staubsauger meinem Bett. »Is Zeit aufzustehen.«
    »Das kannst du leicht sagen. Du hast einen 401K.«
    Abrupt brachte sie den Staubsauger in eine aufrechte Position, schaltete ihn ab und zog mir die Decke weg. »Jetzt genug.«
    Wahrscheinlich hatte sie sich nicht nur mexikanische
Reality Shows im Fernsehen angesehen, denn in letzter Zeit hatte sie sich schrecklich viele amerikanische Slangausdrücke angeeignet.
    »Geh weg«, sagte ich und zog die Bettdecke wieder über meinen Kopf.
    Sie machte eine Menge Lärm und brachte ihr Missfallen zum Ausdruck. »Was Sie machen? Sie Hund, der Leiche stellt?«
    »Sich tot stellt, heißt das!«
    »Egal.«
    Ich stöhnte ins Kopfkissen.
    »Sie kein Hund, Missy Ware. Sie Kämpfer. Aufstehen«, sagte sie und zog mir die Bettdecke weg.
    »Nein, danke.« Wie immer war ich höflich.
    »Ihre Mutter hier.«
    Ich horchte auf. »Aber ich habe gerade noch mit ihr gesprochen.«
    »Vor drei Stunden«, sagte sie mit nicht gerade wenig Sarkasmus. Habe ich bereits erwähnt, wie ungehörig Sarkasmus ist?
    Ich warf das Kopfkissen zur Seite, setzte mich aufrecht hin und sah mein Dienstmädchen unschuldig und mit großen Augen an. »Sag ihr, dass ich nicht da bin.«
    »Zu spät.«
    »Sag ihr, ich bin gerade am Telefon … oder im Bad. Ja, Bad ist gut, sag ihr, ich bin im Bad. Sie würde niemals reinkommen, wenn sie denkt, dass ich nackt bin.«
    »Kann nich tun.«
    »Nina!«
    »Sie beeilen. Sie auf Weg von Tor.«
    Voller Wut warf ich mich in meine Klamotten und schaffte es gerade rechtzeitig, aus meinem Schlafzimmer
hinauszukommen, ehe meine Mutter wie ein Schiff durch die Tür gesegelt kam.
    »Hallo, Mutter.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch und sah mich von oben bis unten an. Wenn sie schockiert war, dass meine Haare zu einem unordentlichen Knoten aufgesteckt und meine Kleidung zerknittert war, ließ sie es sich nicht anmerken. Aber wer hatte schon die Energie, sich hübsch zurechtzumachen, wenn seine Geheimnisse in den Schlagzeilen standen. Nach all dem Ärger, den ich durchgemacht hatte, wusste jeder, dass mein Mann mich wegen einer anderen verlassen und mich aus meinem eigenen Haus geworfen hatte. In kürzester Zeit war aus einer skandalösen Frau ein bedauernswerter Fall geworden, dem übel mitgespielt worden war. Und keines von beidem ist in der Junior League besonders beliebt. Aber wenigstens schien bis jetzt niemand zu wissen, dass ich mein Geld verloren hatte.
    »Heute kein Französisch?« war alles, was sie sagte.
    Es gelang mir zu lachen. »Ich habe beschlossen, Chinesisch zu lernen.«
    Blythe Hildebrand sah mich nachdenklich an. Ich erwartete, dass sie irgendeine bissige Bemerkung machen würde, was jedoch nicht der Fall war. Sie rief ihrem Fahrer etwas zu, dann ging sie an mir vorbei in die winzige Küche.
    Der alternde Rado kam mit zwei großen Taschen in die Küche.
    »Miss Frede«, sagte er und hätte wahrscheinlich an seinen Cowboyhut getippt, wenn er eine Hand frei gehabt hätte. »Es tut mir schrecklich leid, dass Sie in dieser schrecklichen Lage sind.«
    Ich hatte das Bedürfnis, ihn zu umarmen.

Weitere Kostenlose Bücher