Engel auf Probe (German Edition)
gründen?”
Joel ließ den Kopf hängen und zuckte nur die Schultern. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nun dem Loch in seinem Turnschuh. “Ja, wenn er das auch will, vielleicht.”
Irgendwas stimmte da nicht. Aber Angie hätte es nicht näher benennen können. “Was ist denn los, Joel?”
“Nix.”
Es schien etwas Ernstes zu sein, und Angie wandte schnell ein: “Du musst mir nicht helfen, wenn du es nicht willst. Ich kann die Sache auch allein hinbekommen.”
“Warum geben Sie sich eigentlich damit ab? Es kann Ihnen doch völlig egal sein, ob Reed heiratet oder nicht”, erklärte Joel und warf ihr einen herausfordernden Blick zu.
“Weil es mein Auftrag ist.”
“Von Reed?”
“Gütiger Himmel, natürlich nicht!” Angie zögerte, bevor sie ausweichend antwortete: “Sagen wir, dass das einfach eine höhere Instanz von mir verlangt.”
“Oh, ich verstehe. Mom hat die Finger im Spiel. Sie versucht, Reed unter die Haube zu bringen, seit …” Joel hatte immer leiser gesprochen, und der Rest des Satzes blieb sein Geheimnis. Wieder beschäftigte er sich eingehend mit dem Loch in seinem Turnschuh, bevor er Angie fragte: “Diese Frau, die Sie für ihn auswählen wollen … Darf ich sie kennenlernen? Ich meine,
bevor
Sie sie mit Reed verkuppeln.”
“Natürlich. Immerhin wohnst du ja bei deinem Bruder.”
“Versprochen?” Joel schien sich ein wenig zu entspannen.
“Na klar. Obwohl wir den Ereignissen da doch ein wenig vorgreifen. Erst müssen wir Reed mal beibringen, wie man sich einer Dame gegenüber verhält. Beim ersten Rendezvous, meine ich.”
“Das ist nicht Ihr Ernst! Reed hat bestimmt genug Erfahrung damit.”
“Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich habe ihn bei seinem letzten Rendezvous im
Sarducci’s
beobachtet.”
Joel schnitt ein Gesicht. “Wenn er sich da danebenbenommen hat, lag das bestimmt nur daran, weil Mom die Frau ausgesucht hat. Sie weiß nämlich überhaupt nicht, auf welche Girls ihre Jungen stehen. Kein Wunder, dass sie sich jetzt Hilfe bei einer Spezialistin sucht.”
“Nun, sie hat mich nicht wirklich angesprochen”, stellte Angie klar, ohne allzu deutlich zu werden. “Wir beide verfolgen nur zufällig dasselbe Ziel. Glaubst du, ich hätte ein besseres Händchen als sie?”
“Mit meiner Hilfe schon.”
“Heißt das, du bist dabei?”
“Ja. Aber meinen Sie wirklich, er braucht noch ein bisschen Training für Rendezvous?”
“Auf jeden Fall, und ich habe auch schon einen Plan.”
“Irgendwas Heimtückisches, Zwielichtiges, Hinterhältiges?”
Angie lächelte. “Unbedingt.”
Jetzt leuchteten Joels haselnussbraune Augen vor Begeisterung. “Da mache ich mit!”
Reed schlenderte lässig durch die Eingangstür vom
Sarducci’s
, obwohl er insgeheim kochte. Das war wirklich das letzte Mal, dass er seiner Mutter den Gefallen tat, sich mit irgendeiner Frau zu treffen. Er hatte lange genug Verständnis dafür aufgebracht, dass seine Mutter ihn unbedingt verheiraten wollte. Nach dem Fiasko mit Ellen. Manchmal glaubte er, die Sache mit der Heirat wurde bei seiner Mutter langsam zur fixen Idee.
“Guten Abend, Mr Harding. Wie schön, dass Sie uns schon wieder beehren!”
“Guten Abend, Roberto. Ich wünschte, ich könnte mich Ihrer Meinung anschließen.”
Der Oberkellner rieb sich die Hände und grinste. “Das werden Sie, das werden Sie. Vertrauen Sie mir. Die Dame ist bereits erschienen. Wenn ich Sie jetzt zu Ihrem Tisch führen darf?”
“Bitte.”
Reed war noch nicht ganz im Restaurant, als er seine Sekretärin entdeckte. Angie Makepeace saß wie beim letzten Mal an dem Tisch in der Mitte. Und wie immer trug sie Rot. Aber das Kleid, das sie heute Abend gewählt hatte, verlangte jedem Mann das Äußerste an Selbstbeherrschung ab. Nur von zwei Spaghettiträgern gehalten, zeichnete der weich fallende rotgolden schimmernde Seidenstoff exakt jede Kurve ihres Körpers nach, angefangen bei ihrer üppigen Oberweite über ihre schmale Taille bis hin zu den süßen kleinen Fußgelenken. Dabei wurde die rote Farbe immer intensiver, während die langen fließenden Stoffbahnen Angies Schoß umschmeichelten und direkten Blick auf nackte Haut erst wieder bei den niedlichen Füßchen gewährten.
Großartig, dachte Reed, wie soll ich mich bloß auf meinen heutigen Gast konzentrieren, wenn die Versuchung am Nachbartisch lauert? Er musste sicherstellen, dass er auf jeden Fall mit dem Rücken zu Angie saß.
Plötzlich blieb Roberto an ihrem Tisch stehen und sagte:
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